Tina Turner - Die Biografie
Deswegen empfand ich es als nicht weiter schlimm, nicht sofort wieder einen Plattenhit zu landen und nicht im Rampenlicht zu stehen. Da, wo ich mich gerade befand, war es okay für mich. Ich beobachtete mich selbst genau, um zu schauen, was ich mit anderen Leuten zusammen machen konnte. Die Zeit, nachdem ich mich von Ike getrennt hatte, war für mich so eine Art Studienzeit.“ (10)
Während Tina damit beschäftigt war, Soloalben herauszubringen, veröffentlichte Ike weitere Ike & Tina Turner-Alben. 1979 kam bei United Artists ein Greatest Hits-Album namens Soul Sellers heraus. 1980 verkaufte Ike noch mehr Stücke aus seinen Beständen an Fantasy Records, aus denen das Album The Edge entstand. Darauf waren Coverversionen von „Shame, Shame, Shame“ von Shirley & Company, „Lean On Me“ von Bill Withers, „Philadelphia Freedom“ von Elton John und „Only Women Bleed“ von Alice Cooper zu hören.
Bevor Tina wegging, ahnte Ike gar nicht, wie gut er es mit ihr hatte. Nun lief er durch die Gegend und maulte, er sei derjenige gewesen, der Tina zum Star gemacht habe. In Wahrheit war es aber genau umgekehrt – sie war es, die ihm zu Starruhm verholfen hatte. Natürlich war er der Geschäftsmann gewesen, der ihr erst die Möglichkeit eröffnet hatte, etwas zu werden, doch ohne sie wäre er nie so groß herausgekommen.
Nun schrumpften zu allem Übel auch noch seine Ressourcen zusammen und es gab kaum Leute, die Ike ohne Tina sehen wollten. Als das Geld ausging, war die scheinbar nie enden wollende Party auf einmal doch vorbei. Ikes Kommentar dazu war: „Bevor Tina und ich uns trennten, war ich jeden Tag von 25 Leuten umgeben, die mir ständig erzählten, wie sehr sie mich doch liebten. ‚Oh, Ike, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich‘ – so ging das die ganze Zeit. Von wegen. Für diese Penner sind das bloß irgendwelche leeren Phrasen. Die bedeuten denen überhaupt nichts. Dann stand ich das erste Mal in – na, vielleicht dreißig Jahren – allein da. Und auf einmal war keines von diesen Arschlöchern mit ihrem blöden „Ich liebe dich“-Geseiere mehr da, kein einziger von denen. Als sie dachten, ich hätte kein Geld mehr, waren sie plötzlich alle verschwunden.“ (17)
Während bei Ike alles in sich zusammenfiel, war Tina dabei, sich körperlich wieder in Topform zu bringen. Für viele ihrer gesundheitlichen Probleme suchte sie sich Rat bei einem Homöopathen: „Nachdem ich das zweite Mal im Krankenhaus gewesen war, wurden meine Augen wieder klar. Das Weiße in meinen Augen war nie ganz klar, nie ganz weiß gewesen. Nun fing ich langsam wieder an, mich gesund zu fühlen. Ich strahlte förmlich, so gut ging es mir. Langsam begann ich Kraft zu tanken, fühlte mich stärker und konnte meine Arbeit mehr genießen.“ (5)
1979 nahm Tina Turner an der Aufzeichnung eines TV-Specials mit dem Titel Olivia Newton-John’s Hollywood Nights teil. Olivia lud verschiedene weibliche Rock- und Popstars zu sich in die Sendung ein und zwar für eine Show-Einlage, an der nur Frauen beteiligt sein sollten. Olivia fragte Toni Tennille, Karen Carpenter und Tina Turner, ob sie mitmachen wollten. Auch Gene Kelly, mit dem Olivia im Film Xanadu zusammen gespielt hatte, sowie Andy Gibb und Elton John waren Gäste ihrer Show. Die Sendung wurde am 14. April 1980 auf ABC-TV ausgestrahlt.
Eigentlich seltsam, dass gerade dieses TV-Projekt den Wendepunkt für Tinas Karriere bedeutete, aber so war es tatsächlich. Rava Daly, die bei Tinas Auftritten in den Cabarets zur Gruppe der Tänzerinnen gehörte, lag Tina immer wieder damit in den Ohren, sie solle sich mit Olivias damaligem Freund, dem Manager Lee Kramer in Verbindung setzen. Daly wusste, dass Kramer auf der Suche nach neuen Klienten war, die er managen konnte. Nach ihrem Auftritt in Olivias Show fühlte sich Tina selbstbewusst genug, ihn anzurufen.
Sie traf sich mit Kramer in dessen Büro und brachte Rhonda Graam mit. Kramer stellte sie Roger Davies, einem seiner Geschäftspartner vor. Tina mochte sie beide, besonders aber Davies. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie verschuldet war und ihre Karriere nun in eine andere Richtung lenken wollte. Zu jenem Zeitpunkt schuldete sie Mike Stewart 200.000 Dollar, dem Finanzamt 100.000 Dollar an Steuernachzahlungen und weitere 100.000 Dollar an Säumniszuschlägen. Es war kaum von der Hand zu weisen – sie brauchte unbedingt eine Karriereberatung. Die meisten ihrer Schulden bei den Konzertveranstaltern der abgebrochenen Ike
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