Tina Turner - Die Biografie
nicht aus, um einmal Atem zu holen oder sich ein Konzept für Tinas erstes Album für Capitol/EMI Records zu überlegen. Es mussten schnell Entscheidungen getroffen werden. Auf einen Punkt legte Tina besonderen Wert: Dieses Album sollte eine ROCK-Platte werden. Bei dem Projekt ging es um alles oder nichts. Wenn man die Gunst der Stunde, den Erfolg von „Let’s Stay Together“ nutzen wollte, musste das schnell geschehen und zwar mit großartigen Musikstücken. Vielleicht würde es eine solche Gelegenheit ja kein zweites Mal geben.
Bei dem einen Song, mit dem Tina und Roger in London ankamen, handelte es sich um „Better Be Good To Me“. Er stammte von der amerikanischen Band Spider. Nun fehlten ihnen nur noch die ganzen restlichen Stücke für das Album … Davies erinnert sich noch lebhaft daran, wie er für Tina Turner auf die Jagd nach guten Songs ging: „Ich zog durch die Straßen und rief jeden an, den ich kannte, und bettelte ihn um Songs an.“ (2)
Ein australischer Freund von ihm namens Terry Britten hielt sich gerade in London auf. Roger rief ihn an, um zu sehen, was für Songideen er für Tina hatte. Britten war einst der Lead-Gitarrist einer Band gewesen, die sich The Twilights nannte. Er hatte bereits einen Song geschrieben, von dem er dachte, dass er sich für Tina eignen könnte. Das Stück hieß „Show Some Respect“. Außerdem hatte er noch ein anderes Lied, das er mit seinem Songwriter-Partner Graham Lyle zusammen geschrieben hatte. Es ging in Richtung Pop und hieß „What’s Love Got To Do With It“.
Einer der nächsten, an die er sich wandte, war Robert Hine, der kurz zuvor als Produzent der Band The Fixx bekannt geworden war. Davies war der Ansicht, dass Hine sich perfekt als Produzent von „Better Be Good To Me“ eignen würde. Hine hatte eine Idee: Er wollte, dass Tina sich mit seiner Freundin Jeannette Obstoj traf, mit der er im Moment gerade gemeinsam Songs schrieb. Und das tat Tina dann auch. Bei ihrem Treffen erzählte Tina Jeannette ihre Lebensgeschichte und Jeannette schrieb Tina daraufhin, von ihren Erzählungen inspiriert, einen Song auf den Leib: „I Might Have Been Queen“. In ihm ging es um Tinas festen Glauben an die Reinkarnation. Als sie das Demoband für dieses Lied hörte, brach Tina in Tränen aus, weil es sie so berührte. Es war wirklich wie für sie gemacht.
Als sie hingegen die beiden Songs von Terry Britten hörte, war ihre Reaktion genau entgegengesetzt. Aber Roger blieb hartnäckig und spielte ihr weiterhin „What’s Love Got To Do With It“ und „Show Some Respect“ vor. Tina behauptete, die beiden Songs seien nicht rockig genug, sondern eher Popsongs. Sie meinte: „Diesen seichten Mist kann ich nicht singen.“ (2)
Roger beharrte jedoch darauf, dass sie es zumindest einmal versuchen solle, und buchte dafür die Mayfair Studios. Tina wollte, dass die Lieder rauer klangen, und ihr gefiel auch die Tonlage nicht, in der sie geschrieben waren. Terry Britten kam ihr entgegen und begann an den Songs herumzubasteln. Schließlich kamen Versionen dabei heraus, mit denen Tina leben konnte – auch wenn sie von den Songs immer noch nicht unbedingt begeistert war.
Als Nächstes wandte Davies sich an Ed Bicknell, den Manager der Dire Straits und eines Sängers namens Paul Brady. Von Bicknell bekam er „Steel Claw“, das aus Bradys Repertoire stammte. Außerdem war auch noch ein von Mark Knopfler geschriebenes Stück vom letzten Dire Straits-Album übrig geblieben: „Private Dancer“. Davon waren allerdings nur die Instrumentalspuren aufgenommen worden.
John Carter, der Produzent von Capitol Records, kam nach London, um zu schauen, wie es mit dem Album voranging, und übernahm letztlich die Produktion von „Steel Claw“ und „Private Dancer“. Auf dem Album taucht er schlicht unter dem Namen „Carter“auf. Tinas Gitarre spielender Rockstarfreund aus alten Zeiten – Jeff Beck – wirkte ebenfalls bei beiden Songs mit.
Nachdem Terry Britten seine beiden Stücke mit Tina aufgenommen hatte, produzierte er außerdem ihre Version von „I Can’t Stand The Rain“, einem Hit von Ann Peebles.
Indem sie noch die beiden von Martyn Ware und Greg Walsh produzierten Lieder „1984“ und „Let’s Stay Together“ mit dazu nahmen, war das Album fertiggestellt – in der Rekordzeit von zwei Wochen! Auf der Vorder- und Rückseite wurde es noch mit Fotos von Peter Ashworth versehen – und schon war Tinas Aufsehen erregendes neues Album Private Dancer
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