Tina Turner - Die Biografie
12-Zoll-Vinylsingle von „Let’s Stay Together“ produzieren. Doch dem amerikanischen Zweig von Capitol Records gefiel der Song überhaupt nicht, weshalb das Unternehmen auch nicht das geringste Interesse daran hatte, ihn in den USA herauszubringen. Die Single wurde wie geplant in Europa veröffentlicht und zu einem Riesenhit, der es in Großbritannien auf Platz sechs schaffte. Bei der Erstveröffentlichung von „Let’s Stay Together“ hatte Roger für Tina mehrere Konzerttermine im Ausland gebucht. So gab sie gerade ein Konzert am Persischen Golf, als ihre Platte die britischen Charts eroberte. Als sie nach England zurückkehrte, sollte sie in einem kleinen Club auftreten, der Virgin Records gehörte und The Venue hieß. Die Platte hatte dermaßen eingeschlagen, dass das Konzertengagement aufgrund der plötzlichen massiven Nachfrage auf elf Abende ausgeweitet wurde.
Tina erinnert sich: „Ich kam also nach London zurück und ging mit diesem Plattenhit auf Tournee. Eine Riesensache! Wenn ich ‚Let’s Stay Together‘ sang, stimmten sofort alle mit ein. Und ich schaute mir das an und dachte: ‚Aha, so fühlt sich das also an!‘“ (1)
1983 schrieb ein Musikjournalist des britischen Daily Mirror über Tinas Bühnenshow: „Wenn sie ihre Stimmbänder um das Mikrofon wickelt, bekommen die Männer weiche Knie. Wenn sie ihre Hüften kreisen lässt, bricht ihnen der Schweiß aus … in dem Moment, in dem sie in ihrem Mini-Kleid aus Lederfetzen die Bühne betritt, wird diese Lady zu einem echten Vamp.“ (27)
Um dafür zu sorgen, dass „Let’s Stay Together“ noch weitere Bekanntheit erlangte, nahm Tina auf die Schnelle mit ihren beiden Tänzerinnen Lejeune Richardson und Ann Behringer ein schlichtes, aber erotisches Video zum Song auf. Zu Beginn des Videos trägt Tina eines ihrer zerfetzten, bis zu ihrem Oberschenkel geschlitzten Mini-Kleider. In dem Video räkelten die beiden Tänzerinnen sich zu Tinas Füßen und ihre Hände strichen an Tinas entblößten Beinen auf und ab. Das Ganze wirkte sehr erotisch und sah schon ziemlich nach lesbischem Liebesgeplänkel aus. Dies führte damals zu allen möglichen Spekulationen über Tinas Sexualität. Schien es nicht irgendwie verständlich, dass ein von Gewalt geprägtes Eheleben eine Frau dazu bringen konnte, lesbisch zu werden? Die Presse wollte mehr Details wissen. Tina amüsierte sich prächtig über die ganze Kontroverse und stritt absichtlich nie etwas ab. Roger sah das auch so: Publicity ist schließlich Publicity – egal was genau gerade erzählt wird.
Da „Let’s Stay Together“ in amerikanischen Plattengeschäften als „Import“-Single kräftig beworben wurde, begann der New Yorker Radiomoderator Frankie Crocker damit, das Lied im Radiosender WBLS zu spielen. Die Platte erfreute sich einer solch großen Beliebtheit, dass die europäischen Singles aus US-amerikanischen Plattenregalen verschwanden. Der amerikanische Zweig von Capitol Records, der eben noch abgelehnt hatte, die Single zu veröffentlichen, musste angesichts der großen Nachfrage letztlich Hals über Kopf doch eine eigene Version des Songs auf den Markt bringen. In den USA schaffte das Stück es auf Platz 19 der Popcharts und auf den fünften Platz der R&B-Charts. Plötzlich wollte Capitol von Tina ein ganzes Album geliefert bekommen– und zwar sofort – innerhalb von weniger als einem Monat!
Davies konnte es nicht fassen, hatte er doch gerade 30 Konzertauftritte für Tina in England gebucht, um aus dem Erfolg der Single Nutzen zu schlagen. Da sich Tina in den USA aufhielt, wollte Capitol, dass er die Tournee absagte und sich mit ihr sofort ins Tonstudio begab. Roger weigerte sich beharrlich, die Konzerttermine ausfallen zu lassen, da Großbritannien das Land war, dass Tina in den letzten paar Jahren am stärksten die Treue gehalten hatte. So musste das Album schließlich in England aufgenommen werden. John Carter, Produzent bei Capitol Records, leuchteten Davies’ Argumente ebenfalls ein und er half ihm dabei, die Firma dazu zu überreden, Roger und Tina grünes Licht für ihre Verlegung der Aufnahmen nach Großbritannien zu geben, wobei die Rechnungen an die Plattenfirma geschickt werden sollten. Also ging es für Tina und Roger nun zurück nach London.
Während Tina mit ihrer Band kreuz und quer durch England tourte, war Roger in London damit beschäftigt, die Platte zusammenzustellen, die zum wichtigsten Album in Tina Turners gesamter Karriere werden sollte.
Die Zeit reichte
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