Tina Turner - Die Biografie
hatten vor, ein Album aufzunehmen, mit dem sie einige ihrer Lieblingsrockstars mit eigenen Versionen von deren Songs ehrten. Diese sollten von Sängern interpretiert werden, von denen man inzwischen nicht mehr viel hörte. Unter den britischen Sängern, die sie für ihr Album zusammengetrommelt hatten, waren Sandie Shaw und Gary Glitter. Sie wollten eine Version des Temptations-Hits „Ball Of Confusion (That’s What The World Is Today)“ von 1970 und Sam Cookes „Change Is Gonna Come“ mit Tina als Sängerin aufnehmen. „Warum nicht?“, dachte sich Tina wohl und flog mit Roger nach London.
Martyn Ware erinnert sich noch genau: „Tinas erste Worte, als sie das Studio betrat, waren: ‚Wo ist die Band?‘ Um mich herum standen die neuesten Geräte der Aufnahmetechnik und einige Synthesizer. Ich war völlig darin vertieft, den gesamten Rhythmusteil zu entwickeln – ohne irgendeinen Musiker dabeizuhaben. Das war zu jener Zeit revolutionär. Ich glaube, dass Tinas Offenheit für neue Ideen dafür verantwortlich ist, dass sie es geschafft hat, ein neues Publikum für sich zu gewinnen. Tina war charmant und professionell zugleich. Und so war sie auch bei unseren späteren gemeinsamen Aufnahmen.“ (21)
Als das B.E.F.-Album Music Of Quality & Distinction, Volume 1 im April 1982 herauskam, befand sich zwar „Ball Of Confusion“ darauf, doch „Change Is Gonna Come“ gelangte nicht mit auf die Platte. In Großbritannien – dem einzigen Land, in dem es auf den Markt kam – wurde es allerdings zu einem großen Hit. (Es ist auf Tinas Sampler-Box The Collected Recordings: Sixties To Nineties aus dem Jahr 1994 zu hören.)
Zeitgleich mit dieser Veröffentlichung buchte Roger Tina wieder für das Hammersmith Odeon in London, um zu demonstrieren, dass sie weiterhin an ihrem Comeback arbeitete. Zu dieser Zeit war er immer noch aktiv auf der Suche nach einem Plattenvertrag für sie.
Als United Artists und Liberty Records in Amerika von Capitol/EMI Records geschluckt wurden, war Tina unter denjenigen Künstlern gewesen, von denen sich das Label verabschiedete. Als Roger sich an die Geschäftsführer bei Capitol wandte, waren diese nicht dafür zu begeistern, Tina für den amerikanischen Markt wieder unter Vertrag zu nehmen. Da sie allerdings der Erfolg von Music Of Quality & Distinction, Volume 1 in Großbritannien neugierig gemacht hatte, interessierte sich möglicherweise der internationale Zweig des Unternehmens für sie, welcher auch den britischen Markt bediente. Es schien sich also ein möglicher Deal für den internationalen Markt anzubahnen. So begab sich Tina also mit John Carter, einem der hauseigenen Produzenten von Capitol, ins Studio, um ein paar Songs aufzunehmen und zu schauen, wie diese innerhalb der Firma ankommen würden. Unter den Liedern, die Tina während dieser Sessions aufnahm, waren „When I Was Young“ von den Animals und „Total Control“ von den Motels. Der eigentliche Vertrag wurde jedoch noch nicht unterschrieben, da die Leute von Capitol sich nicht sicher waren, ob sie sie auch tatsächlich haben wollten, denn Tina hatte ja seit „Proud Mary“, einem Song aus den frühen 1970ern, keinen größeren Hit mehr gelandet.
Unterdessen wurde Tina im Dezember ein weiteres Mal für einen Auftritt im Ritz in New York gebucht. Roger Davies bekam einen gehörigen Schreck, als ihn das Büro von Capitol Records in New York anrief und 63 Leute auf die Gästeliste für das noch am gleichen Abend stattfindende Konzert setzen lassen wollte. Die Erklärung dafür war, dass EMI kurz davorstand, das neue David Bowie-Album Let’s Dance herauszubringen. Es gab eine riesige Listening Party, bei der diese Platte vorgestellt wurde. Als David den Geschäftsführern von Capitol/EMI mitteilte, dass er an genau diesem Abend aber zu einem Konzert seiner Lieblingssängerin gehen würde, erkundigten sich die Chefs der Plattenfirma, um wen es sich denn dabei handele. Bowies Antwort war: „Tina Turner“.
Aus diesem Grund wollten alle aus der Firma mitkommen. Außerdem wollte Bowie einige seiner Freunde mitbringen, so z.B. die Schauspielerin Susan Sarandon, mit der zusammen er in dem Film Begierde gespielt hatte, Keith Richards und Ron Wood von den Rolling Stones und den Tennisstar John McEnroe.
Tina wusste von all dem nichts. Als sie jedoch die Bühne des Ritz betrat, fiel ihr auf, dass eine Art Raunen durch die Menge zu gehen schien. Sie dachte sich, dass irgendein Filmstar unter den Zuschauern sein musste,
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