TimeRiders 03: Der Pandora Code
selbst zu beruhigen. Zumindest wusste sie jetzt, dass Foster den ersten Mittwoch seines »Ruhestands« nicht hier verbracht hatte. Sie würde zum Eisenbahnbogen zurückkehren. Heute, am Mittwoch, würde sie dort nichts anderes vorfinden als einen ungenutzten Raum unter der Brücke, an dessen heruntergelassenem Rolltor ein Plakat mit der Aufschrift »Zu vermieten« klebte. Vor diesem Tor würde sie warten, bis um acht Uhr abends ein schimmerndes Portal erschien, das sie zurück zum Montag brachte.
Sie würde das hier immer wieder tun, es immer wieder mit dem Mittwoch versuchen. Nächstes Mal würde der Eingang zum Empire State Building dran sein.
Ihr Blick schweifte über die herumlaufenden Touristen und blieb wieder an der blassen Rauchsäule über Manhattan hängen.
Sie konnte sich an diesen Tag erinnern, an den Tag danach . Sie war wie alt gewesen? Acht? Neun? Mom und Dad waren den ganzen Tag zu Hause geblieben und hatten am Fernseher mitverfolgt, wie mit Asche verschmierte Helfer an den Rändern der glimmenden Ruine gearbeitet und Metallstreben und Trümmer weggeräumt hatten in der Hoffnung, Ãberlebende zu finden. Sie hatte auf dem FuÃboden des Wohnzimmers mit ihrem Meccano -Baukasten gespielt und versucht, ihre Version eines Transformators zu bauen. Ihre Aufmerksamkeit hatte sie dabei zu gleichen Teilen auf ihre Konstruktion und ihre Eltern aufgeteilt. Ihre Mutter hatte geschluchzt, ihr Vater geflucht.
Und jetzt erlebte sie diesen Mittwoch wieder. Derselbe Tag, ein anderer Ort.
Ihr ging ein seltsamer Gedanke durch den Kopf. Was, wenn sie die Sicherheitsabsperrungen rings um die Ruine der Twin Towers überwand und es schaffte, von einem Fernsehreporter angesprochen und interviewt zu werden? Sie könnte ihrem achtjährigen Ich zuwinken, ihrer Mutter und ihrem Vater, die vor dem Fernseher saÃen. Sie konnte sie beruhigen, indem sie ihnen erzählte, dass sie in neun Jahren nicht zusammen mit 137 anderen Menschen an Bord von Flug 95 sterben würde. Sie konnte ihnen jetzt schon sagen, dass sie es überleben würde.
Sie schüttelte den Kopf. Nette Idee. Aber sie würde es nicht tun.
Sie versuchte, sich wieder auf dringendere Dinge zu konzentrieren. Auf Liam und die Support Unit. Bob hatte ihr versichert, dass die Kopie seiner künstlichen Intelligenz im Körper des weiblichen Klons Liam dieselbe Empfehlung geben würde, die er ihr gegeben hatte: einen diskreten Weg zu finden, Kontakt aufzunehmen. Er musste diskret sein, denn eine allzu offensichtliche Nachricht, eine Nachricht, die sich allzu sehr vom allgemeinen historischen Geschehen abhob, konnte sich stark auf die Zeitlinie auswirken. Aber genau da lag das Problem. Ein heimlicher Hinweis, den er in der historischen Epoche hinterlegte, in der er sich befand, und der so diskret war, dass nur Sal und sie auf ihn aufmerksam wurden �
Wo zur Hölle sollen wir denn nach so etwas suchen?
Wenn sie nur 150 Jahre zurück in der Zeit geschleudert worden waren, dann war es denkbar, dass Liams Nachricht abermals in den Gästebüchern des Museum of Natural History auf sie wartete. Sal hatte beschlossen, dort nachsehen zu gehen. Aber was, wenn sie in einer ferneren Vergangenheit steckten?
In der Zeit vor 500 Jahren? Vor 1000 Jahren? Was hatte es vor 1000 Jahren in der zentralen Region von Texas gegeben? Eine Menge Bisons, nahm Maddy an, und ein paar Indianer. Aber bestimmt kein Gästebuch, in dem sie eine verschlüsselte Nachricht hinterlassen konnten. Die Support Unit würde Liam ganz bestimmt nicht dazu raten, ein »Holt uns hier raus« quer über eine antike, handgewebte Navajodecke zu schreiben. Es sei denn, es lag im Interesse der Agentur, dass sämtliche Historiker, die sich mit den amerikanischen Ureinwohnern beschäftigten, diese Nachricht auf ihren Konferenzen diskutierten.
Es musste wesentlich subtiler sein. Aber wenn es zu subtil war, wie sollten sie es dann jemals finden?
Vielleicht ist es ja eine Nachricht, die uns finden soll.
Sie sah von ihrem Kaffee auf.
⦠uns finden â¦
»Mein Gott!«, flüsterte sie. Vielleicht war es das, was sie tun würden. Eine Nachricht, die an ihren Finder adressiert war, wer auch immer das sein würde. Eine Nachricht, die dem Finder eine Belohnung versprach, vorausgesetzt, sie wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort abgeliefert. Eine Nachricht, die vielleicht unvorstellbaren Reichtum und
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