Tina Turner - Die Biografie
dass Tina eines Tages zu ihm zurückkehren würde, begann Ike damit, einige von den Stücken mit Tina als Leadsängerin zu bergen, die noch in den Tiefen seines Studios lagerten. 1977 brachte United Artists Records ein Ike & Tina-Album mit dem Namen Delilah’s Power heraus. Es enthielt einige gecoverte Songs wie „Never Been To Spain“ von Three Dog Night, „Stormy Weather (Keeps Rainin’ All The Time)“ von Lena Horne und „Sugar, Sugar“ von den Archies. Aber weder das Album noch die Single „Delilah’s Power“ schafften es in die Charts.
Tinas Interesse daran, sich von Wahrsagern die Zukunft voraussagen zu lassen, riss auch in jener Zeit nicht ab. 1977 ging sie zu einer Frau namens Carol Dryer. Carol war es, die in Tinas Seelenaura las und ihr verkündete, sie habe einst im alten Ägypten gelebt. Dies verstärkte ihre Vorliebe für Reinkarnation, Ägypten und die mystischen Kräfte des Universums nur noch mehr. Dryer behauptete, Tina arbeite in diesem Leben einige unglückliche Ereignisse ab, die sie in ihrem früheren Leben im Land der Pharaonen erlebt habe. Tina war von diesen Theorien fasziniert und vertiefte sich weiter in das Thema Reinkarnation und in den Buddhismus.
Sie fing nun auch an, Probleme mit ihren vier Jungs zu bekommen. Sie gab ihr Bestes, sie zu erziehen, und ließ es nicht zu, dass sie schlechtes Englisch sprachen oder Slangwörter oder entsprechende Phrasen benutzten. Doch da sie jetzt die alleinige Ernährerin der Familie war, hatte sie sich auf viel zu viele Sachen gleichzeitig zu konzentrieren. Und dann musste sie auch noch die Kinder mit im Blick haben und schauen, dass sie nichts anstellten. So stellte sie eine Frau an, deren Anwesenheit sie einst als Strafe empfunden hatte: Ann Cain. Diese zog zu ihr ins Haus und kümmerte sich um die Jungen.
Schließlich rückte die Scheidung von Ike und Tina näher. Wie es schien, hatte Ike seine Hände in allen möglichen Schmuck- und Grundstücksgeschichten und besaß noch dazu eine Menge Geld aus Tantiemen für seine Aktivitäten als Songschreiber. Da sie genug davon hatte, sich noch weiter mit Ikes Leuten herumzustreiten, beauftragte Tina Arthur Leeds, das ganze Geld einfach auszuschlagen, Ike das Vermögen zu überlassen und die gesamte verquaste Geschichte damit zu beenden. Tina sollte ihre beiden Jaguars bekommen und zudem die gesamte Summe aus Tantiemen, die ihr die Songs, die sie komponiert hatte, eingebracht hatten. Wenn es nach ihr ging, konnte Ike alles andere behalten.
Als sie beschloss, von Ike keinen einzigen Cent zu nehmen, fragte sie der Richter: „Junge Frau, sind Sie sich da ganz sicher?“ (8) Ja und ob, das war sie. Tina wollte Ike in keiner wie auch immer gearteten Form noch zu etwas verpflichtet sein. Jetzt ging es für sie darum, sich auf ihr eigenes Leben und ihre eigene Zukunft zu konzentrieren.
„Was zählt, ist nicht, dass man Geld bekommt, wenn man geht, sondern das Wissen und die innere Stärke, mit der man fortgeht. Die Disziplin, die ich jetzt besitze, rührt daher, dass ich mit diesem Mann zusammen war … Ich wusste, was ich tat, ich wusste, warum, und ich kam da raus. Man macht nicht mit seinem Leben, was ich getan habe, wenn man das nicht in irgendeiner Art zu kontrollieren versteht.“ (8)
Die Scheidungsvereinbarung wurde schließlich im November 1977 besiegelt und das endgültige Scheidungsurteil erfolgte am 29. März 1978. Endlich war sie auch vor dem Gesetz von Ike Turner befreit. Das bedeutete allerdings nicht, dass er nicht von Zeit zu Zeit bei ihr auftauchte, um sie in irgendeiner Form zu belästigen, aber er hatte nun zumindest, was ihr Leben anging, keinerlei Anrecht mehr, sich einzumischen.
„Mein Erfolg und Triumph bestanden darin, Ike zu verlassen.“ (11) Endlich war der Tag ihrer Unabhängigkeit gekommen. Nach einem 16-jährigen Alptraum und einer Achterbahn der Gefühle hatte sich Tina nun endlich von Ike Turner befreit.
Tina genoss ihre neugewonnene Freiheit in vollen Zügen und war dabei, ihre Karriere als Solokünstlerin neu zu definieren. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie wirklich einmal ihre eigenen Entscheidungen treffen. Und sie lebte nicht mehr länger in der ständigen Angst, die ihr Leben in den letzten 16 Jahren mit Ike geprägt hatte.
„Als ich geschieden wurde, hatte ich mir inzwischen schon die Haare geschnitten“, erinnert sie sich. „Ich war shoppen gewesen, obwohl ich eigentlich kein Geld hatte. Ich kam aber zurecht und es machte mir riesigen Spaß. Es
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