Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Anweisungen zu geben.
Stern sah auf dem Videomonitor zu, wie dicke Schläuche zum ersten der leeren Schilde gezerrt wurden. Männer legten Leitern an die Tanks und stiegen mit den Schläuchen hinauf. »Ich glaube, das ist das Beste«, sagte Gordon. »Wenigstens können —«
Stern sprang plötzlich auf. »Nein«, sagte er. »Tun Sie es nicht.«
»Was?«
»Füllen Sie die Tanks nicht.«
Kramer starrte ihn an. »Warum nicht. Was kann –«
»Tun Sie es nicht!« sagte Stern. In dem kleinen Kontrollraum klang es fast wie ein Schrei. Auf dem Monitor sah man, wie die Männer die Hähne über die Einlaßöffnung hielten. »Sagen Sie ihnen, sie sollen aufhören! Kein Wasser in den Tank! Nicht einen Tropfen!«
Gordon gab den Befehl über Funk weiter. Die Techniker sahen überrascht hoch, aber sie hielten inne und kletterten mit den Schläuchen wieder zu Boden.
»David«, sagte Gordon sanft. »Ich glaube, wir müssen —«
»Nein«, sagte Stern. »Wir füllen die Tanks nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil das Wasser den Kleber ruiniert.«
»Den Kleber?«
»Ja«, sagte er. »Ich weiß, wie wir die Tanks verstärken können.«
Kramer sagte: »Im Ernst? Wie?«
Gordon wandte sich dem Techniker zu. »Wieviel Zeit noch?«
»Fünfunddreißig Minuten.«
Er wandte sich wieder an Stern. »Nur noch fünfunddreißig Minuten, David. Wir haben keine Zeit mehr, um noch irgendwas zu tun.«
»Doch, haben wir«, sagte Stern. »Die Zeit reicht gerade noch. Wenn wir uns sehr beeilen.«
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00:33:09
Kate lief hinunter in den inneren Burghof von La Roque und zu der Stelle, wo Chris eben noch gestanden hatte. Aber Chris war verschwunden.
»Chris?«
Aus ihrem Ohrstöpsel kam keine Antwort.
Und er hat die Keramik, dachte sie.
Überall auf dem Hof lagen brennende Leichen. Sie lief von einer zur anderen, um zu sehen, ob Chris darunter war. Ihr Blick fiel auf Raimondo, der ihr zunickte und winkte — und dann erschauderte sie. Einen Augenblick lang dachte sie, es liege an den Hitzewellen der Flammen, aber dann drehte sich Raimondo um, und sie sah, daß er aus der Seite blutete. Ein Mann stand hinter ihm, der mit seinem Schwert immer wieder auf ihn einhackte, auf den Arm, die Schulter, den Oberkörper, die Beine. Jeder Hieb war kräftig genug, um tiefe Wunden zu schneiden, aber nicht, um zu töten. Heftig blutend taumelte Raimondo rückwärts. Der Mann rückte, weiter auf ihn einhackend, vor. Raimondo sank auf die Knie. Der Mann stand jetzt über ihm, doch er schlug weiter auf ihn ein. Schließlich kippte Raimondo nach hinten, und der Mann zerschnitt ihm das Gesicht, zog sein Schwert diagonal über Lippen und Nase, so daß Fleischfetzen davonspritzten. Das Gesicht des Angreifers war durch die Flammen nicht zu sehen, aber Kate hörte ihn bei jedem Hieb »Bastard, Bastard, Bastard« rufen. Er sprach modernes Englisch. Und dann wußte sie, wer der Mann war.
Der Angreifer war de Kere.
Chris folgte Arnaut tiefer in das Verlies. Irgendwo vor ihnen hallten Stimmen. Arnaut bewegte sich jetzt vorsichtiger, drückte sich an den Wänden entlang. Schließlich konnten sie in das nächste Gewölbe sehen, das von einer großen Grube im Boden beherrscht wurde. Über der Grube hing ein schwerer Metallkäfig an einer Kette. Der Professor stand darin mit ausdruckslosem Gesicht, während der Käfig von zwei Soldaten, die an einer Winde drehten, in die Grube hinabgelassen wurde. Marek wartete mit gefesselten Händen und von zwei Soldaten bewacht an der gegenüberliegenden Wand.
Lord Oliver stand am Rand der Grube und sah lächelnd zu, wie der Käfig in die Tiefe sank. Er trank aus einem goldenen Kelch und wischte sich das Kinn. »Ich habe Euch mein Versprechen gegeben«, sagte er, »und ich halte es auch.« Zu den Soldaten an der Winde sagte er: »Langsamer, langsamer.«
Den Blick starr auf Oliver gerichtet, knurrte Arnaut wie ein Hund und hob sein Schwert. Dann drehte er sich kurz zu Chris um und sagte: »Ich übernehme Oliver. Ihr könnt die anderen haben.«
Die anderen, dachte Chris. Es waren vier Soldaten in dem Gewölbe. Aber er hatte keine Zeit zu protestieren, denn mit einem wütenden Aufschrei stürmte Arnaut bereits voran und rief: »Oliverrrrr!«
Den Kelch noch in der Hand, drehte Lord Oliver sich um. Mit einem höhnischen Grinsen sagte er: »Aha. Das Schwein zeigt sich.« Er warf den Kelch beiseite und zog sein Schwert. Die beiden stürzten sich aufeinander.
Chris lief jetzt auf die Soldaten an der Winde zu, aber er wußte nicht so
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