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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meinte ein polizeiliches
Fahndungsersuchen, das heute noch per Fax herausgehen sollte. Vom Präsidium an
alle Hotels und Pensionen in der Stadt. Gesucht wurden zwei Männer mittleren
Alters. Der eine ca. 180 cm groß, der andere etwas kleiner. Deutsch sprechend,
aber möglicherweise aus Litauen stammend. Der Kleinere habe ein unmerklich
verkürztes linkes Bein, trage einen Schuh, der Ausgleich schafft, hinke leicht.
Sachdienliche Hinweise an...
    Es war das Übliche. Und
wahrscheinlich nur das blinde Stochern mit der Fahndungslatte im kriminellen
Nebel. Trotzdem — nichts durfte unversucht bleiben.
    Gaby hatte schon das Handy am
Ohr. Sie erreichte ihren Vater.
    »...klar, Papi. Wir warten
hier. Bei den Sachen, den Beweisstücken. Du schickst einen Streifenwagen. Und
wie gesagt: Die eingestickten Initialen lauten TC. Wie Tim Carsten. Alles klar?
Bussi! Und tschüs!«

10.
Nimmröder Allee 122
     
    Henning meldete sich
telefonisch. »Gerlinde Reitz ist noch im Geschäft. Aber Sabine ist vor zehn
Minuten nach Hause geschwirrt. Hab gesehen, wie sie zur U-Bahn runter ist. Von
hier gibt es eine direkte Verbindung zur Nimmröder Allee. Und dann weiter bis
Plackensee.«
    Jurij sprach in sein Handy.
»Wir sind auch mit der U-Bahn gefahren. Genau die Strecke, die du uns erklärt
hast. Die Reitz-Adresse ist keine 200 Meter von der U-Bahn-Station entfernt.«
    »Dann passt ja alles.«
    »Bis später.« Jurij schaltete
sein Handy aus.
    Die Eisgesichter standen am
Eingang einer kleinen Grünanlage. Sie gehörte zur Nimmröder Allee, einer
breiten, stillen Straße. Hohe Laubbäume zu beiden Seiten, Gehwege mit
Grünstreifen, ein Radweg. Die Grundstücke schirmten sich straßenseitig und
meistens auch zum Nachbarn hin mit Hecken ab. Überwiegend handelte es sich um
blickdichtes, immergrünes Gesträuch. Die Häuser waren nicht groß, eher
bescheiden — meistens Bungalows oder Doppelhäuser. Nur wenige Villen aus der
Gründerzeit hatten überdauert und wurden noch immer umgeben von Bäumen, die
genauso alt waren wie sie.
    Grundstück Nummer 122 gehörte
zu den kleinsten. Das Gebäude war ein l-förmiger Bungalow in Fertigbauweise.
Die Zufahrt zu einer rostfleckigen Wellblechgarage stand offen.
    »Ich bin ein Idiot!«, fluchte
Jurij und nahm die Hände aus den Hosentaschen.
    Algirdas nickte grinsend. »Sage
ich ja schon lange. Aber was meinst du speziell?«
    »Du bist auch ein Idiot. Hast
es so wenig bemerkt wie ich.«
    »Was habe ich nicht bemerkt?«
    »Sieh mich an.«
    »Ja? Und?«
    »Was fällt dir auf?«
    »Du bist schlecht rasiert.«
    »O Mann! Wir fangen an, Fehler
zu machen.«
    In diesem Moment hatte Algirdas
gerafft, was sein Komplize meinte. »Du hast den verdammten Blazer an. Und der
ist aus dem Dresscode. Das Mädchen könnte deine Jacke erkennen.
Vielleicht hat sie die dem T-Typen verkauft.« Gemeint war Tim.
    Jurij sah an sich hinunter.
»Eigentlich ist doch ein Blazer wie der andere. Die zivile Uniformjacke des
feinen Europäers.«
    »Der Stoff lässt nicht viele
Unterschiede zu. Aber bei den Knöpfen zeigt sich Vielfältigkeit.«
    »Verdammt! Das ist es. Diese
hier sind besonders.«
    »Reiß sie ab!«, grinste Algirdas.
    »Noch was?!«
    »Zieh die Jacke aus. Es ist
warm. Dreh die Knöpfe nach innen, wenn du sie dir über den Arm hängst.«
    »Hm. Und meine Pistole?« Er
trug sie am Gürtel. »Na gut! Die wickele ich drin ein.«
    Er trug ein hellblaues Hemd. Es
war unter den Achseln verschwitzt. Die gestreifte und eher hässliche Krawatte
hing etwas schräg. Jurij hatte lange Arme. Die Hemdsärmel ließen das halbe
Handgelenk frei.
    Sie warteten. Einmal rutschte
Jurij die Pistole unter der Jacke hervor. Er fing sie auf, bevor sie zu Boden
fiel. Sie wurde in die Hosentasche gestopft, wo sie metallschwer am Futter
zerrte. Auf dem Radweg sauste ein Radfahrer vorbei, ein älterer Mann in
Sportkluft, den Schutzhelm auf dem Kopf. Der Mann war übergewichtig und fuhr
ein mindestens 3000 Euro teures Mountainbike. Aber der Sattel war zu schmal für
seinen ausladenden Hintern und bot nicht den richtigen Halt.

    Die beiden spähten zur
U-Bahn-Station. Eine breite Treppe führte hinunter. Dort tauchten Köpfe auf,
stiegen höher, wurden zu Fahrgästen, die ins Freie strebten. Drei Männer, ein
Halbwüchsiger mit Skateboard, zwei Frauen und ein Mädchen von ungefähr 14
Jahren. Einige wandten sich in die entgegengesetzte Richtung, andere
verschwanden in Nebenstraßen. Nur der Junge mit dem Skateboard und das Mädchen
näherten sich.

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