Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Ehuru.«
» Haii! Wird es ein glücklicher Tag für die gelbhaarige Witwe?«
Cheftu sah dem Alten in die schwarz funkelnden, prüfenden Augen. »Ich habe ihr Horoskop nicht gelesen, also weiß ich auch nicht, was die Götter heute mit ihr vorhaben«, antwortete er trocken.
Ehuru senkte den Blick und atmete laut aus, »Herr, wer wird für dein Haus der Ewigkeit sorgen, wenn du keine Kinder zeugst? Diese ganzen Reisen sind schön und gut, aber sie können einen Mann in der Nacht nicht wärmen! Wenn du eine Frau hättest, würde dich dein Bauch nicht so plagen!«
Cheftu wedelte abwehrend mit einer Hand. »Ich weiß, Ehuru, ich weiß. Wenn ich keinen Sohn bekomme, werde ich ewig Hunger leiden, und wenn ich keine Tochter bekomme, werden die Priester mein Land erben. Und ohne eine Frau, meinst du, wird mir in den frostigen ägyptischen Nächten wahrscheinlich mein Glied abfallen!« Er lachte. »Ich bin nicht gewillt, jetzt schon mein angenehmes Leben aufzugeben. Ich habe meine Reisen genossen. Ich bin erst seit wenigen Monaten wieder in Ägypten.« Cheftu zog eine Braue hoch. »Und, alter Vater, als Hemu neter werde ich meinen Bauch wohl selbst heilen können, hau?«
Ehuru schlurfte davon. »Sehr wohl, Herr. Allerdings werden auch deine Freunde heiraten, und du wirst dein Leben ganz allein trinkend und spielend vergeuden, mit brennenden Innereien, weil dir eine Frau fehlt.«
Cheftu lächelte Ehuru hinterher.
Er war für Cheftu wie ein Vater, Diener, Schreiber und Hausverwalter in einer Person und logischen Argumenten genausowenig zugänglich wie alle vier zusammen.
Er lief in das obere Stockwerk hinauf, rief ein paar Diener herbei und stand reglos da, während sie ihn in einen schwer gefältelten Schurz hüllten und die lange fransenbesetzte Schärpe seines Familienbezirks, des Orys-Gaus, um seine Hüfte banden. Seine Brust bedeckten sie mit einem ibisköpfigen Brustschmuck aus Lapis und Tigerauge. Er fügte einen schlichten roten Lederkragen und ein Kopftuch hinzu, schnürte seine Sandalen und befahl, seine Pferde vor den Streitwagen zu spannen.
Dann verließ er sein Haus durch den Seitengarten und spazierte zwischen süß duftenden, eben knospenden Blumen hindurch, die die Rückkehr des Lebens in die roten und die schwarzen Länder Kemts ankündigten. Er nahm die Zügel, wendete seinen Streitwagen auf der breiten, von Sykomoren überschatteten Allee und fuhr den Weg der Adligen hinauf zum Palast und dem Komplex von Karnak.
In Hatschepsuts Vorzimmer drängten sich die Bittsteller, darum trat Cheftu in einen der langen, dunklen Gänge, die zu den Ruheräumen Pharaos führten. Die Wachen nickten ihm zu, und einige von ihnen ließen ein Lächeln aufblitzen, als sie ihren alten Kameraden von der Reise nach Punt und anderen Expeditionen erkannten. Die roten Holztüren waren geschlossen, und Nehesi, Hatschepsuts Vertrauter und Führer der Zehn von Zehntausend, kündigte ihn an. Cheftu trat ein und verbeugte sich auf der Stelle.
Hatschepsut befand sich auf der einen Seite des Raumes, Senmut auf der anderen, aber nicht einmal ihr zu Kopf steigendes Myrrhe-Parfüm konnte den schweißigen Geruch im Raum überdecken; geruht hatten die beiden bestimmt nicht. Er verkniff sich ein Lächeln und wartete darauf, daß man ihn zur Kenntnis nahm. »Hemu neter«, sagte Hatschepsut mit absolut beherrschter Stimme.
»Pharao, ewig mögest du leben! Leben! Gesundheit! Wohlergehen!«
»Wie geht es meiner Priesterin? Ich habe von der Schwesternschaft beängstigende Berichte erhalten – Berichte über Vorfälle, die sich schon vor diesem letzten zugetragen haben. Nimm Platz.«
Cheftu setzte sich auf einen der mit Leopardenfell überzogenen Stühle im Zimmer und sah seine Pharaonin und Freundin nachdenklich an. Sie trug die Kleidung der Bogenschützen: einen weißen Schurz und blauen Lederkragen, dazu Schienbeinschützer, Sandalen, Helm und Handschuhe. Ihre mit Edelsteinen besetzte zeremonielle Geißel und der Krummstab ruhten auf einem anderen Stuhl, gebettet auf ihren weiß und golden bestickten Umhang. Er stellte sich ihrem azurblau umrandeten Blick und fühlte sich wie jedesmal ein wenig verunsichert durch ihre persönliche Macht und fast männliche Autorität.
»Es gibt keinen krankheitsbedingten Grund dafür, daß sie nicht sprechen kann. Seit vier Tagen wird sie von W’rer Batu und ihrer Dienerin Basha mit den Wassern des Anubis behandelt. Morgen werde ich sie erneut untersuchen, um festzustellen, ob eine Besserung eingetreten
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