TimeRiders
nach Präsident Obamas Wiederwahl 2012. Wie ihr auch sicher schon in der Schule gelernt habt, steht unserer Welt eine schwierige neue Phase in ihrer Geschichte bevor. Die Weltbevölkerung ist auf nahezu acht Milliarden angewachsen, die Kohlendioxidemissionen sind und bleiben zu hoch, unsere traditionellen Energiequellen â Erdöl und Erdgas â werden immer knapper. Wir müssen unsere Lebensweise verändern, oder ⦠na ja, ich glaube, ihr wisst aus den Nachrichten, was sonst passieren könnte.«
Er legte eine Kunstpause ein. Abgesehen von dem Schlurfen von FüÃen und den Trinkgeräuschen war es in dem Raum mucksmäuschenstill.
»Wie ihr sicher wisst, entstand unser Institut im Rahmen des vom Präsidenten ins Leben gerufenen Energieforschungsprogramms. Im Laufe der letzten drei Jahre haben wir Milliarden Dollar Steuergelder, die für dieses Projekt bereitgestellt wurden, verbraucht, um die wunderbare Einrichtung aufzubauen, die ihr heute besichtigt. In unserem Team haben wir einige der herausragendsten Quantenphysiker und Mathematiker der Welt und eine zentrale Rolle in unserer Forschung spielt etwas, das mit sogenannter Nullpunktenergie zu tun hat. Ich bin sicher, dass einige von euch in den Nachrichten schon einmal diesen Begriff gehört haben.«
Edward sah sich um. Ein paar Köpfe nickten unsicher. Ein Junge, der ein paar Jahre älter sein musste als er, hob die Hand. Er war stämmig und nicht allzu groÃ, und seine lockigen roten Haare waren so eigenartig gescheitelt und gekämmt, dass sie Wellen bildeten, die Edward an Softeis erinnerten.
»Ja, ähm �«, fragte Mr Kelly mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Franklyn.«
»Ja, bitte, Franklyn.«
»Mein Vater sagt, dass Nullpunktenergie nur Wunschdenken ist. Es ist, als wolle man etwas umsonst bekommen. Und das ist in der Physik unmöglich, da ist nichts gratis.«
Kelly lachte. »Danke, Franklyn, das ist ein wichtiger Punkt, aber auch genau das, worum es hier geht. Es ist gratis. Und die Idee, dass es tatsächlich etwas geben kann, das umsonst ist, ist gar nicht so neu. Denk nur an Albert Einstein und seine Relativitätstheorie. Er behauptete, dass es selbst in einem vollkommenen Vakuum noch einiges geben müsse. In einem Vakuum ist nicht nur leerer Raum, sondern auch Energie. Endlos viel Energie, die nur darauf wartet, genutzt zu werden. Schon die alten Griechen vermuteten, dass wir durch eine unerschöpfliche Suppe aus Energie gehen. Sie nannten sie âºÃtherâ¹. Aber der Trick besteht darin, diese Energie zu isolieren , sie zu messen . Da sie überall ist, ist sie homogen und isotropisch ⦠Das heiÃt, dass sie überall und in jeder Richtung gleich ist.«
Unsicher und schweigend starrten die Schüler ihn an.
»Nullpunktenergie zu messen versuchen, ist ein bisschen so, als wolle man unterhalb der Meeresoberfläche das Gewicht eines Glases Wasser ermitteln. Versteht ihr, was ich meine? In dem Glas ist dasselbe, was auÃerhalb des Glases ist. Deshalb gibt es keinen messbaren Unterschied zwischen dem, was im, und dem, was nicht im Glas ist, und die logische Antwort auf die Frage, was der Inhalt des Glases wiegt, wäre: âºIn dem Glas ist nichts.â¹ Ãhnlich geht es uns, wenn wir Nullpunktenergie messen wollen. Nur, wenn wir ein richtiges Vakuum geschaffen haben â und damit meine ich nicht einen Raum, aus dem einfach nur die Luft gesaugt wurde, sondern ein richtiges Raumzeit-Vakuum, das ruhig klein sein kann â, können wir untersuchen, was darin zurückgeblieben ist.« Er lächelte sein publikumswirksames Zahnpastalächeln. »Die Energie an sich. Und das ist genau das, was wir hier im TERI haben: eine Vorrichtung, die eine richtige Raumzeit-Lücke schaffen kann. Einen tatsächlich leeren Raum.«
Wieder hob jemand die Hand.
»Ja?«
»Keisha Jackson.«
»Bitte, frag nur, Keisha.«
»Wie groà ist das Loch, das Sie erhalten?«, wollte das Mädchen wissen. »Ist es so groÃ, dass man hineintreten kann?«
»Gütiger Himmel, nein! Es ist winzig. Sehr, sehr klein. Es braucht nicht groà zu sein. Nur so groà wie ein Nadelstich.«
Einer der Jungen weiter hinten im Raum kicherte.
»Wir werden bald das Hauptlabor besichtigen. Dort seht ihr die Schutzhülle, die die Experimentierzone umgibt. Soweit ich weiÃ, wird das Forscherteam in einer halben Stunde ein
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