Tina und Tini 04 - Tina und Tini und das Geheimnis des schwarzen Hundes
erschrocken.
„In den letzten Ferien war jedenfalls noch keiner da.“ Plötzlich schlug Tobbi sich mit der Hand vor die Stirn. „Mann, sind wir blöd! Unser Geheimgang! Er hat unseren Geheimgang entdeckt. An den haben wir überhaupt nicht mehr gedacht!“
„Ich wußte gar nicht, daß er noch existiert“, entschuldigte sich Tini. „Ich dachte, er sei längst verschüttet.“
„Ob sie sich beißen?“ Tina horchte ängstlich auf das wilde Hundegebell.
„Ich finde, es hört sich ganz fröhlich an. Kommt zu unserem Ausguck, dann sehen wir, was los ist.“
Tini war wie immer als erste auf dem Hochsitz oben in der Kastanie, von dem aus man in den Nachbargarten schauen konnte. Drüben auf dem Rasen jagte sich Racker begeistert mit einem jungen Spaniel. Auf der Veranda saß eine alte Dame und sah dem Spiel der beiden amüsiert zu.
„Sie sieht nett aus, findest du nicht?“ fragte Tina die Freundin. „Kommt, wir gehen rüber und holen Racker zurück.“
Tini konnte sich nicht vom Anblick des schneeweißen Spaniels losreißen, der nur auf dem Kopf einen lustigen schwarzen Punkt hatte, als hätte er einen Tintenklecks abbekommen.
„Genauso habe ich mir meinen Hund vorgestellt!“ seufzte sie.
„Na, dann komm!“ drängte Tina. „Damit du ihn wenigstens mal streicheln kannst.“
„Ilse Neumann“, stand auf dem Schild neben der Klingel.
„Sie muß erst vor kurzem hier eingezogen sein“, meinte Tobbi, „in den Weihnachtsferien stand das Haus noch leer.“ Er drückte kräftig auf die Klingel, damit Frau Neumann es bis in den Garten hören konnte.
Nach dem zweiten Klingeldruck knackste es in der Sprechanlage.
„Ja, bitte? Wer ist da?“ fragte eine warme, dunkle Stimme.
„Verzeihen Sie bitte, Frau Neumann“, stotterte Tina. „Unser Hund ist durch den Zaun in Ihren Garten gekrochen und wir wollten ihn zurückholen. Wir wohnen auf dem Grundstück nebenan…“
„Oh, ja —kommt rein!“ rief Frau Neumann lebhaft.
Mit einem leisen Summton öffnete sich das Tor und vom Haus her kam ihnen Frau Neumann entgegen.
„Wie schön, daß ich euch auf diese Weise einmal kennenlerne. Ich habe über euren lustigen Dackel schon herzlich gelacht. Ich habe zwar schon erfahren, daß ihr nur in den Ferien zu Hause seid, aber daß ihr einen Hund habt, wußte ich noch nicht.“
„Er ist auch nur zu Besuch bei uns, er gehört den Großeltern. Übrigens — ich bin Tobbi Greiling, das ist meine Schwester Tina und ihre beste Freundin Tini — und unser Hund heißt Racker“, stellte Tobbi vor und versuchte eine galante Verbeugung.
„Euer Besuch ist mir eine große Freude“, antwortete Frau Neumann ebenso. „Darf ich euch etwas anbieten? Eine Limonade und ein paar Kekse vielleicht?“
„Oh, das ist sehr nett, aber wir haben doch gerade...“ Ein Rippenstoß von Tobbi unterbrach Tina, noch bevor sie „gefrühstückt“ sagen konnte.
„Kommt auf die Veranda heraus, da können wir uns ein bißchen unterhalten.“
Im Vorbeigehen nahm Frau Neumann eine große Keksschachtel aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch auf der Veranda. Dann ging sie noch einmal ins Haus, um aus der Küche Limonade zu holen. Kaum hatte Tina den ersten Keks genommen, saß Racker neben ihr auf den Flinterbeinen und machte Männchen. Tina brach ihren Keks mittendurch und gab ihm die Hälfte. Tobbi räusperte sich vernehmlich.
„Hat da nicht vor einer halben Stunde jemand geschworen, er würde sich auch durch den herzzerreißendsten Blick nicht erweichen lassen?“ meinte Tini und schaute verträumt in den Himmel.
Tina machte das unschuldigste Gesicht der Welt. „Wieso — hat hier einer Racker einen Keks gegeben?“
Noch während Tini mit gespielter Gleichgültigkeit in die Landschaft aus Lämmerwölkchen schaute, schob sich ihr etwas Feuchtes, Warmes in die Hand. Gleich darauf hatte sie ein zappelndes Wollknäuel auf dem Schoß. Tini streichelte glücklich das seidige Fell des jungen Spaniels.
„Ist der süß!“ flüsterte sie andächtig.
„Er weiß deine Anbetung offensichtlich zu schätzen“, meinte Tobbi und suchte nach einem Schokoladenkeks. „Er hat uns keines Blickes gewürdigt und ist sofort zu dir gekommen.“
„Aber Flocki — was machst du denn da wieder!“ tadelte Frau Neumann ihren Vierbeiner, als sie mit einer großen Saftkaraffe auf die Veranda hinauskam. „Er hat leider noch gar keine Manieren, er ist im schlimmsten Flegelalter“, entschuldigte sie sich bei den Kindern. „Aber ich hänge sehr an
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