Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
„Für meine drei Gäste — um ein paar Radtouren zu machen.“
Frank schaute Tina, Tini und Tobbi an. „Wartet mal — na, ich glaube, das kriegen wir hin. Meine Mutter leiht euch ihr Rad sicher gern, sie benutzt es selten. Das gleiche gilt für meinen älteren Bruder. Und Marlene braucht ihres auch nicht jeden Tag, oder?“
„Klar leihe ich euch mein Rad, wir werden uns schon einigen!“ bestätigte Marlene munter, froh, daß endlich das Thema gewechselt wurde. Sie fühlte sich an dem Diebstahl besonders schuldig, weil sie Ina in ihrer Ungeduld so gedrängelt hatte, nicht erst den Reifen aufzupumpen, sondern eines der anderen Räder zu nehmen.
„Na prima — wir reden noch darüber“, Oliver sah auf die Uhr. „Aber jetzt müssen wir schleunigst nach Hause, Gustchen wartet sicher schon mit dem Essen. Heute nachmittag schauen wir dann noch mal bei euch vorbei. Bis dann!“
„Wiedersehen!“
„Bis dann!“
Frank und seine beiden Schwestern gingen in die entgegengesetzte Richtung davon, und Oliver führte seine Gäste auf dem kürzesten Weg zum Haus zurück.
In der Halle stießen sie mit Olivers Vater zusammen, der einen Käfig mit weißen Mäusen in der Hand trug und mit verzückt gespitzten Lippen auf eine rundliche Mäusedame einsprach.
„Ah, nett, daß ihr da seid!“ rief er aus, ohne sonderlich von seinen Gästen Notiz zu nehmen. „Olivia wird heute Mutter, deshalb habe ich sie mit nach Hause genommen. Sie braucht jetzt besondere Fürsorge.“
„Welche ist Olivia?“ fragte Tina und reckte den Hals.
„Die dort hinten. Hat sie sich nicht ein entzückendes Nest gebaut?“ Olivers Vater sah Tina mit dem Ausdruck mütterlichen Stolzes an.
„Fabelhaft! Und was für kluge Augen sie hat!“ lobte Tina. „Ich bin sehr neugierig auf ihre Kinder!“
„Ja, nicht wahr?“ Olivers Vater lachte glücklich. Diese Tina versprach ein angenehmer Gast zu werden.
„Das Essen steht auf dem Tisch!“ ertönte Gustchens Ruf von oben.
„Geht schon mal vor, ich komme gleich. Und fangt mit dem Essen an, wartet nicht auf mich“, Olivers Vater trug den Käfig behutsam in sein Arbeitszimmer hinüber. „In fünf Minuten komme ich nach!“
„Den könnt ihr vergessen“, seufzte Oliver. „Na kommt, wenigstens wir wollen Gustchen nicht enttäuschen. Wenn ich mich nicht irre, gibt’s heute Wiener Schnitzel und hinterher Schokoladenpudding mit Schlagsahne.“
Das darf doch nicht wahr sein!
„Nimmst du dein Rad mit?“ fragte Tina Oliver, als sie sich am Nachmittag auf den Weg machten, um bei Frank einen weiteren Besuch zu machen. „Vielleicht könnten wir dann anschließend gleich zu einem kleinen Ausflug starten — zum Schloß zum Beispiel?“
„Keine schlechte Idee. Wartet einen Augenblick, ich hole nur schnell den Garagenschlüssel.“
„Wir gehen schon mal vor. Mit deinem Super-Renner bist du sowieso zehnmal schneller als wir“, meinte Tobbi, „und den Weg kennen wir ja.“
Tina, Tini und Tobbi sprangen die Stufen zur Straße hinunter und liefen los. Sie waren kaum hundert Meter gegangen, als Oliver sie überholte. In der Pose eines Siegers schoß er an ihnen vorüber, vergeblich versuchten sie, eine Weile mit ihm Schritt zu halten.
Frank saß vor der Kellertür auf den Stufen und starrte gedankenverloren auf einen Berg von Einzelteilen, die alle mal zu irgendeinem Fahrrad gehört hatten. Sein Gesicht drückte tiefste Niedergeschlagenheit aus. Hin und wieder ergriff er ein Teil, wog es prüfend in der Hand und warf es angeekelt wieder fort. Der Verlust seines geliebten Drahtesels hatte ihm jede Lust am Basteln verdorben.
„Hallo, da seid ihr ja wieder“, sagte er ohne aufzuschauen, als Oliver und seine Gäste neben ihm auftauchten.
Tina sah ihn mitleidsvoll an. „Gibt es irgendwas, womit man dich aufheitern kann?“ Frank schüttelte traurig den Kopf.
„Vielleicht ein Eis —mit Früchten und Sahne?“
Frank hob unschlüssig die Schultern.
„Na komm, sei kein Frosch, gib dir einen Ruck und komm mit uns“, sagte Tini kameradschaftlich. „Wir wollen zum Schloß hinauf und uns dort ein bißchen umsehen. Und später Eis essen gehen. Glaubst du, daß wir genug Fahrräder für uns zusammenkriegen?“
Frank erhob sich ächzend und wies stumm auf die Garagenwand. Dort standen die Räder seiner Schwestern und seines älteren Bruders.
„Schon alles organisiert“, brummte Frank. „Muß mir nur noch die Hände waschen.“
Mit dem Fuß schob er die herumliegenden Fahrradteile in einer
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