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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Schlüter und Max Pfauser. Sie sind beide sehr stark und mutig. Zu Unterkommandanten werden Gustav Pfauser und Karl Benz ernannt. Geheimrat ist selbstverständlich zweiter Oberkommandant der Schutztruppe. Ihm ist genauso zu gehorchen wie mir!«, fügte Thomas hinzu.
    Ich wusste, dass Thomas mich nicht vergessen würde. Ich dankte ihm durch ein Kopfnicken. Dieser hohe Posten war eine große Ehre für mich. Die Jungen im Saal waren schrecklich aufgeregt. Sie hofften alle, dass sie auch einen Rang bekommen würden.
    Thomas fuhr fort: »Alle anderen Kommandanten sind Ehrenkommandanten der Schutztruppe. Sie dürfen genauso befehlen wie die Offiziere! Die Hauptleute und Gruppenleiter werden nachher auf dem Geißmarkt ausgesucht.«
    »Ich! Ich! Ich!«, schrien alle Jungen. Viele stiegen sogar auf die Klappsitze, um sich bemerkbar zu machen.
    »Wer sich nicht sofort hinsetzt, kommt überhaupt nicht in die Schutztruppe!«, brüllte Thomas.
    Alle Jungen plumpsten rasch auf ihre Plätze nieder.
    »Ich werde euch jetzt erklären, wozu die Schutztruppe da ist!«, krächzte Thomas. Er wurde immer heiserer. »Sie dient der Sicherstellung unserer Ernährung, sorgt für die Ordnung in den Straßen und schützt uns vor heimtückischen Überfällen durch die Piraten. Alle wichtigen Gebäude sollen ständig bewacht werden! Sie sind im Notfall tapfer zu verteidigen! Die Schutztruppe wird mit Haselnussstöcken ausgerüstet. Die holen wir uns aus dem Stadtpark. Das Rathaus kriegt eine doppelte Wachmannschaft von acht Schutztrupplern und zwei Hauptleuten. Je vier Mann und ein Hauptmann postieren sich beim Bahnhof, vor dem ›Goldenen Posthorn‹, vor der Schule, vor dem Elektrizitätswerk, vor dem Wasserwerk und vor dem Postamt! Dann ziehen ununterbrochen Patrouillen durch die Straßen. Sie haben aufzupassen, dass die Piraten nicht wieder die Geschäfte plündern. Jede Patrouille bekommt einen Fahrradkurier. Wenn es irgendwo brenzlig wird, muss der Kurier sofort zum Hauptquartier ins Rathaus sausen und Meldung erstatten. Alle andern Schutztruppler müssen sich in ihrer freien Zeit in der Kaserne aufhalten. Wir nehmen dazu die Wachstube des Gendarmerieamtes auf dem Geißmarkt. Dort halten sich auch die Schutztruppenkommandanten auf. Ablösungen der Wachmannschaften haben an den bewachten Stellen zu erfolgen. Die Schutztruppe isst, genau wie alle anderen, in zwei Abteilungen im ›Goldenen Posthorn‹! Jeden Morgen um sieben hat die gesamte Schutztruppe Appell auf dem Geißmarkt. Dann wieder abends um acht. Wer unbegründet wegbleibt, wird schwer bestraft! Der Schutztruppe angeschlossen wird eine Spionageabteilung!« Thomas konnte nicht mehr weitersprechen! Seine Stimme versagte. Er reichte mir das Blatt mit der Notbetriebsordnung und flüsterte mir zu:
    »Geheimrat, mach du weiter, ich kann nicht mehr!«
    Ich nahm das Blatt, rückte meine Brille zurecht und las vor:
    »Kommandant der Spionageabteilung wird Robert Punkt!« Ich ließ das Blatt sinken und blickte in den Saal.
    »Alle Jungen, die gute Indianerspieler sind, sollen sich jetzt melden!«, rief ich.
    Sofort brach ein tolles Geschrei aus. Sämtliche Jungen waren wie ein Mann aufgesprungen und schrien:
    »Ich!! Ich!! Ich!!«
    Ich gab Ludwig Keller ein Zeichen. Er schlug wie toll auf den Gong, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Der Sturm im Saal legte sich. Ich suchte mir drei Jungen aus und rief ihnen zu:
    »Paul Koppel! Stephan Klotz! Hubert Funk! Kommt nach vorn!«
    Die Aufgerufenen quetschten sich rasch durch die Reihen und rannten zur Bühne. Hier stellten sie sich auf.
    »Ihr werdet nachher in den Reckenwald geschickt«, erklärte ich ihnen. »Ihr sollt ausspionieren, ob die Eltern sich irgendwo versteckt halten!«
    »Zu Befehl!«, antwortete Paul Koppel.
    »Ihr dürft euch aber nicht entdecken lassen, wenn ihr sie seht!«, fuhr ich fort.
    »So dumm sind wir nicht«, sagte Hubert Funk eifrig.
    »Ihr müsst dann im Schnellzugstempo zum Rathaus zurückrennen und Robert Punkt Bericht erstatten. Die Spionageabteilung ist im Zimmer Nummer neun! Kapiert?«, fragte ich.
    »Zu Befehl!«, erwiderten alle drei.
    »Findet ihr die Eltern nicht, seid ihr um halb vier zurück und meldet euch bei eurem Kommandanten zur Ablösung! Setzt euch wieder!«
    Die drei liefen eilig auf ihre Plätze zurück.
    Ich warf einen Blick in die Betriebsordnung.
    »Drei Radfahrer vor!«, brüllte ich jetzt in den Saal.
    Mindestens dreißig Jungen wollten nach vorne stürzen.
    »Drei, habe ich gesagt!«, rief

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