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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Verzeichnis sämtlicher Internatsrufnummern.
    »Es läuft da eine seltsame
Sache, Herr Dr. Krummler. Meine Tochter und ihre Freunde, also TKKG, sind
hineingeraten und halten nun, wie nicht anders zu erwarten, ihre Spürnasen in
alle Richtungen. Es geht unter anderem um die Eisgesichter, die heute
Nachmittag ihren dritten Raubüberfall verübt haben. Außerdem jagen sie offenbar
einem Secondhandanzug nach, den Sie, Herr Doktor, vorigen Sommer im Dresscode gekauft haben. Noch ist unerfindlich, was an diesem Caldo-Versatscho-Anzug so
außergewöhnlich sein soll. Aber die Täter scheuen keine Anstrengung und haben
vorhin rausgefunden, wie wir wissen, dass Sie, Herr Doktor, den Anzug jetzt
besitzen. Nun geht es darum, dass wir zusammenarbeiten und...«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich
unterbreche, Herr Glockner. Aber ich wurde gerade angerufen. Von einem Herrn
Anderson. Ich konnte ihm nur sagen, dass ich den Anzug nicht mehr besitze.
Weil...«
    Krummi berichtete Gabys Vater,
was geschehen war, berichtete mit allen erinnerbaren Einzelheiten und
wiederholte das Gespräch mit jenem Anderson, der bestimmt nicht Anderson hieß,
so wortwörtlich wie möglich.

17.
Superstory — wahr, erlogen?
     
    Na?, dachte Tim. Was wird
dieser vorbestrafte Schleimbeutel uns jetzt auftischen? Die Wahrheit bestimmt
nicht.
    Lissenfuhl saß in einem seiner
weißen Ledersessel, als wäre er mit ihm verwachsen. Beide Hände pressten sich
auf die dick gepolsterten Lehnen.
    »Eingangs möchte ich betonen«,
erklärte er, »dass dieses ganze Geschehen nach meiner Einschätzung nicht
ungesetzlich ist. Es ist ein bisschen geheimnisvoll. Es ist ein bisschen
komisch. Aber es ist nicht strafbar.«
    »Überlassen Sie die
Einschätzung uns«, sagte Wespe. »Und nun erzählen Sie endlich.«
    »Will ich ja. Also, vor einem Jahr
war ich in Litauen. Ich hatte auf einen Job gehofft. Einen Job auf Zeit als
Personenschützer. Doch daraus ist nichts geworden. Zufällig lernte ich dann
einen Mann kennen. Das war in einer Bar. Wir kamen ins Gespräch. Wir redeten
über dies und das. Ich glaube, er hat beruflich was mit Marketing (Wirtschaft:
Absatzförderung) zu tun. Aber Genaues weiß ich nicht. Als er hörte, dass
ich nach Deutschland zurückfahre — und zwar in diese Stadt hier — , machte er
mir ein Angebot.«
    Lissenfuhl hielt inne und
blickte zu der halb geöffneten Tür, die in eine kleine Küche führte.
    Anbieten, dachte Tim, wird er
uns bestimmt nichts. Aber vielleicht braucht er ein Glas Wasser.
    »Wie heißt dieser Mann?«,
fragte Wespe.
    »Anderson. Janos Anderson.«
    »Und was hat er Ihnen
angeboten?«
    »Ich sollte einen Anzug, einen
neuen blauen Caldo-Versatscho-Anzug, mitnehmen. In meinem Reisegepäck. Hierher
mitnehmen. Für diesen Transport würde er, Anderson, mir 3000 Euro bezahlen. Die
Hälfte sofort. Den Rest hier, wenn der Anzug bei mir abgeholt wird. Von einem
Mann, der sich mit einem Codewort ausweisen werde. Das Wort sollte lauten:
Mittsommernacht.«
    »Und?«, fragte Wespe.
    »Es war ein tolles Angebot.
3000 Euro für null Arbeit. Ich habe das Angebot angenommen.«
    »Haben Sie nicht wissen wollen,
was dahinter steckt?«
    »Klar. Aber Anderson hat mich
gleich abgeschmettert. Keine Fragen! Ich soll nur meine Sache machen.«
    »War der Anzug verpackt?«
    »Nur in einer Plastikhülle.«
    »Haben Sie ihn untersucht?«
    »Und wie! Jede Naht habe ich
befühlt. Stoff und Futter durchgeknetet. Aber da war nichts.«
    »Was haben Sie sich gedacht?«
    Lissenfuhl grinste schief.
»Nun... na ja... was man denkt, kann ja nicht strafbar sein. Oder?«
    »Nämlich?«
    »Ich dachte, dass vielleicht an
oder in den Knöpfen was ist. Ein mikroskopisch kleiner Chip mit wertvollen
Informationen. Ich habe an Spionage gedacht. Vielleicht was Politisches,
Militärisches oder Wirtschaftliches.«
    »Wie ging’s weiter?«
    »Ich kam hier an. Der Unfall
geschah. Ich habe diese Dummheit gemacht. Ich wurde festgenommen und gleich
eingebuchtet wegen möglicher Fluchtgefahr. Der Anzug hing dort in dem
Kleiderschrank.« Er deutete in den Schlaftrakt. »Ich musste ein Jahr einsitzen.
Und nach zwei Monaten hat meine Freundin den Anzug zum Dresscode gebracht.
Eine Katastrophe, die ich erst heute bemerkt habe.«
    »Man kann zu Gefängnisinsassen
Kontakt aufnehmen. Ist das geschehen in Ihrem Fall?«
    Lissenfuhl schüttelte den Kopf.
»Nichts. Aber dieser Anderson hat mich offenbar nicht aus dem Fokus (Brennpunkt
des Interesses ) verloren. Denn heute Vormittag — kaum dass ich

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