Tina Turner - Die Biografie
genialer Kopf des Duos. Sehr oft wurden sie in den Medien als glückliches, sich liebendes Ehepaar dargestellt.
Wenn man den Texten aus Tinas Songrepertoire der 1970er Glauben schenkt, wie z.B. dem von Ike komponierten „Contact High“, oder Tina als Drogenguru „Acid Queen“ in dem Film Tommy sieht und dies für bare Münze nimmt, könnte man meinen, sie habe den Drogenkonsum befürwortet oder sei eine wilde Partylöwin gewesen.
Wenn man sich anhört, wie sie absolut überzeugend Songs wie „Fool For You“, „Poor Fool“ und „It’s Gonna Work Out Fine“ sang, könnte man dies ohne Weiteres für Liebesbekundungen von Tina an ihren liebevollen Ehemann Ike halten. Und wenn man Gelegenheit bekäme, sich Ikes & Tinas Showprogramm zu Beginn der 1970er anzusehen, wie sie das Lied „I’ve Been Loving You Too Long“ zum Besten gaben, bei dem Tina mit ihrem phallusartigen Mikrofon Fellatio simulierte, könnte man vielleicht auf die Idee kommen, sie sei so eine Art hemmungslose Sexgöttin gewesen.
Abend für Abend wirbelte sie über die Bühne und zeigte Tanzeinlagen mit schnellen Schrittkombinationen, bei denen ihrem Publikum allein vom Zuschauen schon schwindlig wurde. Tina strotzte nur so vor Energie, so dass man sie für den Inbegriff der absolut befreiten Frau halten mochte, die ihr aufregendes Leben als Star in vollen Zügen genoss.
Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Keines dieser Bilder entsprach der Realität. Tina drückte es so aus: „Tina Turner – jene Frau, die auf die Bühne ging, war jemand anderes. Ich selbst war nur ihr Schatten.“ (1) 1976 war die echte Tina bereits in einer Ehe gefangen, die ihr Leben zur Hölle werden ließ. Das, was sie auf der Bühne als ihr Leben ausgab, war nichts als Show und das Leben hinter den Kulissen zur reinen Folter geworden.
Und die Drogen und die Partys? Nun, das war Ikes Leben. Tina nahm nie irgendeine Art von Drogen und wollte auch nichts damit zu tun haben.
Was ihre Ehe anging, so bestand diese nur auf dem Papier. Ike war ihr nie treu. Mehr als einmal war sie in ihr Wohnzimmer gekommen und hatte dort gesehen, wie eine Frau gerade vor Ike kniete und ihn oral befriedigte.
Ihr glückliches, freudenreiches Leben? Nichts hätte der Lebenswirklichkeit, in der sie gefangen war, weniger entsprechen können. Nicht genug, dass Ike sie wie seine Dienstbotin behandelte, die immer zur Stelle sein musste, wenn er nach ihr rief. Wenn sie ihn verärgerte oder sich beschwerte, verprügelte er sie gnadenlos. Mit der Zeit nahm Ikes exzessiver Drogenkonsum immer mehr zu und seine tätlichen Angriffe ebenfalls. Niemand – außer ihrem engsten Kreis – wusste, dass Ike Tina in Wahrheit total unter Kontrolle hatte, da sie sich vor ihm fürchtete.
Was das Kaschieren von „Veilchen“ mit Hilfe von festem Puder-Make-up anging, war Tina zu einer echten Expertin geworden. Oft trat sie mit aufgeplatzten Lippen, blauen Flecken oder gar mit gebrochenen Knochen vor jubelnden Zuschauermengen auf. Sie fühlte sich einsam und wie gefangen. Selbst ihr verzweifelter Selbstmordversuch misslang.
Doch dann machte sie eine Freundin mit etwas vertraut, das ihr zu innerer Stärke verhalf und sie dazu ermutigte, für sich selbst einzustehen: dem Buddhismus. Tina wusste jetzt, welche Spiritualität und Lebenskraft in ihr steckte. Nun beherrschte sie den buddhistischen Rezitationsgesang, war in der Lage, in ihre eigene Seele hineinzuschauen und brachte so den Mut auf, Ike zu verlassen.
Als sie sich 1976 endlich dazu entschloss, sich von Ike zu trennen, gab es kein Zurück mehr. Es wurde nicht gerade ein einfacher Kampf. Zuerst war es eine körperliche Auseinandersetzung, dann wurde es zu einem Rechtsstreit. Bald merkte sie, dass sie nicht allein war und tatsächlich echte Freunde hatte, die ihr halfen. Cher sprach Tina Mut zu, indem sie ihr davon erzählte, wie sie durch die Trennung von ihrem damaligen Mann Sonny Bono wieder Herrin über ihr eigenes Leben geworden war. Ann-Margret, die mit ihr zusammen in dem Film Tommy gespielt hatte, half ihr nach ihrer Zeit mit Ike dabei, ihre Karriere als Solo-Star aufzubauen. Und über Olivia Newton-John lernte sie den Manager kennen, der ihr zu ihrem Durchbruch in der Welt der Superstars verhalf und ihr dabei behilflich war, ihren Traum von der eigenen Karriere zu verwirklichen.
Ihr Weg zurück ins Showgeschäft erwies sich als beschwerlich, doch sie genoss den anstrengenden Aufstieg und ihre Freiheit. Nachdem sie sich kurz als
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