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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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Königshauses verheiratet wurden? So wurde Claras jüngere Schwester Frances die Herzogin von Westminster! Tatsächlich bist du, meine Liebe, sowohl mit einer Herzogin als auch mit einer Gräfin verwandt.«
    Michele starrte Annaleigh an. »Meine Güte! Bescheidenheit ist nicht gerade die Tugend dieser Familie.«
    Das nächste Porträt zeigte ein Mädchen, das viel zugänglicher aussah: ein lächelnder dunkelhaariger Teenager, der einen perlenbesetzten Haarreif trug und ein schickes, marineblaues kurzärmliges Kleid.
    »Und sie?«, fragte Michele.
    »Das ist deine Großtante Stella, 1942. Wie die anderen Porträts wurde es anlässlich ihres Gesellschaftsdebüts gemalt, als sie noch ein Teenager war und in diesen Räumen lebte«, sagte Annaleigh.
    »Moment mal – all diese Porträts sind also von Mädchen, die vor mir hier in diesen Zimmern gewohnt haben?«, hakte Michele nach.
    Annaleigh nickte.
    »Hm … und wo ist meine Mom?« Mit einem Mal blieb Michele die Luft weg.
    Schweigend deutete Annaleigh auf eine Ecke an der gegenüberliegenden Wand. Michele rannte sofort hin. Da war ihre Mutter, auf diesem Gemälde in einer Weise lebendig, wie Michele es nie auf einem Foto von ihr gesehen hatte. Ihre Augen funkelten und strahlten Lebensfreude aus, und ihr Mund war zu einem breiten Grinsen verzogen, so als würden sie und der Maler gerade über einen Witz lachen. Ihr normalerweise glattes Haar war gelockt, und sie trug ein helles Cocktailkleid. Ihren Hals zierte eine ganz feine Schmetterlingskette aus Jade und Gold. Sie war wunderschön, aber dezent. Typisch Mom , dachte Michele.
    »Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Mom für ein Porträt gesessen hat«, sagte Michele mit einem Kloß im Hals. Von allen Windsor-Mädchen sieht Mom am glücklichsten aus , schoss es ihr durch den Kopf. Und doch hatte sie ein so tragisches Schicksal.
    Während sie das Porträt betrachtete, füllten sich Micheles Augen mit Tränen. Sie musste es sehr lange angestarrt haben, denn als sie sich schließlich davon losriss, stellte sie fest, dass Annaleigh sie allein gelassen hatte.
    Kurz vor halb acht tauchte Annaleigh vor Micheles Schlafzimmertür auf, um sie zum Speisezimmer zu führen. Bei dem Gedanken daran, wie die Unterhaltung mit ihren Großeltern wohl verlaufen würde, drehte sich Michele der Magen um.
    Der Anblick des im venezianischen Stil eingerichteten Speisezimmers verschlug ihr beinahe die Sprache. Zehn gewaltige Säulen aus rosafarbenem Alabaster flankierten den Raum, und zwei Baccarat-Kronleuchter funkelten über dem geschnitzten Eichentisch. Die Esszimmerstühle waren aus schwerer Bronze mit roten Samtpolstern, abgestimmt auf die purpurfarbenen Vorhänge und rosafarbenen Marmorwände.
    »Michele, willkommen.« Dorothy lächelte. Sie und Walter saßen bereits, Michele ließ sich auf einen Stuhl ihnen gegenüber fallen. Und schon umkreiste ein Küchenmädchen den Tisch, um den Salat zu servieren.
    Michele beobachtete das Ganze voller Schuldgefühle. Sie und Marion hatten ihre Mahlzeiten immer selbst gekocht und serviert.
    »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte Michele.
    Erschrocken sah das Mädchen Michele an und hätte beinahe den Salat neben statt auf ihren Teller gehäuft, während Dorothy ein ersticktes Geräusch zwischen Husten und Keu chen von sich gab. Sobald das Mädchen mit hochroten Wangen wieder in der Küche verschwunden war, tadelte Walter sie freundlich: »Michele, Liebes, du solltest so etwas nicht zum Personal sagen. Das schickt sich nicht.«
    Verwirrt starrte Michele ihn an. »Aber … wir leben im 21. Jahrhundert!«, platzte sie heraus.
    »Natürlich«, warf Dorothy schnell ein. »Aber da ihre Aufgabe darin besteht, dir das Essen zu servieren, werden sie verlegen, wenn du ihnen Hilfe anbietest. Sie denken dann, sie würden ihre Aufgabe nicht richtig erledigen.«
    Michele warf ihren Großeltern einen skeptischen Blick zu. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit einer Welt, in der man sich eine Rüge einhandelte, wenn man »dem Personal« seine Hilfe anbot.
    »Nun denn«, sagte Walter, der die Situation offensichtlich entschärfen wollte, sanfter. »Was hältst du von deinem neuen Zuhause?«
    »Ich – na ja, es ist natürlich fantastisch, wie aus einem Märchen. Aber ich empfinde es nicht als Zuhause , denn es unterscheidet sich völlig von allem, was ich gewöhnt bin«, sagte Michele ehrlich. »Ich meine, es ist fast unmöglich, sich vorzustellen, dass Mom hier aufgewachsen ist. Sie war keine extravagante

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