Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
nicht gesehen hatte: Seitlich am Kopf, hinter dem entstellten Ohr, befand sich noch ein drittes Auge, kleiner als die anderen und nur zum Teil ausgebildet. Und unter diesem Auge war ein Stück Nase zu erkennen, und darunter ein vorspringendes Kieferfragment, das wie ein Tumor aus der Kopfseite herauswuchs. Ein Bogen weißer Zähne ragte aus dem Fell, aber es gab kein Maul.
    Transkriptionsfehler. Jetzt begriff er, was das bedeutete.
    Wieder und wieder sprang die Katze gegen die Stäbe, ihr Gesicht blutete bereits vom wiederholten Aufprall. Gordon  sagte: »Er macht so weiter, bis wir gehen.«
    »Dann sollten wir verschwinden«, sagte Stern.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann sagte Gordon: »Es ist nicht nur das, was man sieht. Es gibt auch mentale Veränderungen. Das waren die ersten feststellbaren Veränderungen bei der Person, die gespalten wurde.«
    »Ist das derjenige, von dem Sie mir erzählt haben? Der in der Vergangenheit geblieben ist?«
    »Ja«, sagte Gordon. »Deckard, Rob Deckard. Er war einer unserer Marines. Lange bevor wir Veränderungen an seinem Körper feststellen konnten, zeigte er schon mentale  Veränderungen. Aber wir begriffen erst später, daß Transkriptionsfehler die Ursache dafür waren.«
    »Was für mentale Veränderungen?«
    »Ursprünglich war Rob ein fröhlicher Kerl, ein sehr guter  Athlet und äußerst sprachbegabt. Er konnte einfach mit einem Fremden beim Bier sitzen, und wenn er das Bier ausgetrunken hatte, hatte er auch schon die ersten Brocken der Sprache aufgeschnappt. Sie wissen schon, hier einen Ausdruck, dort ein Wort. Er fing dann einfach an zu reden. Immer mit perfektem Akzent. Nach ein paar Wochen konnte er reden wie ein Muttersprachler. Bei den Marines wurde dieses Talent entdeckt, und sie schickten ihn auf eine ihrer Sprachschulen. Aber mit der Zeit akkumulierten sich bei Rob die Fehler, und er war plötzlich nicht mehr so fröhlich. Er wurde bösartig«, sagte Gordon. »Wirklich bösartig.«
    »Ja?«
    »Hier bei uns verprügelte er einen Wachposten, nur weil der zu lange brauchte, um seinen Ausweis zu kontrollieren. Und in einer Bar in Albuquerque brachte er einen Mann fast um. Zu der Zeit erkannten wir, daß Deckard einen permanenten Hirnschaden davongetragen hatte und daß das nicht mehr besser, sondern eher noch schlimmer werden würde.«
    Im Kontrollraum fanden sie Kramer vor dem Monitor. Gebannt starrte sie die Feldfluktuationen auf dem Bildschirm an. Sie kamen jetzt immer stärker. Und die Techniker sagten, daß mindestens drei zurückkamen, vielleicht sogar vier oder fünf. Kramer sah man deutlich an, daß sie innerlich zerrissen war; ihr persönlich wäre es am liebsten, wenn sie alle zurückkämen.
    »Ich glaube noch immer, daß der Computer falsch liegt und die Schilde halten«, sagte Gordon. »Auf jeden Fall können wir jetzt die Schilde füllen und schauen, ob sie halten.«
    Kramer nickte. »Ja, das könnten wir tun. Aber auch wenn sie sich füllen lassen, ohne zu bersten, kann es passieren, daß sie später platzen, vielleicht mitten im Transit. Und das wäre eine Katastrophe.«
    Stern rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte plötzlich ein komisches Gefühl. Irgend etwas quälte ihn, ließ ihm keine Ruhe. Als Kramer »platzen« sagte, kamen ihm wieder Autos in den Sinn, dieselbe Bilderfolge wie zuvor. Autorennen. Riesige  Lastwagenreifen. Der Michelin-Mann. Ein großer Nagel auf der Straße, und ein Reifen, der darüberfuhr.
    Platzen.
    Die Tanks konnten platzen. Reifen konnten platzen. Warum ging ihm dieser Begriff nicht mehr aus dem Kopf?
    »Um das noch durchzuziehen«, sagte Kramer, »müßten wir irgendwie die Schilde verstärken.«
    »Soweit waren wir auch schon«, sagte Gordon. »Aber es gibt einfach keine Möglichkeit.«
    Stern seufzte. »Wieviel Zeit haben wir noch?«
    Der Techniker sagte: »Noch einundfünfzig Minuten, und die Zeit läuft.«
----

00:54:00
    Zu Kates Verwunderung kam von unten Applaus. Sie hatte den Sprung geschafft, jetzt hing sie mit den Händen am Balken und  baumelte hin und her. Und unten wurde geklatscht, als wäre das Ganze eine Zirkusnummer.
    Sie schwang die Beine hoch und zog sich auf den Balken.
    Guy Malegant auf dem Querbalken hinter ihr eilte zum Mittelbalken zurück. Er hatte offensichtlich vor, ihr den Weg abzuschneiden.
    Sie lief auf dem Querbalken zur Mitte. Da sie behender war als Guy, erreichte sie den breiten Mittelbalken lange vor ihm. So blieb ihr ein Augenblick Zeit, um sich zu

Weitere Kostenlose Bücher