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Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners

Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners

Titel: Tina und Tini 06 - Das Geheimnis des Gaertners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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verunglückte. Angeblich konnte er nichts dafür, der Leichtsinn des Jungen soll schuld gewesen sein. Aber die Eltern verklagten ihn, und er wurde gefeuert. Der Mann bekam einen Nervenzusammenbruch und verbrachte viele Monate in einer Nervenklinik. Er fühlte sich nicht mehr fähig, weiter zu unterrichten, selbst wenn er eine Stelle gefunden hätte. Professor Unglaub, der ein Onkel unseres Herrn Kastl ist, hat Möller die ganze tragische Begebenheit erzählt und ihn um Hilfe gebeten.“
    „Nun, dann ist es verständlich, daß der Mann ein wenig schrullig wirkt. Man wird ihm helfen müssen, sich in den normalen Schulbetrieb wieder hineinzufinden. Aber ob er es schafft? Weiß man denn, wo er früher unterrichtet hat?“
    „Ziemlich weit weg von hier. Ganz unbekannter Ort. Aber er soll alle möglichen Zeugnisse angebracht haben. Nun, unser Chef ist nicht der Mann, der in einem solchen Fall bürokratisch vorgeht, im Gegenteil, er ist fast zu gutmütig.“
    „Eine Ansicht, die seine Schüler nicht unbedingt teilen“, meinte Herr Hecht lachend.
    Tina machte Tini ein Zeichen, den Speisesaal zu verlassen. Sie hatten alles gehört, was sie wissen wollten. Es war besser, wenn die beiden Lehrer nicht doch noch merkten, daß sie ihr Gespräch belauscht hatten, auch wenn es nicht absichtlich geschehen war.
    „Tobbi wird staunen“, meinte Tina, als sie im Treppenhaus waren. „Jetzt wissen wir mit einem Schlag alles, was wir herausbekommen wollten.“
    „Ja. Und trotzdem...“
    „Was trotzdem? Du siehst so nachdenklich aus.“
    „Es paßt alles zusammen: unser Gefühl, daß er im Kopf nicht ganz richtig ist. Sein Wunsch, allein und ungestört zu sein. Sein Mißtrauen. Trotzdem ist da etwas an ihm, was mir nicht zu stimmen scheint. Weißt du noch, wie er uns neulich angetrieben hat, immer schneller zu arbeiten? Wie ein Sklaventreiber. Aus dem niedergeschlagenen, gebeugten Mann wurde plötzlich ein ganz harter, brutaler Kerl. Es war, als wenn auf einmal sein wahrer Charakter zum Vorschein käme. Ich werde das Gefühl nicht los, daß er uns nur etwas vorspielt.“
    „Du meinst, daß das alles reine Erfindung ist? Sein ganzes trauriges Schicksal?“
    Tini zuckte unschlüssig mit den Achseln.
    „Weißt du was“, sagte Tina lachend. „Ich glaube, du bist einem Wunschtraum erlegen.“
    „Welchem Wunschtraum?“ fuhr Tini hoch.
    „Dem heißen Wunsch nach einem handfesten Abenteuer. Nein, nein — für mich scheint jetzt alles ganz logisch. Das merkwürdige Verhalten unseres Herrn Kastl, seine Unfreundlichkeit — vielleicht haben ihm die Eltern des verunglückten Jungen damals so böse mitgespielt, daß er jetzt keine Schüler mehr sehen mag oder sich womöglich an ihnen zu rächen versucht.“
    „Und was kriege ich, wenn ich dir beweise, daß ich recht habe?“ fragte Tini lauernd.
    „Wie willst du das anstellen?“
    „Wenn das mit dem Unglücksfall des Jungen stimmt, dann muß es doch in den Zeitungen gestanden haben. Wir müssen nur herausfinden, wo es sich zugetragen hat.“
    „Aber du weißt doch, daÖ die ganze Geschichte von Herrn Direktor Möller streng geheimgehalten wird. Glaubst du, er wird dir Herrn Kastls Personalakte zur Einsicht geben?“
    „Natürlich nicht. Aber vielleicht können wir von Frau Krull etwas erfahren. Wir müssen ein bißchen bluffen.“
    Noch am gleichen Tag ergab sich eine Gelegenheit, mit Frau Krull zu sprechen. Für den Deutschunterricht sollte eine Kurzgeschichte vervielfältigt werden, das Fotokopiergerät stand im Büro bei Frau Krull. Tini überredete Ursel, die Klassensprecherin, ohne Mühe, ihr diese Arbeit zu überlassen.
    Frau Krull gehörte zu den Leuten, die jederzeit zu einem Schwätzchen bereit sind. Tini plauderte mit ihr über dies und das, erkundigte sich nach ihrer Migräne, nach ihren Urlaubsplänen und nach dem Befinden ihres Sohnes, der in der Großstadt studierte. Frau Krull freute sich, einmal wieder von ihrem Sohn reden zu dürfen, und war kaum zu bremsen. Als Tini, von seiner Schuhgröße angefangen über seinen letzten Schnupfen bis hin zu dem Buch, das er gerade las, alles erfahren hatte, wagte sie sich an das Thema heran, das ihr so am Herzen lag.
    „Frau Krull“, Tini senkte ihre Stimme, „darf ich Sie mal was fragen? In unserer Klasse wird soviel geredet — über den Gärtner, Herrn Kastl. Stimmt es, daß er früher Lehrer war und seinen Beruf aufgeben mußte, weil bei einer Bergwanderung mehrere seiner Schüler unter einer Lawine begraben

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