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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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was er zu hören bekam, ergab einfach keinen Zusammenhang, wollte ihm scheinen. Offenbar erklärte ihm dieser Pokorny gerade, wie der Laden so lief, doch dazwischen waren ganz merkwürdige Satzkaskaden eingeflochten, die anscheinend auf frühere Fälle anspielten, über die Bronstein aber nicht im Geringsten informiert war. Irgendein Berghammer von der Finanz? Was hatte der mit dem Tagesablauf hier zu tun? Und warum fiel da jetzt plötzlich und unvermittelt der Name Kletzmayr? War der hier für irgendetwas zuständig? Musste er sich diesen Namen merken, weil er künftig öfter mit ihm zu tun haben würde?
    Ach so, der Kletzmayr war tot. Ebenso wie dieser Berghammer. Kollege, verwirr mich nicht! Das ist auch so schon alles kompliziert genug! Bronstein hob den Finger und setzte zu einer Äußerung an, doch Pokorny ließ ihn einfach nicht zu Wort kommen.
    „Jedenfalls hat der Strakosch …, also das ist der Patho…, aber den werden S’ eh auch noch …, jedenfalls hat der Strakosch damals g’sagt … ach ja, sehen S’, da ist die Registratur, da laufen alle aktuellen Fälle …, die werden da dokumen…, und sag ich zum Strakosch, na wenn das so ist …, ah, grüß Sie, Herr Oberrat, guten Tag zu wünschen … das war der … von der … Einser. Oder ist der von der Vierer? Blöd, das weiß ich jetzt gar nicht. … Wo war ich, ah ja, beim Strakosch … was ist denn, warum wacheln S’ denn dauernd mit dem Finger vor meiner Nasen …, sind S’ nervös oder so? … Ah so, sagen wollen S’ was, na, warum sagen S’ das nicht gleich? Ich strudel mich da ab …, dabei red ich eh so ungern …“
    „Lieber Herr Pokorny … richtig? … Fürs Erste brauche ich nur zwei Sachen von Ihnen. Erstens, wo soll ich mich hinsetzen, und zweitens, gibt es eine Liste aller Mitarbeiter, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun haben werde? Am besten natürlich mit Hinweisen, wo wer sitzt und so. Das würde für den Anfang schon völlig genügen.“
    Pokorny zog ein Schnoferl, als wäre er ein Backfisch. „Na, wenn S’ meinen“, sagte er nur und wies mit der ausgestreckten Hand in Richtung Ende des Ganges. „Zimmer 110. Das wäre Ihres. Und mich finden S’ da drüben auf 111. Also falls ich Ihnen nicht unangenehm bin oder so.“
    „Jetzt seien S’ doch nicht eing’schnappt, lieber Herr Pokorny, so war das doch gar nicht gemeint. Ich bin einfach nur mit der Situation vollkommen … überfordert. … Ich mein’, vor ein paar Minuten war ich noch ein kleiner Pflasterhirsch im 15. Hieb …, und jetzt auf einmal gehöre ich zur Elite. … Das müssen S’ schon verstehen, dass einem da ein bissel bang wird … im Olymp des Polizeiwesens.“
    Offensichtlich hatte Bronstein den richtigen Ton getroffen, denn Pokorny legte den Kopf leicht schief und schenkte seinem Gegenüber ein Lächeln.
    „Keine Sorge, Herr Oberkommissär, wir werden das Schiff schon schaukeln. Halten S’ Ihnen nur an den alten Pokorny, der was hier jedes Gewässer kennt und mit allen Wassern gewaschen ist. Sie werden sehen, mit mir an Ihrer Seite, da kann Ihnen gar nichts passieren.“
    Bronstein nickte dankbar.
    „Apropos passieren. Sie werden ned glauben, was mir gestern passiert ist. Das müssen Sie sich anhören, weil sonst glauben S’ das wirklich ned. Also ich sitz am Abend gemütlich beim Wirten, auf einmal … Was? Wo da die Häusln sind? Na Sie sind mir einer … ach so, Sie müssten einmal. Ah ja, verstehe … bis zu Ihrem Zimmer vor, dann links, schief gegenüber … aber jetzt muss ich Ihnen noch …, ah, so dringend … na dann … Wasser Marsch, gelt!“
    Bronstein enteilte Richtung Toilette und rief über die Schulter noch, er werde Pokorny später auf 111 aufsuchen, wobei er sich bemühte, dessen Antwort zu überhören. Er bog um die Ecke, riss die Klotür auf, sperrte sich in eine Kabine ein und wagte erst jetzt, so richtig tief auszuatmen. Sofort verspürte er Erleichterung, obwohl er sich selbige noch gar nicht verschafft hatte.
    Er wartete noch eine geraume Weile, dann schlich er vorsichtig aus dem Sanitärbereich und linste um die Ecke. Niemand war zu sehen. In Riesenschritten eilte er ins Journalzimmer, wo er tatsächlich seine Dokumente ausgefolgt bekam. Mit großen Augen blickte er auf seine Bestallungsurkunde. Jeder Zweifel war ausgeschlossen! Nach sechs Jahren des Darbens in den untersten Regionen des Polizeidienstes war ihm endlich ein Aufstieg gelungen. Das musste er unbedingt seinen Eltern berichten, die wohl schon jede Hoffnung

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