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Tinnef

Tinnef

Titel: Tinnef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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nun wieder auf den Alten aus, und die beiden anderen Anwesenden taten es ihm gleich.
    „Herr Oberkommissär, ich denke“, begann dieser, „ich habe vielleicht gute Neuigkeiten für Sie.“ Dann machte er eine dramatische Pause, die Bronstein beinahe veranlasste, laut loszuschreien.
    „Ich hab gehört“, griff der Hofrat den Gesprächsfaden wieder auf, „Sie haben sich zuletzt besonders an einer Geschichte rund um einen Oberleutnant aus dem Generalstab interessiert gezeigt. Wie es heißt, glauben Sie nicht, dass der Mann Selbstmord begangen hat. Ist das korrekt?“
    „Nun …, ja, es stimmt.“
    „Das heißt, Sie gehen davon aus, dass es sich bei dieser Angelegenheit um Mord handelt?“
    „Äh, na ja, … nun … ja, davon gehe ich aus.“
    „Dann ist das also Ihrer Meinung nach ein Fall für die Abteilung Leib und Leben. Sehe ich das richtig?“
    Bronstein bestätigte diesen Satz durch die einschlägige Bewegung seines Kopfes.
    „Na, was halten Sie dann davon, dass wir diesen Fall tatsächlich besagter Abteilung zuweisen?“
    „Das würde ich empfehlen, wenn man mich früge“, entgegnete Bronstein.
    „Gut. Sehr gut. Dann soll das so sein. Und ich weiß auch schon, wem wir denn Fall dort anvertrauen.“ Auf den Lippen des Hofrats zeigte sich der Anflug eines Lächelns.
    „Dem Oberkommissär Bronstein“, fuhr er endlich fort.
    „Na“, ergänzte nun der dritte Mann in der Kommission, sich somit wieder in die Unterhaltung einbringend, „was halten Sie davon. Wir versetzen Sie zum Mord. Tät Sie das interessieren?“
    „Aber wie auch noch!“ Bronstein traute seinen Ohren nicht. Er war in der festen Überzeugung erschienen, man würde ihm den Kopf abreißen, und stattdessen deutete alles darauf hin, dass er de facto befördert wurde. Er konnte das Ganze noch nicht glauben, rechnete immer noch mit einem finalen Schlag, während er sich schon in Sicherheit wähnte. „Ich meine, es wäre mir eine große Ehre“, erklärte er schließlich, „wenngleich ich mir nicht sicher bin, womit ich sie verdiene.“
    „Papperlapapp. Sie sind ein guter Mann, Bronstein. Solche können wir bei Leib und Leben gut brauchen. Sie sind viel zu schade für die Pflasterhirschen. … So, da haben S’ Ihre Bestallungsurkunde, ist alles schon unterfertigt. Mit der melden Sie sich gleich einmal beim zuständigen Leiter des Agenteninstituts. Der weiht Sie dann in alles Weitere ein. Herr Oberkommissär, das wär so weit alles. Schönen Tag noch.“
    Mit einer nachlässigen Grußbewegung war er entlassen. Der dritte Mann drückte ihm an der Tür noch die angesprochene Urkunde in die Hand, dann wies er Bronstein den Weg zu den Kriminalpolizisten von der Mordkommission.
    Alles war so schnell gegangen, dass Bronstein kaum Zeit zum Überlegen geblieben war. Wie in Trance ging er den Gang entlang und kam schließlich zum Journaldienstzimmer der Mordkommission. Dort klopfte er, schüchtern wie der Zögling eines Knabenseminars, an die Tür. Ein genervter Agent öffnete und starrte Bronstein feindselig an. Dann wurde der Mann des Zettels in Bronsteins Hand gewahr, und seine Haltung änderte sich spornstreichs. Auf dem Gesicht zeigte sich nun ein breites Lächeln.
    „Ah, Sie sind der Neue! Sie sind schon avisiert! … Pokorny!!“
    Aus einem Nebenraum scharwänzelte eine kleine, gedrungene Gestalt herbei, die sicher schon auf die sechzig zuging. Sie wirkte wie ein Dienstmann und blieb in devoter Haltung neben dem Agenten stehen.
    „Das ist der Pokorny. Der zeigt Ihnen hier alles, was Sie wissen müssen. Der gehört auch der Gruppe an, der Sie zugeteilt sein werden. Aber bevor er Sie in die Geheimnisse dieses Instituts einweiht, gehen S’ noch schnell zum Chef. Der will Sie sicher zuerst sehen und Sie persönlich an Bord begrüßen. … Pokorny, bring den neuen Kollegen hin!“ Der Agent schüttelte Bronstein noch schnell die Hand, dann wandte er sich wieder seinen Aufgaben zu, während Pokorny Bronstein bedeutete, er möge ihm folgen.
    „Und, der Herr? Wissen S’ schon, warum Sie bei uns gelandet sind?“
    „Ehrlich gesagt nicht“, entfuhr es Bronstein. Er verkniff sich gerade noch, einer wildfremden Person zu gestehen, dass er weit eher mit seinem Rauswurf gerechnet hatte als mit der Erfüllung seiner beruflichen Träume.
    „Sie haben Protektion g’habt. Von ganz oben. Ist aber eh klar. Einfach so kommt man nicht hierher. Präsident Brzesowsky hat persönlich angeregt, Sie hierher zu versetzen, heißt es.“
    „Der

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