Tina Turner - Die Biografie
sich auf den mittleren Platz. Während des Fluges zog er dann seine Schuhe aus und streckte sich über die gesamte Sitzreihe aus. Seinen Kopf bettete er in Anns Schoß und seine Füße lagen auf dem von Tina.
1974 konnte sich Tina glücklicherweise einmal längere Zeit von Ike erholen, denn da wurde in London der Film Tommy gedreht. Die Produzenten waren sehr an Tina interessiert, hatten aber kein Interesse daran, Ike ebenfalls im Film mit dabeizuhaben.
Der Produzent Robert Stigwood verfilmte darin den Konzeptalbum-Klassiker der Band The Who. Sein Plan war es, zu der aus Filmstars bestehenden Besetzung mehrere Rock-Ikonen mit hinzuzunehmen. Unter den bekannten Leinwandgrößen waren Ann-Margret als Tommys Mutter, Oliver Reed als ihr zweiter Ehemann und Jack Nicholson spielte den Arzt. Aus der Gemeinde der Rockstars waren Roger Daltry als der erwachsene Tommy, Elton John als Pinball Wizard, Eric Clapton als der Prediger, Arthur Brown als der Priester und Keith Moon als perverser Onkel Ernie dabei. Bei der Besetzung der Rolle der Acid Queen war die Entscheidung noch nicht gefallen. Berichten zufolge hatte Regisseur Ken Russell auch darüber nachgedacht, David Bowie die Acid Queen spielen zu lassen. Da dies gerade jene Phase in Bowies Leben war, in der er sich schminkte und mit Geschlechtergrenzen spielte, hätte das auch ganz gut passen können.
Doch immer wieder kam auch Tinas Name ins Spiel und sie bekam das Drehbuch zugeschickt. Als sie es las, war sie davon überzeugt, dass die Rolle perfekt zu ihr passte. Wie bei den meisten Rockstars, die in diesem Film auftraten, beschränkte sich auch Tinas Auftritt nur auf eine einzige Szene. So wie bei der Vereinbarung mit Phil Spector zu Tinas Aufnahme des Songs „River Deep – Mountain High“ willigte Ike auch in diesen Deal ein. Nach der Vertragsunterzeichnung flog Tina zu den Dreharbeiten nach London. Da sie immer schon den Wunsch verspürt hatte, sich als Schauspielerin zu versuchen, erschien ihr dies als die perfekte Gelegenheit dafür.
Kurioserweise hatte Tina das ursprüngliche Tommy- Album von The Who noch nie gehört. Als sie die Rolle annahm, wusste sie deshalb auch überhaupt nicht, worum es in der Geschichte eigentlich ging, und kannte auch die Anspielungen auf Drogen, die es darin gab, gar nicht.
Bei ihrem ersten Treffen mit Ken Russell war dieser zunächst schockiert. Er musste feststellen, dass sie – entgegen dem Eindruck, den sie auf der Bühne vermittelte – keine 1,80 m große Frau war. Damit sie im Film größer wirkte, sorgte die Kostümabteilung dafür, dass Tina ein paar Schuhe mit extrem hohem Absatz verpasst bekam. Die Schuhe und den billig wirkenden kurzen Rock, den sie dazu anziehen sollte, fand sie einfach nur „schrecklich“. Daher beschloss sie, dem Ganzen noch eins drauf zu setzen und ihr Aussehen auf eigene Faust noch zu verschärfen: Sie griff nach Fischnetzstrümpfen, benutzte grellen roten Lippenstift und ebensolchen Nagellack. Als sie das alles miteinander kombiniert hatte, war Russell allerdings immer noch nicht ganz davon überzeugt, dass er, was die Besetzung der Rolle anging, die richtige Entscheidung getroffen hatte. Aber Tina wusste, wie sie, als mit den Dreharbeiten für die Szene begonnen wurde, alles aus sich herausholen konnte. Ihren Schilderungen zufolge gab sie alles. Ihre Darstellung eines bösen Genies hätte einem Vincent Price zur Ehre gereicht, inklusive großer hervortretender Augen und einem Kopf, der vor Wahnsinn erbebte.
Russell war sofort begeistert und wollte noch mehr sehen. Als die große Acid Queen-Szene gedreht wurde, stellte Tina allerdings schockiert fest, dass ihre wunderschönen „Assistentinnen“, ein Zwillingspärchen, mit einer riesengroßen Spritze ankamen. Sie war geschockt und fragte laut: „Oh Gott, der Film wirbt doch nicht etwa für Drogen?“ Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, dass das Wort „acid“ in ihrem Rollennamen auf LSD anspielte. Nichtsdestotrotz machte es ihr einen Heidenspaß, als Acid Queen vor der Kamera zu stehen.
Für Tina verliefen die Dreharbeiten zu dem Film Tommy relativ reibungslos: „Meine Rolle war zwar klein, aber es war immerhin meine Rolle. Sie gab mir Kraft und ich spürte förmlich, wie ich innerlich an dieser Aufgabe wuchs.“ (1)
Für ihre Freundin Ann-Margret waren die Dreharbeiten jedoch weniger erfreulich. Sie erlitt einen Unfall, der in der Öffentlichkeit für viel Aufsehen sorgte. Er passierte in der „Champagner“ betitelten Szene des
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