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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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zerbröselte ständig unter ihren Händen und Füßen und sie rutschten immer wieder nach unten.
    Die ganze Zeit sah ihnen das Kamel mit arroganter Miene bei ihrem Aufstieg zu. Und ein- oder zweimal schien es fast, als würde es über die Geschwister lächeln.
    Nach geraumer Zeit hatten es die Kinder endlich mit ihren Habseligkeiten bis an den Rand der Mulde geschafft. Erschöpft legten sie sich neben ihr Gepäck und schlossen die Augen vor dem hellen Sonnenlicht. Ihre Glieder schmerzten von der Kletterei.
    Plötzlich stieß das Kamel ein langes und lautes Brüllen aus. Timoken antwortete mit einem kurzen Blöken.
    „Was ist los?“, fragte Zobayda.
    „Es meint, wir müssten schnell hier weg“, erwiderte Timoken. „Aber ich habe ihm gesagt, dass wir noch etwas Zeit zum Verschnaufen brauchen.“
    Das Kamel brüllte noch einmal und wirbelte dabei eine gehörige Sandwolke auf. „Keine Zeit“, sagte es. „Müssen gehen. Schnell!“
    „Schon gut, schon gut“, stöhnte Timoken und stand auf. „Aber vorher brauchen wir noch einen Schluck Wasser und ich bin mir sicher, dir geht es genauso.“
    Das Kamel zwinkerte. „Wasser? Wo?“
    Timoken öffnete vorsichtig den Ziegenlederbeutel. Ein wenig von ihrem Wasservorrat war zwar über den Rand getropft, doch es gab noch immer genug für alle dre i – je nachdem, wie viel so ein Kamel trank.
    Noch bevor sie es davon abhalten konnten, steckte das Kamel den Kopf in den Beutel und begann in großen, ausgiebigen Zügen zu schlürfen. Noch ein paar Schlucke und es wäre nichts mehr übrig von dem kostbaren Nass. Timoken griff nach dem Zaumzeug und versuchte den Kopf des Kamels wegzuziehen. „Hör auf!“, brüllte er. „Du säufst ja den ganzen Beutel leer.“
    „Dann füllt ihn wieder auf“, gurgelte das Kamel.
    „Moment mal! Wir haben dir schließlich mit unserem magischen Netz das Leben gerettet“, protestierte Timoken. „Eine feine Art, sich dafür zu bedanken.“
    Das Kamel trat vom Beutel zurück, rollte mit den großen Augen und schüttelte den Kopf, sodass die Glöckchen an seinem Zaumzeug bimmelten. „Trinkt, Zauberkinder“, sagte es und verneigte sich.
    Zobayda lachte. Sie verstand zwar die Kamelsprache nicht, doch sie konnte sich schon halbwegs denken, worum es ging.
    Nachdem die Kinder das restliche Wasser getrunken hatten, verschnürte Timoken den Beutel und warf ihn sich über die Schulter. Die Sonne stand hoch am Himmel und die Hitze brannte auf ihren Gesichtern. Er würde bald einen neuen Regenschauer heraufbeschwören müssen, doch das Kamel drängte zum Aufbruch. Wie viel leichter es wohl wäre, auf dem Rücken des Tieres zu reiten, überlegte Timoken. Viel leichter, als durch den Sand zu stapfen oder sich in die heiße Luft zu erheben. Außerdem schien das Kamel instinktiv zu wissen, wohin es lief.
    „Könnten wir nicht vielleich t … auf dir reiten?“, fragte Timoken und versuchte sein Blöken möglichst höflich klingen zu lassen.
    „Natürlich“, antwortete das Kamel.
    Timoken blickte zum Höcker des Kamels hinauf, der hoch über ihm emporragte. „Aber wi e …?“
    Das Kamel ließ sich auf die Knie nieder. „Was glaubst du wohl?“, schnaubte es.
    Der Sattel wirkte sicher und bequem. Die Kinder kletterten hinein und setzten sich im Schneidersitz zwischen die Kissen. Timoken nahm die Zügel, die über dem Sattelknauf am vorderen Ende des Sitzes lagen. Er zog leicht daran und die Glöckchen am Zaumzeug erklangen in einem silberhellen Ton.
    Das Kamel erhob sich wieder.
    „Wohin gehen wir?“, fragte Timoken.
    „Keine Ahnung“, lautete die geblökte Antwort.
    „Ich dachte, du wüsstest es“, murmelte Timoken, während sich das Kamel in Bewegung setzte. Kurz darauf fiel es in Galopp. Zobayda schlang die Arme um die Taille ihres Bruders und Timoken hielt sich am Sattelknauf fest. Der hölzerne Sitz schaukelte und die bunten Kissen rutschten hin und her.
    Nach einiger Zeit begann eine eigentümliche Unterhaltung zwischen dem Jungen und dem Kamel. Timoken erfuhr, dass Gabar tatsächlich der Name des Tieres war. Sein Herr war ein wohlhabender Händler gewesen, der die Wüste durchquert hatte, um feinste Seidenstoffe aus dem Norden gegen Gold und Juwelen aus dem Süden einzutauschen.
    „Was ist passiert?“, fragte Timoken. Durch die großen und holprigen Kamelschritte zitterte seine Stimme.
    „Viridees!“
    Wieder dieser Name. „Was sind Viridees?“
    Ein tiefes Grollen kam aus Gabars Kehle. „Mörder! Die übelste Sorte! Sie wollten,

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