Tina Turner - Die Biografie
gelangte im US-amerikanischen Billboard- Magazin auf Platz 25. Das Album enthielt außerdem Ikes amüsante Komposition „Funkier Than A Mosquita’s Tweeter“, Tinas großartige Interpretation der Beatles-Hits „Get Back“ und „Let It Be“ sowie Ikes & Tinas Version von Jessie Hills „Ooh Poo Pah Doo“.
Am 6. Mai 1971 bekam „Proud Mary“ von der RIAA (Record Industry Association of America, dem Verband der amerikanischen Plattenindustrie) die Auszeichnung „Goldene Single“ verliehen. Im Monat darauf landete ihre nächste Single „Ooh Pooh Pah Doo“ in den USA auf Platz 60.
Im selben Jahr kam die Ike & Tina Turner Revue wieder nach Europa, in der Hoffnung, den Verkaufserfolg, den sie in den USA erzielt hatten, zu wiederholen. Die Tournee wurde ein Volltreffer, wohingegen die Platte es aus irgendeinem Grunde nicht schaffte, in Großbritannien genauso erfolgreich zu sein wie in den Staaten.
Im September erschien ihre nächste Platte – ein Live-Album namens Live At Carnegie Hall: What You Hear Is What You Get bei United Artists Records –, gelangte auf Platz 25 der Billboard-Charts und erreichte mit 500.000 in den USA verkauften Platten Gold-Status. Bei dem Konzert, das darauf zu hören war und an New Yorks berühmtesten Veranstaltungsort stattfand, wurden die beiden von dem bekannten Radiomoderator Frankie Crocker vorgestellt. Gerade dieses Live-Album eignete sich perfekt dazu, Tinas neue Stellung im Rock & Roll-Gesangsbereich zu demonstrieren, und zwar bei Songs wie „Honky Tonk Women“, „A Love Like Yours (Don’t Come Knockin’ Every Day)“, „Proud Mary“, „I Want To Take You Higher“ und „I’ve Been Loving You Too Long“. Nun hatten sie endlich damit abgeschlossen, Live-Versionen von Ikes „Fool“-Songreihe aufzunehmen. Um es einmal mit den Worten von The Who („Won’t Get Fooled Again“) auszudrücken: Tina würde sich zumindest nun nicht mehr zum Narren halten lassen.
Seltsamerweise brachte Liberty Records, eine Tochterfirma von United Artists Records, im selben Jahr noch eine weitere Konzertaufnahme von Ike & Tina heraus, das nur aus einer einzigen Platte bestehende Album Live In Paris. Irgendwie schien es eine wahre Flut von Live-Alben zu geben.
Was zu jenem Zeitpunkt bei Ike Turner in Strömen floss, war das Geld – und von Rechts wegen hätte das auch für Tina gelten müssen.
Jedoch zahlte er ihr nie auch nur einen einzigen Cent. Er kümmerte sich um alles Finanzielle und erwartete von ihr, dass sie sich mit den paar Dingen, die ihr gegeben wurden, begnügte. „Proud Mary“, ihre Plattenerfolge und ihre Konzerteinnahmen hatten dafür gesorgt, dass Ikes Taschen äußerst gut gefüllt waren.
Schon lange hatte Ike Turner den Wunsch gehegt, ein eigenes Aufnahmestudio zu besitzen. Auf diese Weise konnte er nicht nur das Geld sparen, das er für die Buchung eines Studios ausgab, sondern auch noch genüsslich jeder seiner musikalischen Launen nachgeben. So begann er also Pläne zu schmieden für die späteren Bolic Sound Studios. In der La Brea Avenue 1310, etwa fünf Minuten vom Haus der Turners entfernt, erwarb er ein einstöckiges Gebäude, das für seine Bedürfnisse total umgebaut wurde. Man baute zwei komplette Aufnahmestudios hinein, darunter ein größeres Studio, das Ike an andere Künstler vermieten wollte, und ein kleines Studio für sich selbst.
Bolic Sound wurde zu Ikes privater Spielwiese. Nun konnten die Partys und Kokain-Orgien Tag und Nacht andauern – unter dem Vorwand, es handele sich dabei um geschäftliche Aktivitäten.
„Als er es baute, dachte ich: ‚Super – dann bin ich ihn los.‘ Aber dann fing das Telefon um drei Uhr nachts an zu klingen. ‚Tina – Ike verlangt nach dir‘“, erzählt Tina. (1) Ganz egal, ob es gerade mitten in der Nacht war und sie tief und fest schlief, Ike rief sie einfach an und verlangte, sie solle sofort ins Studio kommen, um bei einem Werk, das er gerade komponiert hatte, ihre Leadstimme zu singen.
Um seinen Besitz an Drogen und Frauen und seine eine Million Dollar teure Sound-Ausstattung zu schützen, verfügte Ike über ein eigenes Waffenarsenal. Darüber hinaus wurde jeder Zentimeter des Grundstückes 24 Stunden lang mit Kameras überwacht. Das Olympiad House, in dem sie lebten, war mit einem ähnlichen Sicherheitssystem ausgestattet.
Im Oktober 1971 räumte eine Titelgeschichte des Rolling Stone -Magazins mit dem Missverständnis auf, Ike sei nichts weiter als ein ganz normaler erfolgreicher Musiker.
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