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TimeRiders

TimeRiders

Titel: TimeRiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Scarrow
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nadelstichgroßes Vakuum erzeugen.« Er breitete die Hände aus. »Wollt ihr euch das ansehen?«
    Alle Anwesenden nickten begeistert.

8
    1906 San Francisco
    Als sie in ihre Seitengasse zurückkehrten, blieb ihnen noch eine halbe Stunde Zeit. Weil sie nicht in Eile waren, hatten sie sich zuvor im Hafen das Be- und Entladen der Schiffe angesehen. Maddy genoss jede Minute ihrer Reise in die Vergangenheit und kicherte entzückt, als die Hafenarbeiter sie im Vorbeigehen grüßten, indem sie die Hand an die Stirn legten und die Mützen zogen.
    Â»O mein Gott, ich komme mir wie eine Herzogin vor!«, flüsterte sie Liam zu, als sie in die Seitengasse einbogen. »Jeder hier ist so … Ich weiß nicht, wie ich sagen soll … so höflich und anständig …«
    Liam nickte. »Besonders zu einer Dame … zu einer Dame wie dir.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf ihr Kleid und den mit Straußenfedern verzierten Hut. »Diese Sachen zeigen, dass du eine wohlhabende Dame bist. Weißt du, eine wirklich schicke Dame, ja, das bist du. Wenn du stattdessen irgendein einfaches Kleid angehabt hättest, in dem du gewöhnlich aussehen würdest, wären die Arbeiter einfach so an dir vorbeigegangen, als ob sie dich gar nicht gesehen hätten.«
    Â»Ach so … na, vielen Dank.«
    Liam machte eine Grimasse. »So habe ich das nicht gemeint. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    Â»Nein, du hast schon recht«, erwiderte sie beleidigt. »Ich habe immer langweilig ausgesehen. Ein Kleid mit Rüschen und ein alberner Hut mit alten Federn machen da sicher keinen großen Unterschied.«
    Sie gingen die Gasse entlang und wichen einer umgekippten Kiste mit verfaulten Kohlköpfen aus. Dann erreichten sie die Stelle, an der sie sich einige Stunden zuvor materialisiert hatten.
    Â»Es ist aber doch ziemlich grausam, nicht?«, meinte Liam plötzlich nachdenklich.
    Â»Was?«
    Â»Der Junge vorhin, Leighton. Bist du sicher, dass er sterben wird?«
    Sie nickte. »Ja … es macht Sinn.« Das tat es. Aber so sinnvoll und wichtig das auch zu sein schien – sie fühlte sich trotzdem furchtbar skrupellos. Die Agentur schien alles über jeden zu wissen und dieses Wissen erbarmungslos auszunutzen. In weniger als 18 Stunden würde von dem jungen Mann, mit dem sie gesprochen hatte, nicht mehr übrig sein als eine verkohlte Leiche inmitten der rauchenden Trümmer der Bank.
    Und ich muss lernen, damit umzugehen , ermahnte sie sich selbst.
    Liam schien zu spüren, wie unwohl sie sich fühlte. »Na ja, das ist jetzt eben unser Job, Mads. Es sieht nicht so aus, als hätten wir eine Wahl, nicht wahr?«
    Sie sah ihn an und ihr wurde bewusst, dass die Agentur nicht nur den jungen Bankangestellten skrupellos ausnutzte, sondern auch Liam. Die Nebenwirkungen waren jetzt noch nicht sichtbar: die Veränderung der Zellen, das Einsetzen des frühzeitigen Alterns. Aber irgendwann würden die ersten Anzeichen zu sehen sein. Je mehr Reisen Liam in die Vergangenheit unternahm, desto mehr Schaden würde sein Körper erleiden. Und dann würde er wie Foster vor seiner Zeit zu einem alten Mann werden: Seine Muskeln würden schwinden, seine Organe würden auf nicht wieder gutzumachende Art geschädigt werden, und allmählich versagen.
    Sie verspürte ein heftiges Bedürfnis, es ihm zu sagen. Ihn zu warnen.
    Wie viele Reisen noch, Liam? Wie viele, bevor ich immer, wenn ich dich anschaue, einen sterbenden alten Mann sehe?
    Aber sie durfte es nicht tun. Noch nicht. Foster hatte gesagt, es wäre grausam, wenn er zu früh von seinem Schicksal erfuhr.
    Â»Lass ihm noch eine Weile die Freude daran, Geschichte mit eigenen Augen erleben zu können. Seine Zukunft, seine Vergangenheit zu sehen … Lass ihm das wenigstens noch für eine Weile, bevor du ihm verrätst, dass er ein sterbender Mann ist.«
    Liam verzog das Gesicht zu seinem typischen schiefen Lächeln. Auf dem Gesicht eines erwachsenen Mannes hätte es verwegen oder sogar bezaubernd gewirkt. Auf seinem Gesicht sah es einfach nur ein bisschen verschmitzt aus. »Maddy, ist alles in Ordnung?«
    Â»Ja.« Sie nickte. »Alles fein, es geht mir gut.«
    Er ließ ihren Arm los und zog seine Taschenuhr heraus. »Das Rückkehrfenster kann sich jede Sekunde öffnen.«
    Wie auf ein Stichwort hin wehte eine leichte Brise die Gasse hinauf und fegte den losen

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