TimeRiders 03: Der Pandora Code
Muscheln und Felsbrocken schrammten an seinem Rücken entlang und er merkte, wie ihn die Bestie ins tiefere Wasser zog.
Er hielt die Luft an ⦠und fragte sich den Bruchteil einer Sekunde lang, warum er das eigentlich tat.
Ich werde sterben. Es wäre doch sicherlich besser, jetzt Wasser einzuatmen und zu sterben, als mitzuerleben, wie dieses Tier einen bei lebendigem Leibe zerfleischt?
Doch auf einmal war der entsetzliche Druck auf seinen Knöchel verschwunden. Er ruderte mit den Armen, um sich aufzurichten, und suchte mit den FüÃen nach festem Boden. Seine Hand bekam etwas zu fassen: die Schale eines Ammoniten. Da ist also unten. Er versuchte aufzustehen und erkannte dabei, dass er in den paar Sekunden weiter hinausgezogen worden war, als er gedacht hatte. SchlieÃlich kam er mit dem Kopf über die Wasseroberfläche und merkte, dass ihm das Wasser bis zur Brust ging.
Die Luft war erfüllt von Gischt, und von vielen schreienden Stimmen.
Das Erste, was er sah, war Chan, der ungefähr einen Meter von ihm entfernt stand, den riesigen Hai anschrie und mit seinem Speer wieder und wieder auf dessen Schnauze einstach. Der Kopf des Fisches schwang von einer Seite auf die andere bei dem Versuch, nach dem Speer zu schnappen und an Edward heranzukommen.
Unter Schmerzen watete Howard mühsam auf das Ufer zu. Es war, als wolle das Meer dem Hai helfen und ihn zurückhalten, so sehr erschwerte es Howard, voranzukommen. Mit dem unverletzten Fuà rutschte er ständig auf den glitschigen Steinen am Meeresboden aus. Hinter sich hörte er Chan immer noch den Hai anschreien, hörte, wie sein Speer immer wieder auf der rauen Haut des Fisches auftraf, und wie dieser sich im Wasser herumwarf. Dann rutschte Howard abermals aus und fiel hin.
Er spürte eine Hand unter seinem Arm, dann eine zweite, und wurde hochgehoben. Robo-Girl.
»Bleib ruhig«, sagte sie mit tonloser Stimme.
»Was ⦠was ist mit Chan?«, keuchte Howard unwillkürlich.
Sie zog ihn in Richtung Strand, bis das Wasser so seicht war, dass er darin auf Händen und Knien kriechen konnte. Dann lieà sie ihn los und ging wieder ins Meer hinaus.
Er setzte sich hin. Der Schmerz am unteren Ende seines Beins fühlte sich dumpf und irgendwie weit weg an. Von den sanft auslaufenden Wellen umspielt, sah er erschöpft zu, wie Becks durch das Wasser auf Chan zulief, dem es unglaublicherweise immer noch gelang, den Hai mit seinem Bambusspeer auf Abstand zu halten.
Das ist ein sehr groÃer Fisch , war der letzte zusammenhängende Gedanke, den Howards Verstand zustande brachte, bevor die Welt wegkippte und aufhörte, zu existieren.
Als er wieder zu sich kam, beugte sich gerade Liam über ihn. »Leonard? Wie fühlst du dich?«
»Tut weh«, brachte er mühsam heraus.
Jetzt beugte sich Becks über ihn. »Die Knochen sind nicht gebrochen, aber der Knöchel ist verstaucht. Die Bänder sind stark gedehnt worden und dein Unterschenkel hat eine schwere Zerrung sowie Abschürfungen erlitten. Das wird sehr stark schmerzen, aber es wird auch heilen.«
»Die schlechte Nachricht«, fügte Liam hinzu, »ist, dass dein Stiefel das nicht überlebt hat.«
Howard brachte so etwas wie ein schmerzverzerrtes Grinsen zustande. Am Strand brannte ein groÃes Feuer und Strahlen von bernsteinfarbenem Licht und dunkle Schatten tanzten über den Kiesstrand und bis zur leise schwappenden Wasserlinie hinunter.
Edward Chan kam herbei. »Hi!«, sagte er. »Bist du okay?«
Howard sah zu ihm auf. »Du ⦠du hast mir das Leben gerettet.«
Edward zuckte mit den Schultern. »Ich habe einfach ein Weilchen mit meinem Stock draufgeschlagen.«
»Mein Gott, wir haben so viel Glück gehabt!« Howard versuchte sich aufzusetzen und verzog dabei vor Schmerzen das Gesicht.
»Nein, hatten wir nicht«, widersprach Liam düster. »Ranjit fehlt.«
Liam erinnerte sich vage, dass der Junge weit hinten in der Gruppe gegangen und dann hinter den anderen zurückgefallen war. Sie waren leichtsinnig gewesen, hatten das tropische Meer wie Urlauber genossen und sich weit zerstreut. Das seichte Wasser und der breite, flache Strand hatten ihnen ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt.
»Der arme Kerl«, flüsterte Howard.
»Der Hai muss ihn sich zuerst geschnappt haben.«
Liam fragte sich, ob das wirklich so gewesen sein konnte. Ranjit musste knapp 100 Meter hinter
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