Tisch für drei
hinterlässt, wenige Sekunden später dann auch auf der Pobacke. Sie beißt sich in die Hand. Mit der anderen umklammert sie eine Brust, ganz fest, sodass sie nicht mehr zwischen Schmerz und Lust unterscheiden kann, falls beides überhaupt voneinander zu trennen ist.
Die Peitsche trifft wieder und wieder auf seinen Körper, und Marta sieht weiter zu, während sich ihre Hände tief in ihr Fleisch graben, und sie fragt sich, wann Jacob die Sache beenden wird – falls er das überhaupt will. Nach allem, was sie über diese Dinge gelesen hat, und das war nicht wirklich viel, weiß sie, dass es eine Art Codewort geben muss, ein Safeword , wie es genannt wird, damit der Dom weiß, dass es genug ist. Denn »Nein« heißt ja nicht immer »Nein«, nicht in der Welt, in der Sex und Lust das Sagen haben. Und obwohl Marta das längst aus der Theorie weiß, kann sie es erst jetzt wirklich begreifen, als sie es hautnah miterlebt. Ihr Hirn schreit »Nein!« und will, dass sie zu Jacob eilt und ihm hilft, aber ihr Körper stimmt dem Ganzen zu. Sie fühlt so stark mit ihm, dass sie jeden Peitschenschlag, der seinen Körper trifft, fast schon selbst spüren kann.
Aber dann hört die Frau auf, beugt sich erneut über die Bettkante, und ihr Haar fällt wie dunkles Wasser über ihr Gesicht. Jacob bleibt reglos liegen und lässt noch immer den Kopf hängen. Marta kommt es fast vor wie eine Form intensiver Entspannung, als würde er jegliche innere Anspannung fahren lassen. Sie fragt sich, wie sein Leben sein mag, dass er so etwas braucht.
»Hände hinter den Rücken«, ordnet die Mistress an, und Jacob streckt die Hände nach hinten aus, sodass sie auf seinem Hintern liegen. Die Frau ergreift sie und bindet sie mit Lederriemen zusammen. Dann fasst sie unter ihn und tut etwas, was ihm einen kurzen Schmerzensschrei entlockt – Marta glaubt, dass sie ihm in die Brustwarzen kneift oder etwas in der Art. Marta tut das Gleiche bei sich und kann den Mund vor lauter Ekstase nicht mehr schließen. Jetzt ist sie besorgt, dass sie gleich kommen könnte, ohne dass sie überhaupt ihre Klit oder ihre Muschi berührt hat.
Und dann nimmt die Frau etwas in die Hand, das neben ihr auf dem Bett gelegen hat, und rollt es langsam auf, wie eine Schlange, die erwacht – eine Schlange, die man vorsichtig wecken muss, damit sie nicht wütend wird und beißt. Fasziniert beobachtet Marta, wie die Frau beginnt, Jacob mit dem Seil zu fesseln. Ihre Bewegungen sind nun sanft, sie ist fast schon zärtlich, als sie das Seil um seine Beine und dann seine Fußknöchel wickelt. Marta begreift, dass das eine Kunstform ist; diese Frau ist eine Künstlerin, die ihre Fähigkeiten und Techniken wie jeder andere Künstler erst lernen musste.
Dann ist es vorüber. Die Frau steht auf, begutachtet ihr Werk einen Augenblick lang, dann zieht sie ihren langen schwarzen Mantel über, der ihre Dom-Aufmachung verdeckt, und verlässt den Raum, ohne dem auf dem Bett liegenden Jacob noch einen weiteren Blick zuzuwerfen. Marta ist wie erstarrt. Sie kann ihn doch nicht ernsthaft so liegen lassen? Sie schüttelt den Kopf. Nein, sie wird gleich zurückkommen. Sie geht nur nach unten an die Bar und trinkt etwas auf Jacobs Rechnung, und dann kommt sie wieder und lässt ihn frei. Oder sie ist kurz weggegangen, um einen anderen Kunden zu »bedienen« und kehrt zurück, wenn Jacob anfängt, sich zu winden und zu schwitzen, weil er nicht weiß, wie er sich aus dieser Lage befreien soll.
Die Stille ist überwältigend. Draußen vor dem Fenster dämmert es, und auch im Zimmer wird es zunehmend dunkler. Viel Zeit verstreicht, vielleicht sind es sogar Stunden. Marta muss auf die Toilette, aber sie ignoriert das Gefühl so lange, bis es wieder weg ist. Irgendwann schließt sie die Augen und hält die Luft an, damit sie ihn hören kann, wie das Flüstern des Meeres, um sich selbst zu beweisen, dass er noch da ist, in der ausgehöhlten Gestalt auf dem Bett, dem Fast-Mann, zu dem er geworden ist.
Auf einmal kann sie es nicht mehr ertragen. Sie kann unmöglich noch einen Augenblick länger in dem Schrank bleiben und mit ansehen, wie er bewegungslos auf dem Bett liegt wie ein Hund. Selbst wenn es das ist, worum er gebeten, wofür er womöglich sogar bezahlt hat. Aber jetzt ist es vorbei. Er hat doch was für sein Geld gekriegt, oder nicht? Welches Vergnügen kann er jetzt noch verspüren, allein in der Dunkelheit, unfähig, sich zu bewegen, während er darauf wartet, dass seine Herrin Mitleid
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