Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
würde. Er war von Natur aus blöd und träumte
davon, Rennfahrer zu werden.
    Noch eine halbe Stunde bis zum
Abendessen. Tim und Klößchen würden nicht dabei sein. Schon vor zwei Stunden
hatte der TKKG-Häuptling sich und seinen Freund telefonisch im Sekretariat
abgemeldet.
    Auch Dr. Manfred Krummler war
in der Stadt gewesen, bei seiner Freundin Regina Bertolo, die heute Nachmittag
freihatte und an der Hochufer-Straße eine schöne, von den Eltern geerbte
Eigentumswohnung besaß. Im Internat bewohnte Krummler eins der Lehrerapartments
im so genannten Paukersilo.
    Krummi war hoch gewachsen,
schlank, hatte dunkles Haar mit natürlichem Mittelscheitel und ein längliches,
etwas hageres Gesicht. Er galt als gut aussehend. Die Mädchen fanden ihn toll.
Den Jungs war das wurscht. Zweifellos sah er älter aus als 34. Das lag an den
drei Aschenbechern in seinem Apartment, die meistens mit ausgedrückten Kippen
gefüllt waren. Heimlich, nach Einbruch der Dunkelheit, leerte er seinen
Sargnagelabfall in den Biocontainer hinter dem Pauker-Silo. Auf dem
Schulgelände rauchte er tagsüber nicht. So gesehen hielt er sich an die
Vorbildregel. Aber er roch nach Nikotin trotz erheblichen
Rasierwasser-Verbrauchs; und Gaby war mal drauf und dran gewesen, Regina
Bertolo zu fragen, ob er beim Küssen auch so schmecke. Hatte dann aber doch
nicht gefragt, denn das ging schließlich nur die beiden was an.
    Krummi saß jetzt qualmend in
seinem Apartment, als das Telefon klingelte. Aus dem Sekretariat wurde ihm
mitgeteilt, da sei ein Anruf für ihn. Es wurde durchgestellt.
    »Krummler.«

    »Guten Abend, Herr Dr.
Krummler. Mein Name ist Janos Anderson. Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    »Mein Dienst beginnt zwar
gleich. Aber bitte!«
    »Ich habe ein sehr
ungewöhnliches Anliegen. Es geht um einen Anzug, den Sie im vorigen Sommer im
Secondhandshop Dresscode gekauft haben.«
    »Ach?«
    »Ja. Sie erinnern sich?«
    »Ich habe dort schon sehr viel
gekauft.«
    »Ich meine den pflaumenblauen
Caldo-Versatscho-Anzug. Ein Designererzeugnis.«
    »An den erinnere ich mich.«
    »Dieser Anzug wurde
versehentlich dem Secondhandshop überlassen. Eine Verkettung dummer Zufälle,
die ich nicht weiter ausbreiten will. Jedenfalls besitzt die ser Anzug einen
ideellen Wert für mich. Ich möchte ihn zurückkaufen. Unbedingt zurückkaufen.
Wobei es völlig belanglos ist, wie oft Sie ihn schon getragen haben und in
welchem Zustand er ist.«
    Krummi lachte auf. »Ich
fürchte, er wird in einem miserablen Zustand sein.«
    »Was heißt das?!«
    »Es tut mir Leid, Herr
Anderson. Aber ich habe den Anzug nicht mehr.«
    »Wie bitte?«
    »Der ist entsorgt.«
    »Entsorgt? Was heißt das?«
    »Ich habe ihn in einen
Kleidersack gestopft. Altkleider werden ja hier beim Internat regelmäßig
abgeholt.«
    Sekundenlang herrschte Stille —
eine Stille, bei der der Hörer vereist.
    »Warum... haben... Sie...
diesen wundervollen Anzug entsorgt?«
    »Er war versaut. Total hin. Ich
habe mich krümelig geärgert. Aber so geht’s eben manchmal. Bin nämlich bei
einem Freund gewesen, dessen Wohnung renoviert wird. Neue Tapeten, neuer
Anstrich und so weiter. Ich bin gestolpert und gegen ein Gestell gestoßen, auf
dem über Kopfhöhe ein Farbeimer stand. Weiße Farbe. Der ganze Inhalt ist... Na
ja, da hätte keine Reinigung geholfen. Es war eine dieser Farben, die ein Leben
lang halten.«
    Anderson stöhnte auf. »Wann...
haben Sie ihn entsorgt?«
    »Das ist schon eine Weile her.
Die Altkleiderabfuhr war vor... warten Sie mal... ja, genau vor vier Wochen. Am
Montag vor vier Wochen. Ich habe zufällig gesehen, wie die Säcke eingesammelt
wurden. Also, wenn Sie nachforschen wollen — da geht nichts mehr. Außerdem war
der auch nicht mehr zu verwenden für eine Weiterverwertung. Nein, den haben sie
vernichtet.«
    »Pech gehabt.« Andersons Stimme
klirrte. »Aber es ist ja nur ein Anzug. Entschuldigen Sie die Störung, Herr Dr.
Krummler. Einen schönen Abend noch. Ach so, Sie haben ja Dienst.«
    »Halb so wild«, erwiderte
Krummi. Doch Anderson hatte schon aufgelegt.
    Krummi presste die Fäuste an
die Schläfen und starrte vor sich hin. Seine Zigarette kokelte im Aschenbecher.
Sie wurde ausgedrückt. Er zündete sich eine neue an. Wieder klingelte das
Telefon. Diesmal hatte der Anrufer Krummis Durchwahlnummer gewählt.
    »Hier Kommissar Glockner.
Hallo, Herr Dr. Krummler«, sagte Gabys Vater.
    »Hallo, Herr Glockner.«
    Sie kannten sich nur flüchtig,
aber Gabys Vater hatte das

Weitere Kostenlose Bücher