Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
sie. »Ich weiß, du glaubst, daß du nichts mehr hast, aber im zwanzigsten Jahrhundert können wir zusammenbleiben. Vielleicht findest du ja eine neue Bestimmung?«
» Non , ich kann nicht zurück. Jean-François le jeune ist mit mir im neunzehnten Jahrhundert gestorben.«
Chloe verschluckte sich und wirbelte herum. »Jean-François Champollion!« Eine Sekunde lang starrte sie fassungslos in sein bronzefarbenes Gesicht. »So … so heißt du doch nicht, oder? Bist du, warst du damals Jean-François Champollion?«
»Je suis«, erwiderte er mit einer glaubhaften Verbeugung.
»Mein Bruder hat mich betrogen. Er hat den Schlüssel zu den Hieroglyphen entdeckt, das hast du doch selbst gesagt.«
»Nein!« kreischte Chloe. »Ich habe dir gesagt, es war ein Champollion! Jean-François! Er ist der Vater der Ägyptologie! Du bist das!«
Cheftus Gesicht wurde grau, selbst im flackernden Fackelschein. »Das ist nicht möglich«, flüsterte er. »Woher weißt du diese Dinge?«
»Einen Tag bevor ich hier gelandet bin, habe ich ein Buch darüber gelesen! Es hat von Napoleons Zug nach Ägypten gehandelt. Darin wurde der ältere Champollion erwähnt, der seinen kleinen Bruder mitgenommen hatte«, der damals bereits ein studierter Linguist war , fiel ihr Cheftus Bemerkung ein. »Gleich hinter Karnak wurde er sehr krank. Er wurde mit JeanJacques zusammen heimgeschickt, und es dauerte lange, bis er sich wieder erholt hatte.« Ihre Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern, so als hätten sich die Worte, die sie gelesen hatte, in ihr Gedächtnis gebrannt. »Danach meinten alle, die ihm begegneten, man könne ihn für einen alten Ägypter halten, so vertraut war er mit deren Kultur!« Mit starrem Blick fuhr sie fort: »Er hat sein Leben damit zugebracht, die Hieroglyphen zu entschlüsseln! Er behauptete, sie seien nicht nur religiöse Bilder, sondern stünden auch für bestimmte Laute und ein Alphabet. Er schrieb Bücher über die Pharaonen und ihr Leben. Er weihte sein ganzes Leben dem alten Ägypten.«
Cheftu sank gegen die Wand. »Ist das dein Ernst? Er hat all das in meinem Namen zustande gebracht? Ich bin nicht in der Namenlosigkeit versunken?«
Ihr Verstand war immer noch damit beschäftigt, das zu verarbeiten. »Todernst«, bestätigte sie. »Der Junge, den du gesehen hast … ihr habt offenbar Plätze getauscht, und er … also, er wurde dann Champollion.« Sie starrte ihren Ehemann an. »So muß es gewesen sein, denn du siehst Champollions Bild nur entfernt ähnlich.«
»Mon Dieu.« Cheftu sank zu Boden.
Sie kniete neben ihm nieder. »Champollion?« flüsterte sie und legte dabei eine eisige Hand auf die ihr so vertrauten Knie. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist schon komisch, wenn man entdeckt, daß der eigene Ehemann ein … eine historische Gestalt ist!«
» Aii , die Geschichte.« Er legte seine kalte Hand über ihre. Dann hörten sie Geräusche, gedämpft, aber nicht wegzuleugnen. » Haii, mon Dieu , was habe ich getan?« flüsterte er und sah zu den Sternen auf.
»Was?« Plötzlich merkte Chloe, daß Cheftu jemanden erwartete.
»Geh in die Tür, Geliebte«, sagte Cheftu, erhob sich und schob sie vorwärts. »Du mußt fort.«
Chloe ging hinüber und blieb mit wackelnden Knien in dem Alkoven stehen. »Ich kann nicht ohne dich gehen«, sagte sie.
»Geh mit Gott, Geliebte«, wiederholte er mit brechender Stimme.
Sie schluckte, denn im selben Augenblick traten Soldaten aus dem Dunkel, mit ihren Bögen auf Cheftu zielend. »Was soll das?« schrie sie.
»Geh!« brüllte Cheftu.
»Jawohl, Kheft «, verkündete Thut und trat vor.
»Verschwinde, bevor noch mehr Böses Ägypten heimsucht. Wirf nicht das geschenkte Leben fort, das dein Liebhaber dir erkauft hat.«
Perplex sah Chloe Cheftu an. »Erkauft?«
Cheftu blickte sie mit tränenglänzenden Augen an.
»Sobald du fort bist«, sagte Thut, »wie es der ehemalige Erpa-ha erbeten hat, werden die Mauern dieser Kammer aufgerissen. Dann wird Cheftu mich zu den Goldschätzen führen, die dieses Weib gestohlen hat. Mit dem Gold, das sie Ägypten geraubt hat, werde ich alles wieder aufbauen und der größte Pharao werden, den Ägypten je gekannt hat. Dann werde ich auf Eroberungsfeldzüge gehen. Sobald ich Ägyptens Schatzkammern zurückgewonnen habe, werde ich jede Erinnerung an ihre schändliche Regentschaft auslöschen. Nicht eine einzige Kartusche mit ihrem Namen soll erhalten bleiben!«
»Wieso?« Chloe rannen Tränen über die Wangen.
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