Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
Abenteuerbüchern bedeckt, den Gummibaum in der Ecke zierte eine Pappnase und an der Stehlampe schaukelte eine ausgestopfte Fledermaus.
„Jetzt noch die Küche“, verkündete Oliver mit zwei extraheftigen Kicksern bei den Worten „jetzt“ und „Küche“. „Gustchen scheint einkaufen gegangen zu sein, sonst hätte sie euch schon längst begrüßt.“
Olivers Vermutung wurde durch einen Zettel bestätigt, der auf dem liebevoll gedeckten Frühstückstisch lag. Gustchen war einkaufen gegangen, aber vorher hatte sie für die Gäste aufgebaut, was immer man sich nach einer langen Bahnfahrt wünschen konnte: frische Brötchen, Rosinenbrot, Butter und Marmelade, Schinken und Wurst, Käse, gekochte Eier und Tomaten. Und unter einer voluminösen Kaffeemütze, die über und über mit gehäkelten Röschen verziert war, wartete eine große Kanne Kakao.
„Na, dann Prost! Auf die tollsten Osterferien, die es je gab!“ sagte Oliver feierlich und schwenkte seine Tasse, daß der Kakao über seine Hand schwappte.
„Prost! Auf die Ferien!“
„Daß sie nie zu Ende gehen mögen!“
Tina und Tini hoben ebenfalls ihre Tassen und stießen mit Oliver an. In dem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen und hinter einem Berg von Tüten und Netzen erschien das fröhlich-runde Gesicht von Gustchen, der Haushälterin.
„Wie schön!“ rief sie aus und sah von einem zum anderen, als betrachte sie ein kostbares Bild in einer Ausstellung.
„Was ist schön?“ fragte Oliver, verblüfft über den verzückten Ausdruck in Gustchens Gesicht.
„Na, ich hab mir doch den ganzen Weg über Sorgen gemacht“, sagte die mollige kleine Person und setzte ächzend ihre Last ab, „daß deine Gäste vielleicht keinen Kakao mögen. Hätt ich doch lieber noch eine Kanne Tee aufgebrüht, hab ich mir gesagt, und Saft hingestellt! Sicher mögen sie keinen Kakao und zwingen ihn sich rein aus lauter Höflichkeit. Und trauen sich nichts zu sagen. Und ich — ahnungslos — koch ihnen immer wieder Kakao und...“
„Gustchen, du bist unbezahlbar!“ Oliver sprang auf und wirbelte die kleine alte Dame einmal herum. „Aber du siehst, alles ist in bester Ordnung. Darf ich dir jetzt meine Cousine und ihren Bruder vorstellen? Das ist Tina, Tobbi — und Tinas beste Freundin Tini!“
Gustchen schüttelte allen strahlend die Hände.
„Wurde auch Zeit, daß ihr einmal herkommt! Viel zu still ist es hier, viel zu still! sage ich immer. Wozu bin ich überhaupt da, wenn der Herr Professor dauernd auf Reisen ist — und Oliver bei den Großeltern oder was weiß ich für Onkels und Tanten.“
„Setz dich zu uns, Gustchen“, unterbrach Oliver ihren Redefluß. „Trink Kakao mit uns, du bist ja noch ganz außer Atem.“
„Ihr Kakao schmeckt himmlisch! Viel besser als bei meiner Mutter“, schwärmte Tini.
„Ja wirklich, köstlich!“ fügte Tina schnell hinzu.
Gustchen strahlte, ihre Apfelbäckchen glühten vor Stolz.
„Ich koch so gerne“, sagte sie. „Könnt ihr euch vorstellen, wie mir zumute ist, wenn ich wochenlang allein hier sitzen muß? Ein Glück, daß wenigstens noch Wachtmeister Pelle da ist, sonst würde ich ganz trübsinnig werden. Aber nun eßt , Kinder, eßt tüchtig! Bis zum Mittagessen sind es noch zwei Stunden Zeit.“
„Du lieber Himmel“, stöhnte Tobbi, „wie sollen wir nach dem Frühstück Hunger fürs Mittagessen bekommen! Mein Bauch fühlt sich jetzt schon an, als hätte ich einen Fußball verschluckt! Wenn das so weitergeht, werde ich am Ende der Ferien zwei Zentner wiegen. He!“ unterbrach er sich und schaute Oliver von der Seite an. „Ich glaube, ich weiß, warum du so schnell gewachsen bist! Gustchens Kraftfutter, wie?“
„Klar, was dachtest du denn! Du mußt erst mal ihre Kuchen probiert haben — vorher kannst du gar nicht mitreden! Wo ist eigentlich Vater? Arbeitet er?“ fragte Oliver zur Haushälterin gewandt.
„Er mußte ins Institut, ich soll euch schön grüßen. Zum Mittagessen wird er wieder zu Hause sein.“
„Na prima, setzen wir also die Burgbesichtigung fort. Wenn ihr fertig seid, gehen wir in den Keller. Da habe ich nämlich noch eine besondere Überraschung für euch.“
„Eine Überraschung? Was denn?“ fragte Tina.
Gustchen lachte. „Oliver meint sein neues Fahrrad. Er hat es gerade zum Geburtstag bekommen. Ein Wunder, daß er es abends nicht mit ins Bett nimmt, so sehr liebt er es!“
„Was heißt hier Fahrrad?“ sagte Oliver mit einem empörten Kickser in der Stimme. „Ein
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