TimeRiders 03: Der Pandora Code
Howard ab.
Er muss sterben, das weiÃt du doch, Howard, oder? Die Scheune niederbrennen. Sie niederbrennen, bevor die Pferde ausbrechen.
Ihm wurde bewusst, dass er das, was er schlieÃlich doch würde tun müssen, vor sich herschob. Weiter und weiter hinausschob. Obwohl er wusste, dass es schlieÃlich doch getan werden musste. Rein theoretisch müsste die Zukunft â die Zukunft, die nach dem Jahr 2015 kam â bereits dabei sein, sich zu verändern, musste sich eigentlich bereits verändert haben. Es würde eine Welt sein, in der dieser Junge bei einer Explosion verschwand, sodass sich sein Schicksal niemals erfüllte. Und ganz bestimmt war es eine Welt, in der ein Mann namens Roald Waldstein niemals zur Leitfigur einer internationalen Kampagne werden würde, niemals durch seine anderen Erfindungen zum Multimilliardär werden würde, niemals zu jemand werden würde, dessen Namen jedermann kannte. Ja, auch diese Welt würde ihre Probleme haben: schwindende Ressourcen, globale Erwärmung, ansteigende Meeresspiegel, Milliarden von Migranten und eine immer erdrückender werdende Ãberbevölkerung ⦠aber zumindest würde sie nicht ständig davon bedroht sein, von einem Augenblick auf den anderen vollständig zerstört zu werden.
Er hatte einmal gehört, wie ein Redner bei einer Demo das Publikum gefragt hatte, was wohl jenseits der uns bekannten Dimensionen von Raum und Zeit liegen mochte. Es konnte die Hölle sein. Und mit Dimensionen herumzuspielen, die jenseits von allem uns Bekannten lagen, war nicht anders, als dem Teufel höchstpersönlich die Tür zu öffnen. Der Redner hatte von einem Maler des Mittelalters erzählt, einem Mann namens Hieronymus Bosch, der behauptet hatte, einmal einen Blick auf den Teufel und die Unterwelt erhascht zu haben, und der danach in unendlich vielen, albtraumhaften Bildern malte, was er damals gesehen hatte. Vielleicht, hatte der Redner gesagt, vielleicht hatte dieser Bosch damals einen kurzen Augenblick lang Dimensionen erblickt, die jenseits dessen lagen, was wir zu begreifen imstande sind. Vielleicht hatte er einen Blick durch einen Riss in Raum und Zeit geworfen. Howard bekam eine Gänsehaut, wenn er auch nur daran dachte.
Du weiÃt, dass der Junge sterben muss, Howard. Brenn die Scheune ab. Brenn sie nieder. Worauf wartest du eigentlich noch?
Er war so vertieft in seine Gedanken, dass er die Stimmen, die weiter vorne am Strand erklangen, erst gar nicht hörte. Stimmen, die eine Warnung riefen. Die Stimmen der anderen, die sich nach ihnen umgedreht hatten und etwas schrien.
Edward packte Howard am Arm und zog heftig daran.
»Was zum �«
»LAUF!«, schrie Edward und zeigte auf etwas, das hinter ihnen war.
Als Howard sich umdrehte, sah er eine seltsam aussehende, dunkle Welle, die schnell auf sie zukam. Von beiden Seiten eines grauen Höckers stürzte Wasser herunter. Ganz oben, auf der Spitze des grauen Höckers erblickte Howard eine groÃe Flosse. Der Höcker war so groà wie ein Auto ⦠nein, so groà wie ein Bus!
Edward zog und zerrte ihn noch immer von dem Ding weg, verzweifelt bemüht, ihn dazu zu bringen, irgendetwas zu unternehmen. Howard reagierte viel zu langsam und ungeschickt. Er wich zurück und stieà dabei in dem mehr als kniehohen Wasser gegen irgendetwas, fiel auf den Rücken und landete unter Wasser. Als er einen Augenblick später hustend und prustend wieder auf seinen Beinen stand, sah er sich einer immer näher kommenden, dunklen Höhle gegenüber, die mit der Geschwindigkeit eines Zuges auf ihn zuraste. Eine Höhle, deren Eingang mit Stalaktiten und Stalagmiten gesäumt war, oder, nein: mit riesigen, rasiermesserscharfen Zähnen, zwischen denen Fetzen verfaulenden Fleischs hingen.
»NEIN!«, war alles, war er herausbrachte, als die graue Masse plötzlich vor ihm stoppte und die mindestens zwei Meter breite Höhle sich um einen seiner FüÃe schloss. Es fühlte sich an, als sei sein Knöchel in eine Schraubzwinge gezwängt worden. Das dicke Leder seiner Doc-Martens-Stiefel wurde von etwas Hartem, Scharfem unerträglich schmerzhaft gegen sein Fleisch gepresst. Dann begann die Bestie ihren Kopf so kräftig zu schütteln, dass Howard durch das seichte Wasser gewirbelt wurde. Er wusste, dass die Knochen seines Beines dabei über kurz oder lang brechen würden.
Howards Kopf war unter Wasser. Kiesel,
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