Tina Turner - Die Biografie
„Ich war das Singen in der Form, wie ich es bisher betrieben hatte, und auch meine ganze Aufmachung leid. Ich hasste es, wie ich aussah … Die Haare und das Make-up und dieser ganze Schweiß – ich hasste eigentlich alles daran.“ (5)
Man schrieb nun 1977, das Jahr, in dem die Disco-Welle das ganze Land erreichte. Einige der Künstler und Bands aus den 1960ern wie z.B. Aretha Franklin hatten Probleme, mit den vielen neuen Disco-Diven wie Gloria Gaynor, Donna Summer und Sister Sledge mitzuhalten. Aus diesem Grunde erfand sich Tina noch einmal neu.
Dank Ann-Margret begann Tina mit dem Designer Bob Mackie zusammenzuarbeiten, der auch viel mit Cher zusammen machte. Tina trug auf der Bühne nun Smokings und Glitzerkleider von Bob Mackie und legte sich so ein völlig neues Image zu, das in keiner Weise irgendetwas mit Ike zu tun hatte. Sie nahm Songs wie „Disco Inferno“ von den Trammps mit in ihr Programm. Natürlich musste sie aber auch einige der Hits, für die sie bekannt war, beibehalten, so z.B. „River Deep – Mountain High“, „Proud Mary“ und „Honky Tonk Women“.
Da sie noch einmal ganz von vorne anfing, konnte sie zunächst nur an Orten wie Cabarets und Casino Lounges auftreten. Aber sie war einfach froh, dass sie wieder arbeitete. Sie heuerte Tänzerinnen an und sang zum ersten Mal in ihrer Karriere Balladen. Tina war so daran gewöhnt gewesen, ihre Texte quasi herauszuschreien – denn darauf hatte Ike schließlich bestanden –, dass es für sie einmal etwas erfrischend anderes war, einfach alle möglichen Songs, die ihr selbst gefielen, zu singen.
Sie zeigte ihre neue Show zum ersten Mal in einem kleinen Club in Vancouver, British Columbia. Das war weit genug entfernt von den Kritikern aus Los Angeles und New York, um zu testen, wie ihr neuer Auftritt ankam. Die Show verlief nicht ganz fehlerfrei. An einer Stelle sollte Tina in einem Männeranzug auf die Bühne kommen – in der Manier eines „Big-Spender“-Auftritts. Der schwarze Anzug, dazu trug sie ein ebenso schwarzes Hemd und eine grellpinke Krawatte, wurde an den Nähten von einem Klettverschluss zusammengehalten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Show sollten die Tänzerinnen den Anzug wegreißen, so dass Tina in figurbetontem kurzen Hemd und Nylonstrümpfen dastehen würde. Am Premierenabend ging der Klettverschluss nicht auf, die Strümpfe rutschten herunter und es hätte alles ziemlich schiefgehen können. Doch Tina sang unbeirrt weiter. Um die Situation zu retten, versetzte sie einer der Tänzerinnen einen Schubs und ließ es so aussehen, als wäre das Ganze einfach Teil der Show.
Abgesehen von den Missgeschicken auf der Bühne hatte sie nun endlich ihre eigene Band und ihre eigenen Tänzer und fühlte sich toll. Um ihr Glück perfekt zu machen, erhob sich bei ihrem großen Finale das Publikum und sie bekam Standing Ovations. Wunderbarerweise war es das erste Mal, dass ihr dies in ihrer Karriere passierte – ein fantastisches Gefühl.
Eines der berühmtesten von Bob Mackie entworfenen Outfits, die Tina in jener Zeit besaß, war ein goldenes, zu dem auch passende Perücken gehörten. Nach all den Jahren mit Ike fühlte es sich wundervoll an, einmal ein wenig Spaß mit dem ganzen Glitter und Glamour zu haben. „Die Kulissen und der Las Vegas-Stil. Na, ich meine, da erwartet man ja auch Glitter“, erinnert sie sich. „Das war das erste Mal, dass ich die Gelegenheit bekam, solche Kostüme zu tragen. Und das genoss ich.“ (16)
Tina war für Auftritte in der Cabaret-Welt gebucht – und zwar an Orten wie Reno und Lake Tahoe. Auf diese Weise bekam sie langsam Boden unter die Füße. Sie nutzte den Tantiemen-Vorschuss für Songs, die sie geschrieben hatte (wie z.B. „Nutbush City Limits“), um in ein neues Haus in Sherman Oaks zu ziehen. Vor Ike hielt sie das geheim, aber es dauerte nicht lange, bis er herausgefunden hatte, wo sie sich aufhielt.
Einmal hielt sie sich spätabends mit ihrem Sohn Craig und seiner Freundin Bernadette in ihrem Haus auf. Da hörten sie plötzlich Schüsse. Als sie nach draußen schauten, sahen sie, dass jemand um Bernadettes Auto herum Benzin ausgeschüttet und es angezündet hatte. Es sah ganz danach aus, als wäre Ike wieder mit seinen alten Spielchen beschäftigt. Da seine eigene Karriere am Boden lag, hatte er wohl nichts Besseres zu tun, als diese bedrohlichen Streiche auszuhecken.
Um wenigstens irgendeine Art von Einkünften zu haben und seiner Hoffnung neuen Auftrieb zu geben,
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