Tina und Tini 09 - Geisterstimmen im Park
den Tisch auf der Terrasse, wenn du magst.“
„Auf der Terrasse — mein Gott, es ist zwei Jahre her, seit ich zuletzt auf der Terrasse gesessen habe“, meinte Frau Hofer, und der gewohnte Ausdruck von Schwermut legte sich für einen Augenblick auf ihr Gesicht. Aber sie besann sich sofort wieder. „Natürlich auf der Terrasse! Bei dem herrlichen Wetter ist es draußen am schönsten.“
Frau Neumann ging ins Haus, und Tini zeigte zur Birke hinüber.
„Eine der Stimmen kam von dort! Wir haben direkt unter dem Baum gestanden, aber es ist nichts zu entdecken.“
„Laß mal sehen!“
Frau Hofer marschierte mit weitausgreifenden Schritten zur Birke hinüber und betrachtete sie prüfend.
„Und ob etwas zu sehen ist!“ rief sie. „Schaut her!“
„Also, ich kann nichts Ungewöhnliches entdecken“, sagte Tina zögernd.
„Nein? Dann schau dir mal den abgesägten Ast dort an!“
„Er ist viel dicker als die anderen“, stellte Tini fest.
„Ja, und vor allem: er war früher noch nicht da. Seht euch die Schnittfläche an — merkwürdig, findet ihr nicht?“
„Also, daß ist doch ein dicker Hund!“ rief Tobbi aus. „Ein Lautsprecher in einem Ast verborgen! Und wie täuschend echt er nachgemacht ist!“
„Wenn Sie nicht so sicher gewußt hätten, daß dieser Ast früher nicht da war, hätten wir ihn nie entdeckt!“
Nachdem sie einmal dahinter gekommen waren, wie geschickt die Gauner die Lautsprecher versteckt hatten, war auch der Rest bald gefunden.
„Die versteckten Lautsprecher haben wir jetzt gefunden“, sagte Tobbi, „aber das wichtigste Beweisstück fehlt uns noch. Womit haben sie die Geistererscheinung erzeugt?“
„Laßt uns mal vernünftig vorgehen. Ihr habt doch das Bild ebenfalls gesehen. Wo genau befand es sich?“
„Ich würde sagen — genau auf der Kastanie, wenn man vom Haus ausgeht“, meinte Tini.
„Ja, es schwebte vor der Kastanie“, bestätigte Tina.
„Der Meinung bin ich auch.“ Frau Hofer ging ein paar Schritte auf die Terrasse zu und schaute zur Kastanie hinüber. „Nehmen wir also an, sie haben dieses Bild mittels eines Projektors erzeugt — wie man ein Kinobild auf die Leinwand wirft — dann könnte das nur aus dieser Richtung geschehen sein.“
„Der Mann unter dem Busch!“ flüsterte Tini. „Wir müssen die linke Seite der Terrassentreppe noch mal genau untersuchen!“
Tina kicherte.
„Ich fühle mich wie beim Ostereiersuchen! So etwas Irres habe ich wirklich noch nie erlebt!“
„Unter dem Busch ist nichts“, meldete Tobbi, der jeden Zweig umdrehte.
„Sieh unter dem Efeu an der Treppe nach!“ kommandierte Frau Hofer.
„Hier!“ riefen Tina und Tini zugleich. „Also hat man Töne — sie haben ein Stück aus der Mauer gebrochen, um den Kasten darin zu verbergen“, fügte Tini hinzu. „Und das Efeu darüber ist aus Kunststoff.“
„Laß sehen.“
Frau Hofer bückte sich und untersuchte den Projektor. Sie brachte eine winzige Glasscheibe zum Vorschein, zwischen die ein Stückchen Film gelegt war.
„Ein Dia!“ rief Tobbi überrascht.
„Ja, eine Aufnahme meines Mannes“, erklärte Frau Hofer. „Der Film ist während eines Konzerts entstanden.“
„Wenn man es sich überlegt — die haben wirklich keine Mühegescheut, um dieses Theater zu inszenieren“, meinte Tini kopfschüttelnd. „Die Sache muß ihnen viel wert gewesen sein!“
,Ja“, sagte Frau Hofer. „Sie wußten, daß ich das Haus um keinen Preis verkaufen würde. Damit hatten sie nicht gerechnet — und als sie es begriffen, hatten sie das Bauvorhaben der großen Reihenhaussiedlung hier am Flußufer schon so weit vorangetrieben, daß es kein Zurück mehr gab. Jedenfalls nicht, ohne Millionenverluste einzustecken. Das muß sie auf diese absurde Idee mit dem Spuk gebracht haben. Ich könnte mich ohrfeigen, daß ich auf diesen dummen Trick hereingefallen bin! Aber das sollen sie mir büßen!“
„Eines verstehe ich nicht“, meinte Tini. „Wie sind sie an die Filmaufnahme gekommen?“
„Das muß diese Madame Consuela gewesen sein, ich habe sie mehrmals zu mir gebeten. Sie hat sich immer wieder Aufnahmen meines Mannes zeigen lassen, um besser den Kontakt zu ihm herstellen zu können, wie sie behauptete — nun, da wird sie diesen Filmstreifen heimlich eingesteckt haben.“
„Der Tee ist fertig!“ rief Frau Neumann von der Terrasse herunter.
„Das ist gut!“ Frau Hofer marschierte wie ein Feldmarschall ihnen voraus. „Dann können wir jetzt unseren Schlachtplan
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