Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Sie wollten mit Ägypten verhandeln, und das sollen sie auch!«
Cheftu seufzte leise. Das Unabänderliche würde seinen Lauf nehmen. »Wo ist der edle Senmut?« fragte er. Hatschepsut reiste nur selten ohne ihn. Es wurde beängstigend still. »Er arbeitet an einem ganz besonderen Projekt. Erst schließt er die Arbeiten am Grab seiner Eltern ab. Er stammt zwar aus einer armen Familie, doch er ist ein ehrbarer Mann vor der Ma’at.«
Cheftu verbeugte sich, eine witzlose Geste angesichts der undurchdringlichen Dunkelheit.
Hat fuhr fort: »Er braucht seine Arbeit nicht im Stich zu lassen, um ein paar aufmüpfige Sklaven zurechtzuweisen.« »Ein ganz besonderes Projekt?« fragte Cheftu. »Hat Senmut mit seinem Totentempel in Deir El-Bahri Meiner Majestät nicht das erhabenste aller Bauwerke geschaffen? Wie könnte selbst ein einzigartiger Künstler wie Senmut das übertreffen?« »Diesmal erschafft er nicht etwas Schönes, er erschafft etwas Göttliches und Ewiges.« Ihr Tonfall ließ keine weiteren Fragen zu. »Meine Majestät ist Pharao von Ägypten, ewig möge ich leben! Ich habe diesem Land Frieden und Wohlstand gebracht.
Meine Majestät hat es nicht nötig, sich vor irgend jemandem zu rechtfertigen.«
»Sehr wohl, Meine Majestät. Allerdings ist der Frieden, den du dem Land gebracht hast, in Gefahr, in Goshen wie im Süden. Die Kushiten legen es wieder einmal auf eine Machtprobe an. Es wäre doch bestimmt besser, wenn du die Armee aussendest und diesen Aufstand erstickst, bevor er sich ausbreiten kann? Wäre das Gold auf diese Weise nicht besser genutzt?« Hats Tonfall war eisig. »Meine Majestät weiß sehr wohl, daß das Land nach Blut lechzt. Meine Majestät weiß, daß die Männer in den Krieg ziehen wollen und daß die Söhne, deren Leben ich in dieser langen Friedenszeit geschützt habe, ihrer Sicherheit überdrüssig sind. Trotzdem wird Meine Majestät nicht die Hoffnungen und Freuden der Mütter Ägyptens aufs Spiel setzen, nur um die Bedürfnisse ihrer gelangweilten männlichen Untertanen zu erfüllen! Du überraschst mich, Cheftu! Aus dir hat stets die Stimme der Vernunft gesprochen. Selbst als ich dich ein einziges Mal in die Schlacht zerren wollte, hast du dich geweigert zu kämpfen und dich statt dessen um die Gefallenen auf beiden Seiten gekümmert. Hast du dich in der zornerfüllten Gegenwart meines Neffen-Sohnes derart verändert? Oder bedeutet dein Vorschlag nichts anderes, als daß Meine Majestät vom Thron abtreten und Horus-im-Nest die Doppel krone überlassen soll?«
Cheftu versuchte, sich seine Angst nicht anhören zu lassen.
In seinen Eingeweiden rumorte und tobte es. Wußte sie von dem Treueid, den er Thut geschworen hatte? Oder war sie einfach nur wütend, weil sie keine Kontrolle darüber hatte, was mit ihrem geliebten Ägypten geschah?
»Meine Majestät«, begann er vorsichtig, »ich will nur das Beste für Ägypten. Ich habe mein Leben dem Dienst an unserem Land geweiht. Es macht mir Sorgen, daß die Menschen unzufrieden mit dem Frieden und dem Wohlstand sind, die du ihnen in der Weisheit der Götter hast zukommen lassen. Wäre es nicht klüger, eine kleine Armee zusammenzustellen und die Kushiten niederzuschlagen?
Würdest du damit den Wünschen des Volkes nicht besser gerecht werden als mit noch einem Bauwerk? Du hast schon so vieles von dem wieder aufgebaut, was während der Zeit der Hyksos in Ägypten verlorengegangen war; genügt das nicht?« »Nein.«
Sie saßen in der Dunkelheit, Cheftu voller Angst angesichts der Kälte in Hats Stimme. »Hast du mir stets all deine Geheimnisse offenbart, Hemu neter? Mein Verschwiegener?« In der Dunkelheit zog Cheftu die Stirn in Falten. »Das habe ich, Meine Majestät.«
»Du hast mir nie etwas verheimlicht? Keine magischen Formeln, keine geheimen Sprachen?«
Cheftu, in die Enge getrieben, antwortete ruhig, obwohl es in seinem Magen brodelte. »Nein, Meine Majestät. Mit meinen Fähigkeiten habe ich dir ganz allein gedient.«
»Schwörst du das?«
»Ja.« Hoffentlich fiel ihr das kurze Zögern nicht auf. »Bei allem, was dir heilig ist?«
»Ja«, wiederholte er verwirrt. So verhielt sich Hat sonst nie.
Was war los?
»Beim Ka deines Freundes Alemelek?«
Säure schwappte ihm in die Kehle, und er schluckte schwer, bemüht, den kalten Schweiß zu ignorieren, der ihm am ganzen Leib ausbrach. »Ich bitte um Vergebung, Majestät!« »Alemelek. Du besitzt Zeichnungen, die er angefertigt hat.
Skizzen und Zeichnungen, die mit nichts zu
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