TimeRiders 03: Der Pandora Code
»Ach ⦠eigentlich meistens Leonard«, antwortete er. »Meine Mutter nennt mich Lenny, aber ich hasse das.«
»Ich habe jemand sagen hören, dass dein bestes Fach Mathe ist.«
Howard nickte. »Ja, es war â¦Â« Er verfluchte sich innerlich. »Es ⦠ist ⦠mein Lieblingsfach. Ich habe Mathe schon immer gemocht. Es ist ⦠ich weià nicht, wie ich sagen soll ⦠es ist wie eine Art von Poesie, die nur einige wenige verstehen. WeiÃt du, was ich meine? Es ist irgendwie exklusiv.«
Edward Chan nickte. »Ja, ich weiÃ, was du meinst. Das ist der Grund, warum ich es mag. Es ist etwas, das ich verstehe, und andere Leute nicht. Ich glaube, das gibt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Vielleicht habe ich deswegen in der Schule keine Freunde. Weil sie denken, dass ich irgendwie komisch bin.«
Howard nickte. »Ja, ich glaube, ich bin auch so. Ein Einzelgänger.« Er blinzelte zur Sonne hinauf. »Niemand holt mich in seine Mannschaft, weil ich das Weichei bin.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber das ist schon okay, ich konnte Sport sowieso noch nie leiden.«
Edward nickte. »Ich auch nicht. Das ist etwas für Machos und Abnicker.«
»Abnicker?« Howard lachte. »Das gefällt mir.«
»Kennst du den Ausdruck denn nicht?«
In meiner Zeit gibt es ihn nicht , hätte er beinahe gesagt. Stattdessen schüttelte er nur den Kopf.
»Hey!«, rief Edward plötzlich, bückte sich und hob ein seltsam gewundenes Ammonitengehäuse auf.
»Schau mal! Da drüben sind sogar noch gröÃere«, sagte Howard und wies mit dem Kinn zu den anderen hinüber, die im taillenhohen Wasser gingen und gelegentlich abtauchten, um Muscheln vom Meeresboden zu holen, sie zu bewundern und anschlieÃend herumzuzeigen.
Schweigend gingen die beiden weiter, etwas tiefer ins Meer hinein. Vor ihnen liefen, offenbar in ein Gespräch vertieft, die beiden »Agenten«, Liam und sein Robo-Girl. Howard schüttelte unwillkürlich den Kopf. Es war so verrückt: Auch wenn sie sich ins Jahr 2015 gestürzt hatten, um Chan zu »retten«, so standen sie doch in Wirklichkeit auf derselben Seite. Sie alle drei hatten das gemeinsame Ziel, zu verhindern, dass die Zeitreisen die Welt zerstörten. Dasselbe Ziel ⦠aber unterschiedliche Strategien, es zu erreichen. Er fragte sich, warum er in all den Jahren, in denen er aktiv gegen die Zeitreisen protestiert und demonstriert hatte, nie etwas von dieser Agentur gehört hatte. Niemand, wirklich niemand, hatte auch nur im Scherz vermutet, dass es irgendwo eine Agentur geben könne, die Zeitreisen einsetzte, um die schädlichen Wirkungen von Zeitreisen zu verhindern. Er fragte sich, wer dahinterstand, wer die Agentur gegründet haben mochte. Doch bestimmt nicht die amerikanische Regierung? Oder irgendeine andere Regierung der Welt? Die international vereinbarten Strafen für Zeitreisende waren sehr hoch. Kein Politiker würde es wagen, sich in irgendeiner Weise mit Zeitreisen zu beschäftigen. Jeder, der damit zu tun hatte, wurde mit dem Tod bestraft. Der groÃe Roald Waldstein hatte die entsetzlichen damit verbundenen Gefahren sehr anschaulich geschildert. Er war ein groÃer und sehr einflussreicher Mann gewesen. Howards kleine Aktivistengruppe hatte wesentlich weniger erreicht. Seine Gruppe war eigentlich kaum mehr als ein Zusammenschluss von Studenten von verschiedenen Universitäten in aller Welt.
Doch diese geheime Agentur packte die Sache falsch an. Schäden reparieren, die von verantwortungslosen Zeitreisenden angerichtet worden waren? Das war, als schlieÃe man die Stalltür, nachdem die Pferde längst durchgegangen waren. Nein, noch schlimmer ⦠als müsse man all die Pferde einzeln einfangen und dann gegen ihren Willen zum Stall zurückschleifen. Die Strategie seiner Gruppe war wesentlich einfacher und effizienter: Sie hatten vorgehabt, die Möglichkeit der Zeitreisen an der Wurzel zu zerstören. Anstatt die Stalltür zu schlieÃen, wollten sie das verdammte Ding niederbrennen, mitsamt allen darin befindlichen Pferden.
Er wandte sich wieder Edward Chan zu. Der Junge lächelte ihn freundlich an und schaute dann wieder auf die rosa- und purpurfarbene Muschel in seiner Hand. Er strich über die glatte Oberfläche und hielt ihm dann die Muschel hin. »Wenn du willst, kannst du sie haben, Leonard.«
»Nein, danke«, lehnte
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