Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
Super-Rennrad, sage ich euch, mit zehn Gängen, Schnellspannaben, Rennsattel, nicht rostenden Schutzblechen, verchromtem Rennlenker...“
„Und echt goldener Dreiklanghupe, stimmt’s?“ vollendete Tina Olivers Lobeshymne. „Na, wir werden das Wunder der Technik gleich gebührend bewundern. Aber erst brauche ich zur Stärkung noch eine Tasse von diesem himmlischen Kakao.“
Frank ist verzweifelt
Olivers Rennrad war wirklich eine Wucht, wie Tina und Tini einstimmig feststellten. Stolz trat Oliver aus dem Dunkel der Garage, mit der rechten Hand führte er lässig sein blitzendes Stahlroß neben sich her, als sei es ein Vollbluthengst, der bereits sämtliche Siege im Preis der Nationen eingeheimst hatte.
„Da könnte ich ja vor Neid zur Zitrone werden“, seufzte Tobbi und prüfte fachmännisch Lenker und Sattel. „Ich kann verstehen, wenn du deinen Super-Renner von niemand anderem besteigen läßt...“ Er sah Oliver lauernd von der Seite an.
„Na ja...“ Auf Olivers Stirn bildete sich eine steile Falte. Man sah ihm an, daß er schwer mit sich kämpfte.
„Eine kleine Proberunde kannst du ja mal fahren — aber sei vorsichtig!“
„Klar doch.“
„Und wir?“ fragte Tina.
„Okay — eine Proberunde für jeden“, sagte Oliver gönnerhaft. „Ich bin ja kein Unmensch.“
Tobbi schob das Rad auf die Straße und bestieg es andächtig. Dann trat er vorsichtig in die Pedale. Der Super-Renner schoß vorwärts, als hätte er Raketenantrieb. Oliver grinste stolz. Tobbi fuhr bis zum Ende der Straße, wendete und kam mit einem Gesichtsausdruck zurück, als hätte er gerade das Sechstagerennen gewonnen.
„Einsame Spitze. Ab sofort fange ich an zu sparen. So was muß ich mir unbedingt auch zulegen!“
Als nächste kam Tini an die Reihe. Die anderen sahen ihr nach, als sie die Straße hinaufflog, ihre blonden langen Haare flatterten wie ein Wimpel im Fahrtwind.
„Bergab mache ich mit dem glatt hundert Sachen“, erklärte Oliver mit einem erregten Kickser in der Stimme. „Ehrlich!“
„Wir müssen unbedingt ein paar schöne Radtouren machen“, schlug Tobbi vor. „Die Schwierigkeit ist nur: Wo bekommen wir Räder für die Mädchen und mich her?“
„Vielleicht können wir uns welche ausleihen?“ Tina lief Tini entgegen und nahm ihr das Wunderrad ab. „Sicher hat Oliver ein paar Freunde, die er fragen kann. Na — wie war’s?“
„Wie Himbeereis mit Schlagsahne — einfach traumhaft“, schwärmte Tini. „Ich verstehe gar nicht, daß es noch Jungen gibt, die hinter einem Moped her sind. So ein Rad zu fahren macht doch viel mehr Spaß!“
„Gib her!“
Tina startete zu ihrer Proberunde und flitzte die Straße hinauf.
„Wir können Frank fragen“, sagte Oliver.
„Wer ist Frank?“ fragte Tini neugierig.
„Mein bester Freund. Wir überlegen gerade, wo wir für euch drei Räder herbekommen können, um ein paar schöne Radtouren zu machen. Frank hat mehrere Geschwister, und es gibt mindestens fünf Fahrräder in der Familie. Vielleicht können sie uns aushelfen.“
„Hat er auch so ein tolles Rad wie du?“ erkundigte sich Tobbi.
„Im Gegenteil. Er hat einen ziemlich alten Schinken. Aber tadellos in Schuß. Wißt ihr, Frank ist so ein Fummel-Typ, in jeder freien Minute bastelt er an seinem Rad herum und läßt sich ständig was Neues einfallen. Einen extra weichen Spezialsitz, eine raffinierte Lackierung für die Schutzbleche, einen blendfreien Rückspiegel — neulich kam er sogar an und behauptete, er hätte eine Heizung für die Griffe erfunden, damit man im Winter beim Fahren keine Handschuhe braucht. Er besitzt das irrste Fahrrad der ganzen Stadt.“
„Nichts wie hin!“ rief Tina, die den Rest des Satzes gerade noch mitbekommen hatte. „Ein noch irreres Rad als dieses muß ich sofort sehen! Ist es weit von hier?“
„Nur zwei Straßen weiter. Vor dem Mittagessen haben wir gerade noch Zeit.“
Oliver verschloß sein Super-Rennrad sorgfältig in der Garage, dann machten sie sich auf den Weg. Vor einem dicht mit Efeu bewachsenen Haus machte Oliver halt. Durch das offene Küchenfenster drang gellendes Schimpfen und Schreien, eine Jungenstimme, die Olivers mit ihren Kicksern und Sprüngen nicht unähnlich war, fluchte gegen zwei zeternde Mädchen an.
Dann wurde eine Tür krachend zugeschlagen. Wenig später erschien ein kräftiger blonder Junge mit vor Zorn gerötetem Gesicht in der Haustür.
„Frank! Was ist denn mit dir los! Du machst ein Gesicht wie ein angeschossenes
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