Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
zurecht und schlug vorsichtig den Weg in Richtung Audienzsaal ein.
Inzwischen war es ruhiger geworden – Chloe spürte niemanden um sich herum, im Gegenteil, es war gespenstisch still. Sie stolperte über die Kante eines gepflasterten Weges und folgte ihm. Wenn sie sich korrekt erinnerte, würde sie auf diese Weise zu Thuts privatem Audienzsaal kommen.
So tastete sie sich Schritt für Schritt und mit schützend vorgestreckten Armen vorwärts.
Ein durchdringender Schrei von Osten her ließ Chloe zusammenzucken und fluchen. Ein zweites Mal gellte er durch die Luft, hoch und durchdringend, fast eine Art Warnung. Chloe hörte schnell näher kommende Schritte und drückte sich an eine Wand, irgendeine Wand, dann hörte sie einen Läufer vorbeilaufen, mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen, direkt auf Thuts Gemächer zu.
Woher wußte er, wohin er mußte? fragte sie sich und trat von der Wand weg. Auf halbem Wege durch den langen Gang – wenigstens nahm sie an, daß es der lange Gang war – hörte Chloe das donnernde Echo der Türen, die gegen die Außenmauern schlugen, dann das Klirren von Rüstungen und das Klatschen unzähliger Sandalen.
Brummelnde Männerstimmen schwappten um sie herum hoch, so daß sie sich zurückzog, je näher die Stimmen kamen, jedoch ohne abschätzen zu können, wie nahe sie tatsächlich waren.
Wenig später drang Thuts offenkundig mißbilligende Stimme an ihr Ohr. »Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger sein können. Als ich mir heute morgen das Horoskop gelegt habe und darin stand, daß mir heute ein roter Hahn schreit, hätte ich ahnen können, daß das eine Katastrophe bedeutet! Diese ApiruGottheit ist fest entschlossen, Ägypten in die Knie zu zwingen. Das wird vielleicht eine Überraschung für Ramoses, wenn Hatschepsut, ewig möge sie leben!, ihm gegenübersteht!«
Offenbar war Pharao eingetroffen.
Chloe preßte sich gegen die Wand, als die Gruppe auf sie zukam. Sie konnte nicht das geringste erkennen, die Dunkelheit war undurchdringlich. Als sein Gefolge in einen Seitengang einbog, klang Thuts Stimme befehlshaberisch wie gewohnt.
»Ruft diesen Moshe und seinen Bruder in den großen Saal. Dann sucht Ameni und meine Wachen! Diesmal werden sie Ägypten in all seinem Glanz erleben!« Seine Stimme war schneidend. »Der Thron der ruhmreichen Hatschepsut, ewig möge sie leben!, soll auf dem Podest stehen. Ihr werdet dafür Sorge tragen!« Thuts weitere Befehle gingen in dem Trampeln zahlloser Sandalen unter, das durch die Gänge hallte. Wo mochte Cheftu nur stecken? Chloe tastete sich weiter vor in Richtung Audienzsaal. In der Dunkelheit müßte es ihr doch möglich sein, sich in einer Ecke zu verstecken und alles mitzuhören, was dort gesprochen wurde.
Langsam löste sie sich von der Wand und ging ein paar Schritte zurück, auf der Suche nach jenem Quergang, der sie zum Audienzsaal bringen würde.
Der edle Herr Cheftu ging vor Pharao, ewig möge sie leben!, auf und ab.
»Was fürchtest du denn, Magus?« fragte Hat. Nur die etwas höhere Stimme verriet ihr Entsetzen über diese mittägliche Mitternacht.
»Meine Majestät, seit vielen Wochen hat dieser Gott Ägypten mit Plagen heimgesucht. Nur wenn wir diese Menschen ziehen lassen, werden wir mit dem Leben davonkommen.«
Hat rutschte in ihrem Sitz herum. Cheftu konnte sie nicht sehen nicht einmal im Fackelschein, doch das Rascheln von Leinen über Gold und das Klopfen ihrer spitzen Nägel auf den Armlehnen verriet, wie gereizt und ungeduldig sie war. »Seit du fort bist, edler Herr, habe ich die Dienste eines anderen Magus in Anspruch genommen. Er ist nicht so tüchtig wie du, doch er hat eine Erklärung für diese Plagen. Er sagt, sie haben so gut wie nichts mit diesem Propheten zu tun. Und nun ist mir zu Ohren gekommen, daß die edle Dame RaEm ihre Stimme wiedergefunden und den Bastard in ihrem Bauch verloren hat. Stimmt das?«
»Jawohl, Meine Majestät.« Cheftu fragte sich, aus welcher Quelle sie das hatte.
»Gut. Sie ist jetzt mit Thut verheiratet, auf diese Weise sollte er mir eine Weile vom Leibe bleiben.«
»Meine Majestät –«, setzte Cheftu an.
»Es genügt, Magus. Gehen wir zu dem Audienzsaal in Thuts erbärmlich kleinem Palast, um diesen Propheten auf seinen Platz zu verweisen.«
»Aber Meine Majestät –«
»Fall mir nicht ständig ins Wort, Cheftu!« Sie klatschte in die Hände. Als die langsamen Schritte einer Sklavin zu hören waren, sagte sie: »Lege meinen goldenen Schurz und den goldenen Rock zurecht.
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