Tina Turner - Die Biografie
war eine Art von Freiheit, die – außer wenn man sich schon einmal in irgendeiner Art von sklavenähnlichem Verhältnis befunden hat – sehr schwer zu beschreiben ist. Die Freiheit zu besitzen, einfach so mal ins Auto zu steigen und loszubrausen. Diese Möglichkeit oder Gelegenheit hatte ich zuvor nie gehabt. Ich lernte neue Leute und neue Freunde kennen. Ich zog von der einen Seite Kaliforniens auf die andere und freundete mich dort mit Leuten an und … ich lernte, wie man ein kleines Glas Wein und Champagner genießt. Ich lernte so einiges. Vor allem lernte ich ein anderes Leben kennen und dieses Leben mochte ich, verstehen Sie?“ (12)
Teil ihres neuen Lebens war es, das Material für ihre Alben selbst auszuwählen. Sie probierte ihre Freiheit aus und das war ein wundervolles Gefühl für sie. 1978 kam bei Liberty/United Artists ihr drittes Soloalbum namens Rough heraus. Es war eine Mischung aus zeitgenössischen Rocksongs und Coverversionen von kürzlich erschienenen Hits anderer Künstler. Zu den drei bemerkenswertesten Stücken zählen ihre Version von Bob Segers „Fire Down Below“, Dan Hills „Sometimes When We Touch“ und die erste Aufnahme von Elton Johns „The Bitch Is Back“. Sie versuchte sich ferner immer noch in der Countrymusik und nahm Willie Nelsons „Funny How Time Slips Away“ auf. Eine Single wurde aus diesem Album ausgekoppelt: „Root Toot Undisputable Rock ’N’ Roller“.
1978 trat Tina außerdem ein weiteres Mal in einem großen Film auf und zwar in dem stark beworbenen Rock & Roll-Movie Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Der Produzent Robert Stigwood hatte mit seiner Verfilmung von Tommy von The Who so großen Erfolg gehabt, dass er dieses Erfolgsrezept unbedingt noch einmal bei einem Film mit anderen großen Rockstars anwenden wollte. So entschied er sich für die Songs aus dem Beatles-Meisterwerk von 1967, Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band , und machte sich daran, das Ganze in ein riesiges Spektakel zu verwandeln, bei dem die Bee Gees und Peter Frampton die vier Bandmitglieder spielten.
Da mehrere der Songs auf diesem Album von unterschiedlichen Personen erzählten, wie z.B. „Being For The Benefit Of Mr. Kite“, „Lovely Rita“ und „Lucy In The Sky With Diamonds“, konnten diese von verschiedenen Schauspielern verkörpert werden. Eines der berühmtesten Charakteristika dieses Albums war sein originelles Cover, auf dem die Beatles im Outfit einer Marschkapelle abgebildet und von Pappschildern und Fotos von berühmten Persönlichkeiten auf einer Tribüne umgeben waren. Um das Konzept dieses Albumcovers in den letzten Minuten des Films nachzubilden, waren die Bee Gees und Peter Frampton dort ebenfalls von einer Reihe von berühmten Gesichtern umgeben, die auf einer Tribüne hinter ihnen angeordnet waren. Unter den bekannten Stars waren die seltsamsten Kombinationen von Film-, Rock- und Broadwaystars zu finden, die als „Our Guests at Heartland“ angekündigt wurden. Tina hatte eine sehr herausgehobene Position in der ersten Reihe. Während sie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ sang, stand sie neben Chita Rivera und Carol Channing. Tina trug eines ihrer knappen Bob Mackie-Outfits. Mit auf der Tribüne waren Minnie Ripperton, Dr. John, Connie Stevens, Bonnie Raitt, Sarah Dash, Nona Hendryx, Frankie Valli, Anita Pointer, Helen Reddy und Dutzende von anderen Rock- und Popstars. Leider erwies sich der Film kommerziell als Reinfall. Doch mit ihm bestätigte sich die Tatsache, dass Tina in Hollywoodkreisen immer noch ein großer Star war.
Im folgenden Jahr wurde Love Explosion , ihr viertes Soloalbum, veröffentlicht, ihr nächster Schritt auf dem Weg zu ihrem eigenen, unverwechselbaren Sound als Solo-Künstlerin. Darauf sang sie eine amüsant klingende Version des Songs „Backstabbers“ von den O’Jays und coverte Donna Summers Lied „On The Radio“. Sogar eine Ballade, die durch Barbra Streisand Berühmtheit erlangt hatte, machte sie sich zu eigen: „Just A Little Lovin’ (Early In The Morning)“.
Keines von den beiden Soloalben aus der Ära nach Ike erreichte jedoch ernst zu nehmende Verkaufszahlen. Trotzdem war Tina glücklich. Sie hatte eine Karriere und das, was sie momentan zur Verfügung hatte, reichte zum Leben. Sie empfand das als Segen. „Wenn man einmal in so einer sklavenähnlichen Beziehung gesteckt hat und sich daraus befreien konnte, lernt man, was Freiheit eigentlich bedeutet, nämlich sich wohl und frei zu fühlen.
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