TimeRiders 03: Der Pandora Code

Dichtemessungen vornimmt.«
    Wieder merkte Liam, wie er jegliche Zuversicht verlor. »Diese Zeitreiserei ist wirklich der allergrößte Blödsinn. Kann uns die Agentur nicht irgendein Signal senden, das wir dann wieder zurückschicken könnten?«
    Â»Theoretisch wäre das möglich. Aber es würde eine enorme Menge an Energie erfordern und natürlich eine Zeitreisenmaschine, außerdem ein Computersystem, das hoch entwickelt genug ist, um ein Ziel zu identifizieren, und …«
    Er hob eine Hand. »Becks?«
    Sie sah ihn gehorsam an.
    Â»Halte jetzt bitte den Mund.«
    Â»Bestätigt.«
    Er stand auf und reckte sich. »Ach, verdammt!« Plötzlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und schlug mit der Faust gegen die Palisade. Sie begann zu vibrieren, Holz und Lianenseil knarzten. »Aua!«, murmelte er und hielt die abgeschürften Knöchel an die Lippen. »Das hat wehgetan.«
    Neugierig neigte Becks den Kopf. »Warum hast du das gemacht?«
    Â»Bist du jetzt endlich still?«

32
    65 Mio. Jahre v. Chr. Urwald
    Mehrere dieser neuen Tiere standen an den seichten Stellen des Wildwassers, das sich schäumend an ihren Beinen brach. Sie hielten lange Stöcke in den Händen und starrten konzentriert ins Wasser. Dabei blieben sie lange Zeitphasen hindurch reglos stehen, um dann ganz unvermittelt und ohne erkennbaren Grund mit dem Stock ins Wasser hineinzustechen.
    Gebrochene Kralle kehrte zu den anderen zurück, die ein paar Schritte weiter am Boden kauerten und diese Wesen ebenfalls fasziniert beobachteten. Er klickte mit den Krallen, um sein Rudel auf sich aufmerksam zu machen. Sie gehorchten sofort und sahen ihn an. Gebrochene Kralle gab einige leise, kehlige Belllaute von sich und schnappte in die Luft.
    Neue Wesen. Sie sind gefährlich.
    Warum das so war, konnte er nicht erklären. Es war einfach so. Möglicherweise waren diese neuen Tiere weitaus gefährlicher als sie selbst. Er richtete den Blick seiner gelben Augen wieder auf diese Wesen, und dann zu den eigenartigen Gebilden, die sie mit ihren blassen Armen errichtet hatten. Der lange, seiner Äste und Blätter beraubte Baum, der schräg über dem Fluss hing, und nun dem Hals eines der riesigen Pflanzenfresser ähnelte, die in der Ebene lebten. Am oberen Ende des Stammes konnte Gebrochene Kralle miteinander verbundene Lianen erkennen, die über den dicken Ast eines anderen Baums gelegt waren und dann senkrecht nach unten verliefen, zu einem an ihnen befestigten Bündel von schweren Holzklötzen.
    Er hatte keinerlei Vorstellung davon, wozu diese Konstruktion dienen könnte, oder warum diese Wesen so hart gearbeitet hatten, um sie anzufertigen. Aber sie hatten es getan und das machte ihm Sorgen. Das, und dass er nicht verstehen konnte, was diese Konstruktion bewirkte. Er bellte wieder leise.
    Neue Wesen. Schlauer als wir.
    Die anderen schienen ihm zuzustimmen. Sie duckten sich tiefer unter die Blätter der Bäume am Urwaldrand.
    Er sah, dass so viele von den neuen Tieren im Wasser herumwateten, wie er Krallen besaß. Er fragte sich, wie viele mehr von ihnen auf der Insel, auf der anderen Seite dieses schmalen Flusses sein mochten. Waren sie zahlreicher als die Mitglieder seines Rudels?
    Genau in diesem Augenblick schnellte eines der neuen Wesen vor und stieß seinen Stock ins Wasser. Gleich darauf zog es den Stock wieder heraus. An seinem Ende wand sich eines der grauen Flusstiere und glitzerte silbrig in der Sonne.
    Der Stock hatte auf irgendeine Weise das Tier gefangen.
    Der Stock … fängt … das Flusstier.
    Gespannt sah er zu, wie die neuen Wesen das große, zappelnde Flusstier gemeinsam vom Rand des Wassers und durch die Bäume hindurch wegtrugen, dorthin, wo er sie nicht mehr sehen konnte. Nur ein einziges von ihnen war zurückgeblieben. Sprungbereit stand es reglos da und schaute aufmerksam auf das Wasser.
    Gebrochene Kralle erkannte es wieder. Er hatte es vor drei Sonnenuntergängen im Urwald gesehen. Ihre Blicke hatten sich sogar kurz gekreuzt, ohne dass das Wesen mit den blassen, blauen Augen es gemerkt zu haben schien. Gebrochene Kralle spürte, dass dieses Wesen die anderen anführte, so wie er der Anführer seines Rudels war. Eine Rolle, die Einsamkeit und Verantwortung mit sich brachte. Einen Augenblick lang befasste sich der Verstand der Echse mit einer Vorstellung, die ein Mensch vielleicht als Verwandtschaft bezeichnet