Tims gefährlichster Gegner
doch«,
erklärte Tim mit Pathos (mit feierlichem Ausdruck).
TKKG sahen dem abfahrenden
Wagen nach. Dann wandten sich drei gespannte Mienen Tim zu. Mit gespielter
Bescheidenheit hob er die Schultern.
»Erstens werden wir Daniela
Wizonski fragen, in welchem Modetempel Henning Lissenfuhl seine Klamotten
kauft. Ich wette, sie weiß das. Und wenn wir Glück haben, erfahren wir, dass er
im Laden X vor reichlich einem Jahr einen pflaumenblauen Caldo-Versatscho-Anzug
erstanden hat.«
»Klasse Idee!«, rief Gaby.
»Das war erstens«, sagte Karl.
»Darauf folgt zweitens... nun?!«
»Krummi hat gelogen«, sagte
Tim. »Mir hat’s fast die Hornhäute von den Fersen gerieben, als ich hörte, was
da gelaufen sein soll.«
18. Dann
eben mit Gewalt
Algirdas stand am Fenster von
Jurijs Hotelzimmer, von Nummer 306, und sah auf den trostlosen Hinterhof hinab.
Trostlos war auch dem hinkenden Eisgesicht zumute. Völlig sinnlos begann er, die
Blätter der Topfpalme zu zählen, die dort unten stand. Jurij saß in einem
Sessel. Das Handy lag neben ihm. Er dachte nach. Seit dem Gespräch mit Dr.
Krummler dachte er nach.
»Die Blüten müssen wir
abschreiben«, sagte Algirdas. »Ein Jammer! Die Mühe! Dieser Aufwand! Neun
Millionen in Hundertern! Trotzdem — es bringt uns nicht um.«
»Irgendwas macht mich stutzig.
Ich glaube, wir sind noch nicht gegen die Wand gefahren.«
Algirdas drehte sich um. »Was
meinst du?«
»Das Gespräch mit diesem
Krummler.«
Algirdas war mit dem Ohr dicht
am Telefon gewesen und hatte alles mitgehört. »Mir ist nichts aufgefallen.
Allerdings hat mich die niederschmetternde Nachricht fast taub gemacht.«
Jurij verengte die Augen zu
Schlitzen. »Der Mann ist aalglatt. Als er lachte, klang das, als triumphiere
er.«
»Was willst du damit sagen?«
»Vielleicht hat er gelogen?«
»Weshalb... äh... das würde
bedeuten, er hätte den Zettel im Schulterpolster gefunden.«
»Durchaus möglich. Vielleicht
passte ihm die Jacke nicht richtig. Vielleicht hat er jemanden, der das ändern
kann, sodass er die Jacke nicht weggeben muss. Seine Frau, seine Freundin,
seine Schwester kann nähen, kann’s ändern. Und siehe da...!«
»Gut, Jurij. Dann wüsste er
also, wo der Geldkoffer ist.«
»Wo er war ! Denn
selbstverständlich hat er ihn längst geholt und woanders versteckt. Er wird
nicht erkennen, dass es Blüten sind. Und wenn doch — er hat den Fund für sich
behalten. Er hat den Bullen nichts ausgehändigt. Wenn er vorsichtig damit
umgeht, kann er die Hunderter ausgeben wie echtes Geld.«
Algirdas rieb sich das Kinn.
»Was machen wir?«
»Wir haben nichts zu verlieren.
Das heißt, wir gehen aufs Ganze.«
»Nämlich?«
»Wir schnappen ihn uns. Er hat
vermutlich zehn Finger und zehn Zehen. Wir lassen ihm die Wahl. Entweder er
sagt uns die Wahrheit und behält seine Gliedmaßen. Oder er gibt sich
halsstarrig und büßt sie der Reihe nach ein. Aber ich denke mal, bereits nach
einer zerquetschten Zehe wird er reden.«
»Na schön. Aber wir kennen ihn
nicht, wissen nicht, wie er aussieht.«
Jurij sah zur Uhr. »In dieser
Stadt gibt es garantiert private Ermittler. Seriöse und solche, die alles
machen, was nicht von vornherein illegal ist. So einen finden wir schnell. Für
ein entsprechendes Honorar liefert der uns bis morgen Mittag ein Foto von
Krummler, ein Foto von seinem Wagen und eventuelle Infos über Ehefrau oder
Freundin.«
Algirdas ging schon zur Tür.
»Der Typ unten am Empfang hat bestimmt ein Branchenverzeichnis.«
19. Beide
haben gelogen
Tim grinste. Verblüfft sahen
seine Freunde ihn an.
»Krummi hat gelogen?«, fragte
Gaby. »Was meinst du damit?«
»Ich nehme an«, sagte Tim, »der
Anruf der Eisgesichter — also des Typs namens Anderson — hat ihn überrumpelt.
Krummi musste rasch reagieren und sich während des Gesprächs was ausdenken über
den angeblichen Verbleib des Anzugs. Also sagte Krummi, er hätte ihn am Montag
vor vier Wochen in die Kleidersammlung gegeben. Das ist jedoch unmöglich, wie
ich zufällig weiß.«
»Wieso?«, fragte Karl.
»Ihr könnt das nicht wissen.
Aber mir als internem Schüler trägt man ja immer wieder Aufgaben an, vor denen
ich mich nur mit größter Mühe drücke«, er grinste, »damit mir genügend Freizeit
bleibt für uns vier. Dennoch kriege ich bisweilen mit, welche Probleme
anstehen. Vom Vertrauenslehrer höre ich was. Von der Schulverwaltung. Und der
Mandl«, er meinte den Hausmeister, »redet ja mit mir, als wäre ich sein
Gehilfe.
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