Tina Turner - Die Biografie
ahnte aber nicht, dass die halbe Belegschaft von Capitol Records sowie Bowie und Co. zugegen waren.
Es wurde ein unglaubliches Konzert und Tina war überrascht und erfreut darüber, dass ihre Freunde Bowie, Richards und Wood im Publikum saßen. Danach luden sie sie zu einer Party in Keiths Apartment im Plaza Hotel ein, um das Konzert zu feiern. Sie verbrachten letztlich die ganze Nacht damit, Champagner zu trinken und zu singen. Tina verließ Keiths Apartment erst am nächsten Morgen um 8:30 Uhr.
Nun, jener Abend im Ritz hatte die Geschäftsführer von Capitol Records wirklich schwer beeindruckt. Jetzt willigten auch sie ein, Tina für den amerikanischen Markt unter Vertrag zu nehmen – bisher hatte sie lediglich einen Single-Vertrag bei EMI Records, der ausschließlich für den englischen Markt galt. Als die britische Führungsetage die beiden Songs zu hören bekam, die sie unter der Leitung von John Carter aufgenommen hatte, sagte man, sie klängen „zu amerikanisch“ für den internationalen Markt. Capitol gefielen sie ebenfalls nicht sonderlich. Die Veröffentlichung wurde abgelehnt. Roger bestand darauf, dass er und Tina nach England zurückkehrten, um weitere Aufnahmen zu machen.
Davies sorgte dafür, dass Tina wieder mit den Leuten von B.E.F. ins Studio gehen konnte, um die erste britische Single ihres neuen Vertrages zu produzieren. Ware und Marsh waren von der Idee, erneut mit Tina zusammenzuarbeiten, begeistert. Da die Plattenfirma die Reise nach Europa nicht zahlen würde, organisierte Roger ein Konzert, um die Aufnahme des Songs zu finanzieren. Das einzige Konzert, das er ihr verschaffen konnte, war eines in Stockholm. Dort sollte Tina mit einem 21-köpfigen Orchester zusammen auftreten. Noch nie hatte sie gemeinsam mit einem ganzen Orchester ein Konzert gegeben – aber warum sollte sie das nicht einmal versuchen? Tina kam in Stockholm so gut an, dass sie am Morgen nach dem Konzert sogar auf der Titelseite einer der dort erscheinenden wichtigen Zeitungen abgebildet war.
Als Roger und Tina nach England kamen, mussten sie – zu ihrem Entsetzen – feststellen, dass Ware und Marsh mit ihrem eigenen Bandprojekt, der Gruppe Heaven 17, zu beschäftigt waren. Deshalb waren sie nicht dazu gekommen, einen neuen Song zu schreiben – was eigentlich geplant gewesen war. Davies hatte die berühmten Abbey Road Studios für die Aufnahmen gebucht, die schon am nächsten Tag stattfinden sollten und sie hatten noch keinen einzigen Song …
In Rogers Hotelzimmer im Grosvenor House wurde ein Krisentreffen anberaumt. Ware und Marsh brachten einen Stapel ihrer Lieblingssingles mit, von denen sie annahmen, dass Tina sie gut covern könnte. Als sie sah, dass sie nur Rhythm & Blues-Songs dabei hatten, fragte sie sie, ob sie sich auch für Rock & Roll interessierten. Sie erklärte, dass sie kein Interesse daran habe, R&B-Songs zu singen, weil das zu ihrem alten Leben gehörte, als sie noch Teil des Ike & Tina-Duos war. Während sie eifrig über mögliche Songs nachdachten, kamen Tina, Roger, Martyn und Ian überein, dass sie sich alle für Bowie interessierten, weshalb Roger loszog, um jede David Bowie-Aufnahme zu kaufen, die er kriegen konnte. Als er wieder da war, gelang es ihnen, sich auf den Song „1984“ zu einigen. Diesen und einen der R&B-Songs, den sie früher am Abend bereits gespielt hatten – „Let’s Stay Together“ von Al Green – konnten sie sich gut vorstellen. Jetzt hatten sie wenigstens schon zwei Songs, die sie am nächsten Tag im Studio bearbeiten konnten.
Als die Session dann stattfand, waren alle Beteiligten von dem Ergebnis völlig begeistert. Tina musste „Let’s Stay Together“ nur ein einziges Mal singen. Roger und das Produzentenduo behaupteten unisono, dass es so perfekt sei. Da sie das nun fertig hatten, machten sie sich an „1984“. Martyn Ware erzählt über die Arbeit mit Tina: „Das größte Kompliment, das ich ihr machen kann, ist dieses hier: Bei ihren Songs „Ball Of Confusion“ und „Let’s Stay Together“ konnte jeweils gleich die erste Aufnahme unbearbeitet genommen werden. Das ist in den 15 Jahren, in denen ich mit diversen Künstlern Aufnahmen gemacht und diese gemixt habe, sonst noch nie vorgekommen. In der heutigen Welt, in der die Technik immer ausgefeilter wird, ist sie immer noch ein Unikum.“ (21)
Die Geschäftsführer von EMI Records waren hellauf begeistert, als sie sich die beiden Studioaufnahmen von diesem Tag anhörten, und sie wollten sofort eine
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