Time of Lust | Absolute Hingabe | Band 2 | Roman von Megan Parker
leuchtend roten Lippenstift aus meiner Handtasche und bepinselte damit meinen Mund. Dann drückte ich einen hübschen Kuss auf das Kuvert und machte mich kurz vor meiner Abreise noch einmal auf den Weg zum Penthouse. Vor seiner Tür kniend überkam mich dann doch dieser wehmütige Schmerz der Trennung, den ich eigentlich hätte empfinden sollen, als er mich zum Abschied geküsst hatte und meine sentimentalen Gefühle noch betäubt und berauscht von seinem wundervollen Höhepunkt friedlich geschlummert hatten. Bittere Tränen tropften nun auf den Umschlag und zeichneten einen Sternenhimmel rund um den einsamen, leuchtend roten Planeten. Aber bevor sich das Papier ganz aufweichen konnte, musste ich mich selbst davon losreißen und schob es schweren Herzens unter seiner Tür hindurch, mit dem Wissen, damit nicht nur ein schönes Bild, sondern auch ihn verloren zu haben.
Wenige Minuten später verließ ich das Hotel.
Meine Stimmung war gedrückt. Die beiden Mädchen gingen mir aus dem Weg und im Flugzeug saß ich wieder neben Gerry. Anstandshalber bedankte ich mich bei ihm für das Foto, obwohl mir eigentlich gar nicht danach war, mich bei ihm für irgendetwas zu bedanken.
»Hast du mir verziehen?«, fragte er daraufhin.
»Was denn? Du hast ja noch nicht mal zugegeben, dich unrecht verhalten zu haben.«
»Ich meine, ob du mir verziehen hast, dass ich Chiara den Vorzug gab. Es ist doch offensichtlich, dass du auf sie eifersüchtig warst.«
Mir blieb vor Entsetzen der Mund offen. »Bist du verrückt? Ich war doch nicht eifersüchtig! Falls du dich nicht erinnern kannst, ich wollte überhaupt nichts von dir!«
»Nicht?«
»Nein!«
»Ich dachte, ich hätte da was gesehen ... in deinen Augen ...«
Ich zischte verächtlich und sah ihn empört an.
»Du bist hinreißend, wenn du in die Luft gehst«, schmeichelte er.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Du hast mich auf den Arm genommen?«
Er lächelte schuldbewusst.
Ich zischte noch mal und war sprachlos. Doch dann machte ich eine abweisende Handbewegung, ließ mich zurück in den Sitz fallen und vertiefte mich zum Schein wieder in mein Buch. Ich musste nachdenken ... über David ... und was genau von meinen Erlebnissen ich ihm erzählen wollte. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich mir wirklich bald Sorgen um meine Augen machen sollte. Ich hatte zwar seit einer Woche nichts von ihm gehört, aber die Chancen, dass David mich vom Flughafen abholen würde, standen recht gut, und niemand konnte in meinen Augen besser lesen als er.
***
Aber meine Angst war unbegründet. Verleitet durch seinen liebevollen Empfang und die angeborene Gutmütigkeit, die er ausstrahlte, erzählte ich ihm freiwillig alles – einen Teil schon im Taxi und den Rest am Abend. Er hielt die Geschichte mit Chiara sogar für eine wichtige Erfahrung, auch wenn ich dadurch nur zu dem Schluss gelangt war, weder bisexuell noch lesbisch zu sein. Und sein Schuldeingeständnis, mir die Informationen zu Santiagos exklusiven Treffen absichtlich vorenthalten zu haben, erleichterte es ihm vermutlich etwas, mir meinen Fehltritt mit Ronan zu verzeihen, zumal ich ja gar keinen richtigen Sex mit ihm gehabt hatte. Trotzdem bat ich David, mir Blut abzunehmen und es untersuchen zu lassen, da ich ihn auf keinen Fall mit irgendetwas anstecken wollte. Aber auch diese Angst stellte sich als unbegründet heraus.
Meine Lebensfreude steigerte sich erheblich, als mich David eine Woche später vorzeitig von meinen Putzdiensten befreite und Hayle wieder in die Küche zurückkehrte. Vermutlich hatten beide erkannt, dass diese Tätigkeiten nicht gerade zu meinen Stärken zählten.
David gab mir auch das geheime Passwort für Santiagos Homepage und ich saß einige Abende vor dem Computer und betrachtete die Fotos der Mädchen. Anbei standen jeweils deren Vorname und das exakte Geburtsdatum. Darüber hinaus gab es keine persönlichen Informationen. Dann entdeckte ich einen Link zu den Terminen. Das letzte Jahrestreffen lag vier Monate zurück – musste also in meine Zeit auf Ivory gefallen sein – und das nächste war noch nicht angekündigt. David meinte, es gäbe klarerweise keine Pflicht, dorthin zu gehen, und er würde es mit allen Mitteln zu verhindern wissen, falls ich so etwas plante. Er ließ sich auch nicht dazu verleiten, mir etwas über diese Treffen zu erzählen und berief sich dabei auf seine Schweigepflicht.
Smokey Eyes
Eines Abends checkte ich meine E-Mails. Mehr als vierzehn Tage waren vergangen, seit
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