Tims gefährlichster Gegner
Aber sie hatten nichts miteinander zu tun. Der Skateboardfahrer
ging schneller als Sabine und war 20 Meter vor ihr. Er kam an den beiden
Gangstern vorbei, achtete aber nicht auf sie.
Die Eisgesichter hatten sich
abgewandt und blickten in den kleinen Park, als warteten sie auf jemanden.
Sabine trödelte. Sie hatte sich
ein Journal gekauft, eine Zeitschrift für Mädchen, und blätterte darin. Sie
trug eine Schultertasche am Riemen, in der sie ihr Handy hatte.
Die Eisgesichter ließen Sabine
vorbei, folgten ihr dann mit lockerem Abstand. Sie wollten sichergehen, dass es
die Richtige war.
Als Sabine die leere Straße
überquerte und auf Nummer 122 zuhielt, holten sie auf.
11. Der Typ
hinter Sabine
Donnerwetter! Wir sind
tüchtig!, dachte Tim, als alles getan war, als nämlich der Streifenwagen wieder
abfuhr, die aus den Containern gefischten Beweisstücke an Bord. Ja, dachte er,
wir machen Polizeiarbeit.
Gaby hatte abermals mit ihrem
Vater telefoniert, jedoch keine mitteilungswürdige Neuigkeit erfahren. Die
Fahndung lief an. Jetzt hieß es abwarten. Und TKKG gingen nun endlich zum Dresscode ,
damit Tim zu seinem Blazer kam.
Kein Kunde im Secondhandshop. Frau
Reitz überprüfte an einem Stapel fast neuer Hosen, ob die Reißverschlüsse
funktionierten. Sabine war offenbar der Pflicht schon entronnen.
Gerlinde wusste durch ihre
Tochter von dem Überfall und war völlig verblüfft, nun zu hören, dass die
Gangster Tims Blazer geraubt hatten.
»Es könnte ein Hinweis darauf
sein«, meinte Gaby, »dass diese City-Wegelagerer aus einem modischen
Niemandsland kommen, wo Klamotten nach nichts aussehen. Ihre Anzüge und Hüte
waren ja auch danach. Einfach langweilig. Da ist es natürlich verführerisch,
wenn ihnen ein so schicker Secondhandblazer in die Finger gerät.«
»Hoffentlich kommen die beiden
nicht auch noch zu mir. Als Kunden, meine ich.«
»Sie würden sie nicht als
Räuber erkennen«, grinste Tim. »Und das gilt sicherlich auch für manchen
anderen Kunden, der hier brav in bar oder mit seiner EC-Karte bezahlt. Wer weiß
denn schon, was dieser scheinbar harmlose Mitmensch so treibt. Schauen Sie nur
mal die Leute an, die draußen Vorbeigehen. Wie viele sind vorbestraft? Wie
viele haben gerade geklaut oder betrogen? Und mancher, der auf dem Weg zu einer
Einladung ist, geht erst noch zum Friedhof und nimmt frische Blumen von
irgendeinem Grab, damit er nachher was hat für die Dame des Hauses.«
»Uih!«, meinte Gerlinde. »Wie
entsetzlich.« Bei dem Uih! hatte sie Tim mit ihrem Atem gestreift. Der
roch stark nach Nikotin.
Dem TKKG-Häuptling fiel etwas
ein. »Sabine hat uns doch von dem Typen erzählt, der den Caldo-Versatscho-Anzug
zurückkaufen will. War der Mann noch mal da?«
Gerlinde verneinte. »Gott sei
Dank nicht. Hinterher habe ich überlegt, ob ich’s ihm doch hätte sagen sollen.
Aber an ihm war so eine versteckte Aggressivität ( Angriffslust ). Ich
hatte gedacht, der wird handgreiflich. Ich war richtig verängstigt. Deshalb
wollte ich nicht, dass dieser Typ Dr. Krummler belästigt. Und deshalb, meine
ich, habe ich richtig gehandelt.«
»Krummi ist ziemlich stolz auf
den Frack«, sagte Klößchen. »Wenn er den anhat, bewegt er sich wie ein
Selbstdarsteller vor der Kamera.«
Gerlinde lachte. »Er ist eitel.
Aber ein netter Kerl.«
»Seine Freundin«, nickte
Klößchen, »gibt auch immer den Dernier Cri (Mode: letzter Schrei ) von
sich. Sie arbeitet in einer Galerie und schneidert sich ihre Sachen selbst.«
»Zusammen sehen sie top aus«,
befand Karl.
Damit fiel ein Stichwort für
Tim. »Dieser aggressive Zurückkäufer«, sagte er, »wie sieht der eigentlich
aus?«
»Auf den ersten Blick nicht
unsympathisch, Tim. Groß, sportlich, sehr blond. Er trug einen hellblauen
Sportblouson von Cattaloga, dunkelblaue Leinenhose mit weißem Flechtgürtel und
schwarz-weiße Sneaker, eventuell von Piedami. Außerdem hatte er ein
Goldkettchen am rechten Handgelenk. Auffallend war die etwas ungesunde
Gesichtsfarbe, obwohl die dann richtig rot wurde — vor Wut.«
Tim war für einen Moment
sprachlos und hatte die Augen aufgerissen.
Gerlinde deutete das falsch und
lächelte. »Wenn es um Kleidung geht, bin ich gewohnt, scharf zu beobachten.«
»Hatte dieser Typ auch ein
Muttermal unter dem linken Auge, etwa Eincentstück groß?«
Gerlinde nickte verblüfft.
»O weh!«, meinte Tim. »Dann
weiß er jetzt Bescheid. Weiß zumindest, dass ein gewisser Krummi den CV-Anzug
gekauft hat. Der
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