Tina Turner - Die Biografie
bevor er die Familie verließ, angeheuert hatte, um Annas und Allines Haare zu machen. Auch sie kümmerte sich oft um die Bullock-Mädchen.
Auf diese Lebensphase zurückblickend, erzählt Tina: „Ich wurde immer herumgeschoben, von einem Verwandten zum anderen. In meinem Leben gab es keine Stabilität.“ (5)
Eine Weile schickte Richard Ella Vera regelmäßig Geld für den Unterhalt, doch nach nicht allzu langer Zeit hörten die Zahlungen auf. Anna war äußerst frustriert wegen ihrer schwierigen Lebenssituation und der schmerzhaften Tatsache, dass beide Elternteile sie im Stich gelassen hatten.
Um Geld zu verdienen, besorgte sich Anna selbst einen Job und arbeitete für ein weißes Ehepaar, die Hendersons. Dies vermittelte ihr ein Zugehörigkeitsgefühl und gab ihrem chaotischen Leben ein gewisses Maß an Kontinuität. Bei der Arbeit im Haushalt von Guy und Connie Henderson lernte sie auch eine Menge fürs Leben: „Ich begann für eine weiße Familie als Hausmädchen zu arbeiten. Dort lernte ich viel für mein Leben als Frau – außer das Kochen –, denn ich war wie ihre jüngere Tochter. Ich lernte, mich um ihr Baby zu kümmern, so dass ich, als ich mein eigenes Kind bekam, in allem Bescheid wusste.“ (1)
Guy Henderson war Eigentümer eines Chevrolet-Handels in Ripley, Tennessee, und seine Frau Connie war, bevor sie geheiratet und den Beruf aufgegeben hatte, Lehrerin gewesen. Ihr Baby, David, kam, während sie bei ihnen beschäftigt war, in Annas Obhut. In der Zeit, als sie bei den beiden arbeitete, lernte sie, wie man ein Haus sauber und ordentlich hält, und eignete sich zudem alle Aspekte der Babypflege an. Annas Arbeit umfasste alles – vom Windelnwechseln bis zum Erledigen der Wäsche –, sie fühlte sich wie ein vollwertiges Mitglied der Familie und wurde auch so behandelt. Eine Weile lang hatte sie das Gefühl, dass sie einen Ort besaß, wo sie hingehörte.
Als sie bei den Hendersons wohnte, bekam sie auch mit, was eine richtige Familie ausmachte: ein Zuhause, in dem es keine körperlichen Auseinandersetzungen gab, man nicht bedroht wurde und keiner der beiden Partner außereheliche Affären hatte. Außerdem zeigten Guy und Connie einander offen ihre gegenseitige Zuneigung und Liebe. Indem sie einfach sie selbst und für Anna da waren, öffneten sie ihr die Augen für die Möglichkeit, ein völlig anderes Leben zu führen. Sie zeigten ihr, wie eine Ehe funktionieren konnte. Was ihr hier vorgelebt wurde, unterschied sich sehr stark von dem, was für sie inzwischen zur Normalität geworden war. Es weckte in ihr den Wunsch nach einem Zuhause, das so harmonisch war wie das der Hendersons. Ihr Leben in dieser Familie gab Anna ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
Da sie immer noch in der Gegend wohnten, wo sie aufgewachsen waren, lebten Anna, Evelyn und Alline noch ganz in der Nähe von ihren Verwandten. Es gab also eine Art von Familienzusammenhalt – auch wenn sie von ihren eigenen Eltern verlassen worden waren. Bis zum Jahr 1954 hatte es in der Welt der nun vierzehnjährigen Anna viele Veränderungen gegeben. Opa Alex war gestorben und hatte Oma Roxanna als Witwe zurückgelassen. Onkel Gill war aus dem Gefängnis entlassen worden – er hatte sein Haftstrafe für die Erschießung seines Rivalen abgebüßt. Oma Roxanna lebte nun bei Onkel Gill, der inzwischen geheiratet hatte.
Annas Halbschwester Evelyn entdeckte, dass sie von einem wohlhabenden Jungen aus der Gegend, der noch zur High School ging, schwanger war. Als er ihr vorschlug zu heiraten, lehnte sie ab. Sie war in einen anderen Jungen verliebt und wollte mit dem Vater ihres Kindes nichts mehr zu tun haben. Stattdessen bekam sie ihr Kind, dem sie den Namen Dianne Curry gab, und lebte bei Onkel Gill.
Evelyn und ihre Cousine Margaret wurden sehr enge Freundinnen. Es war sogar so, dass Oma Georgie immer sicherstellte, dass die beiden Mädchen ständig zusammen waren, so dass sie nicht in allzu große Schwierigkeiten gerieten. Anna sah sie jeden Samstag in Ripley und freute sich, wenn die beiden sie besuchen kamen.
Da sie etwas älter war als die anderen Mädchen, verhielt sich Evelyn Anna gegenüber ein wenig kühl und reserviert. Sie tat so, als wäre sie lieber mit jungen Erwachsenen als mit jungen Mädchen zusammen. Doch Margaret begleitete sie auf Schritt und Tritt und Anna liebte ihre Cousine einfach über alles. Im Grunde freute sie sich die ganze Woche darauf, Margaret wiederzusehen.
In vielerlei Hinsicht wurde Margaret für
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