Tina Turner - Die Biografie
hieß Valerie. Sie war eine Weiße und Jüdin und mit einem schwarzen Jazzmusiker verheiratet.
Damals lernte Tina einige Frauen kennen, die in einer „Mischehe“ lebten. Herbie Hancock war mit einer Frau namens Gigi verheiratet, die Deutsche war. Wayne Shorter hatte eine Portugiesin namens Anna geheiratet. Ihre Freundin Maria Booker war ebenfalls mit einem schwarzen Musiker verheiratet.
Tina merkte, dass Valerie zum gleichen Kreis gehörte. Als sie Valerie mit den Frauen verglich, die Ike normalerweise mit nach Hause brachte, sagte sie: „Nicht alle von ihnen waren Flittchen oder Schlampen.“ (5)
Ike hatte Valerie als eine der Sekretärinnen im Studio engagiert. Als sie ihm erzählte, sie sei ein „Chanter“, nahm er an, dass es sich dabei um irgendeine faszinierende Art von okkulter Praxis oder Hexenkunst handele. Doch dann erklärte sie Ike und Tina, dass das „Chanting“, der Rezitationsgesang, Teil des Buddhismus sei, woraufhin Ike sein Interesse daran sofort verlor. Tinas Interesse war jedoch umso schneller geweckt.
Valerie erläuterte Tina, dass der Rezitationsgesang Teil des Nichiren-Sh o ˉ sh u ˉ -Buddhismus sei. Tina fand das faszinierend.
Valerie erzählte ihr von Shakubuku, der ersten Phase der Einweisung in den Buddhismus. Bei jenem ersten Treffen zeigte sie Tina ein Gebetbuch und Gebetsperlen. Außerdem brachte sie ihr den Rezitationsgesang „Nam-Myoho-Renge-Kyo“ bei. Tina notierte sich die Worte sofort. Sie sagt, in ihrem Innern habe plötzlich etwas aufgeleuchtet, als sie Valeries Erklärungen über den Buddhismus hörte.
Während sich Ike über längere Zeit im Studio aufhielt, war Tina allein zu Haus und fing an, sich im Rezitieren zu versuchen. Da sie baptistisch erzogen worden war, sprach sie zunächst das Vaterunser und rezitierte danach fünf Mal den buddhistischen Sprechgesang. „Solange ich diese Worte noch nicht sicher beherrschte, hörte ich auch mit dem Vaterunser nicht auf“, erklärte sie. (5)
Schon bald begannen in ihrem Leben positive Dinge zu passieren. Am Anfang waren es nur kleine Zeichen, die andeuteten, dass ihr Leben sich zum Besseren hin veränderte: Tina hatte schon eine ganze Weile Probleme mit ihrem Make-up. Auf das, was sie vorher die ganze Zeit benutzt hatte, begann sie allergisch zu reagieren. Sie suchte eine ganz bestimmte Marke, von der sie wusste, dass ihre Haut sie vertragen würde, hatte sie aber bisher noch nicht auftreiben können.
Tina begann mit ihrem ersten Rezitationsgesang und schon einen kurzen Moment später klingelte das Telefon. Eine Frau vom Kaufhaus Bloomingdales war am Apparat, um ihr zu sagen, dass sie das Make-up, nachdem Tina gesucht hatte, nun plötzlich auf Lager hätten. Lag es am Rezitieren? Oder war das purer Zufall? Tina hatte die Begeisterung gepackt. Sie machte mit ihren Rezitationen weiter.
Als nächstes kaufte sie sich einen eigenen buddhistischen Altar, einen Butsudan. Dabei handelt es sich im Grunde um einen kleinen Wandschrank, in dem Weihrauch für den Geruchssinn, eine Kerze als Licht, eine heilige Schriftrolle und andere Dinge aufbewahrt werden. Dies alles sind keine Devotionalien, sondern Dinge, die einem dabei helfen sollen, sich auf sich selbst zu konzentrieren.
Wonach Tina suchte? „Veränderung“, erklärt sie. „Das Praktizieren konnte in der frühen Phase, der Phase, in der man mich damit vertraut machte, das eigene Leben verändern, wenn dies das war, wonach man suchte. Und damals wollte ich genau das.“ (16)
Durch den Buddhismus erschloss sich ihr auf einmal eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten. „Manchmal ist die Realität gar nicht wirklich real“, sagt Tina. „Man verbringt die ganze Zeit damit, sich zu fragen: ‚Was habe ich bloß getan?‘ Man fällt jeden Abend auf die Knie und spricht das Vaterunser und sagt: ‚Irgendjemand muss mir Hilfe schicken, denn ich habe ja in meinem Leben nie etwas getan, womit ich das hier verdient hätte.‘ Und da begann ich dann mit dem Rezitieren.“ (5)
Abgesehen von der ersten Einführung in den Buddhismus, die sie von Valerie bekommen hatte, war Tina beim Entdecken ihrer neuen spirituellen Seite auf sich allein gestellt: „Ich musste mir das alles selbst beibringen, weil ich durch meine Unfreiheit nicht die Möglichkeit besaß, zu irgendwelchen Treffen zu gehen oder Leute zu mir nach Hause einzuladen. Darum weiß ich noch, welch harte Arbeit das war. Ich bin aber froh, dass ich es auf diese Weise gemacht habe, denn da ich alleine war, musste ich
Weitere Kostenlose Bücher