Tina Turner - Die Biografie
ein magisches Geschick beim Flipperspiel. Tommy wird für junge Leute zu einem Idol, erlangt seine Seh- und Hörkraft wieder und steigt in den Rang eines Propheten auf. In diesem Film gibt es kein einziges gesprochenes Wort. Alle Figuren beschränken sich darauf, ihre musikalischen Monologe vorzusingen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Es ist eines der farbenfrohsten und überdrehtesten Rock-Musicals, die je gedreht wurden.
Um 1975 bei der Premierengala des Films dabei zu sein, kam Tina nach New York, genau wie Elton John, Ann-Margret und einige der anderen Mitwirkenden. Die Erfahrung, so viel Wertschätzung zu erfahren und mit Lob und Dank überschüttet zu werden – außer natürlich von Ike – gab ihr sehr viel Kraft.
Das Time Magazine schwärmte: „So ein Film-Musical wie Tommy hat es noch nie gegeben. Ein seltsame, verrückte, wundervoll übertriebene Version der Rockoper von The Who!“ (25) Der Filmkritiker Leonard Maltin nannte den Film „eine energiegeladene Interpretation des Rockopern-Kassenknüllers von The Who mit herausragenden musikalischen Darbietungen von Clapton, John (mit seinem ‚Pinball Wizard‘) und Turner!“ (26)
Das Original-Soundtrack-Album von Tommy, auf dem die Lieder der Starbesetzung zu hören waren, einschließlich Tinas heißer „Acid Queen“-Nummer, erklomm die amerikanischen Charts und landete auf Platz 2. Dies war die höchste Platzierung eines Albums, bei dem Tina bis dato mitgewirkt hatte. Es verkaufte sich allein in den USA 500.000 Mal und wurde so zur Goldenen Schallplatte.
Um das verstärkte Interesse an Tina – ohne Ike – gewinnbringend zu nutzen, wollten Liberty/United Artists Records mit Tina allein ein Rock & Roll-Album machen. Da Ike den Deal aushandelte, erlaubte er den von außen kommenden Produzenten Denny Diante und Spencer Proffer, die Hälfte des Albums allein mit Tina zu produzieren. Aber die andere Hälfte der Platte musste mit ihm zusammen produziert werden und Ike sollte dabei als Songschreiber fungieren. Ikes amüsanteste Komposition ist eine Ode an einen Musiker, der bei den Picknicks in Nutbush zu spielen pflegte: „Mr Bootsey Whitelaw“. In diesem Song wird davor gewarnt, sich auf Bootseys sexuelle Avancen einzulassen. Vor allem die ersten fünf Rock & Roll-Stücke ohne Ike aber machten das Album wirklich zu etwas Besonderem. Diese waren „Let’s Spend The Night Together“ und „Under My Thumb“ von den Rolling Stones, „I Can See For Miles“ und „Acid Queen“ von The Who und „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin.
Es war zwar ein großartiges Album, schaffte es aber nur auf Platz 155 der US-amerikanischen Billboard - Charts. Und es kam nur zu einer einzigen Single-Auskopplung und zwar von dem Song „Baby Get It On“, der aus Ikes Feder stammte. Das Lied landete auf Platz 88 und galt als ein Stück des Duos Ike & Tina Turner. Das wirklich Wichtige an dieser Platte war, dass diese als Tinas erstes Rock & Roll-Soloalbum ihr den Weg für spätere Erfolge bahnte.
In jener Zeit praktizierte Tina immer häufiger den Rezitationsgesang. Ikes gewalttätiges Verhalten gab ihr auch allen Grund dazu. Da das gesamte Tommy -Projekt sich als überaus erfolgreich für sie herausstellte, war die Presse ständig an ihr – und zwar nur an ihr und nicht an Ike – interessiert. Das machte ihn rasend. Und während er sich deswegen mit ihr stritt, brachte er auch „River Deep – Mountain High“ wieder aufs Tapet – einen weiteren Deal, den er abgeschlossen hatte, ohne ihn mit Tina zu besprechen.
In der Vergangenheit war sie immer mit sich selbst in Konflikt geraten, wenn sie darüber nachgedacht hatte, Ike zu verlassen: „Da hing noch so unglaublich viel anderes mit dran. Wo würde ich denn dann hingehen? Sollte ich meine Kinder in dem Chaos dort zurücklassen?“ (8) Zu ihrer Mutter konnte sie nicht zurückgehen, weil Zelma in Ikes Haus in East St. Louis wohnte. Tina würde dort niemals in Sicherheit sein. Ihre Schwester Alline lebte in den Baldwin Hills in der Gegend um Los Angeles und hatte schrecklich große Angst vor Ike und seinem unberechenbaren Temperament. Auch dort wäre Tina also nicht sicher.
Doch sie war schließlich am Ende ihrer Kräfte angelangt. Das erste Mal, als sie weglief, suchte sie bei ihrer Cousine Zuflucht. Ike brauchte lediglich drei Tage, um herauszufinden, wo sie war. Er zwang sie dazu, mit ihm zurück nach Hause zu kommen. Dann verprügelte er sie wieder. Um ihr das Ausmaß seiner Wut zu demonstrieren, griff
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