Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tisch für drei

Tisch für drei

Titel: Tisch für drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
Vom Netzwerk:
zusammen zu sein. Aber hier steht sie und bewundert diese wundervolle Kreatur, die nicht von dieser Welt zu sein scheint, wäre ihr gern nahe, bei ihr, in ihr.
    Und Jacob? Was ist mit diesem Mann, um den herum sie so viele Tagträume aufgebaut hat? Kommt er ihnen wenigstens nahe. Dummerweise sieht sie nur wenig von ihm, da er wie erschlagen auf dem Bett unter der Frau liegt – sie kann nur eine Seite seines Kopfes sehen, die Kieferpartie ist unter dem blassweißen Arm der Frau zu erkennen. Und sein Unterkörper ist unterhalb ihrer angewinkelten Knie zu erkennen – seine muskulösen Oberbeine, der erigierte Penis, seine angespannten Zehen, alles voller Erwartung.
    Marta wartet darauf, dass sich die Frau auf Jacob setzt, als sich aus ihrer Kehle ein Keuchen stiehlt. Die Frau hat sich vorgebeugt, mit dem Arm ausgeholt und Jacob lautstark auf die Wange geschlagen. Sein Kopf schleudert zur Seite, aber er gibt keinen Ton von sich und scheint auch sonst nicht überrascht zu sein, und Marta könnte schwören, dass er mit dem Schlag gerechnet hat. Hat er möglicherweise sogar darum gebeten, da er ihm nicht ausgewichen ist?
    Dann sagt die Frau etwas, und ihre Stimme klingt so voll wie geschmolzene Schokolade mit einem Akzent, den Marta nicht einordnen kann.
    »Oh, du warst so ein böser Junge«, sagt sie. »So ein ausgesprochen böser Junge.« Und dabei schlägt sie Jacob erneut so heftig, dass sein Kopf zur Seite schnellt, obwohl er ihn doch eben erst gedreht hat, um sie anzusehen.
    Marta muss jetzt einen richtigen Kloß herunterschlucken, ihre Kehle ist vor Angst wie zugeschnürt, doch auch Sehnsucht mischt sich unter ihre verworrenen Gefühle. Sie hat Angst – Angst um Jacob, Angst, was mit ihr passiert, falls sie sich verraten sollte. Aber es macht sie auch unglaublich an. Sie ist erregter, als sie es jemals zuvor gewesen ist. Und am meisten törnt sie die Vermutung an, dass Jacob trotz seiner unterwürfigen Haltung um all das gebeten hat.
    Die Frau sieht weiterhin herrisch und arrogant auf Jacob herab. Aus ihrem Versteck kann Marta erkennen, dass die Frau im Korsett nichts für ihn empfindet, und zu dieser Erkenntnis gesellt sich noch eine weitere: Jacob muss sie dafür bezahlen, dass sie hier ist und ihn erniedrigt. Doch anstatt wie erwartet Abscheu zu verspüren, geht Marta das Herz auf. Sie fühlt eine fast schon mütterliche Zuneigung für ihn, sie bemitleidet ihn und möchte ihn beschützen. Sie will ihn im Arm halten, wenn die Frau gegangen ist, damit alles wieder gut wird.
    Jetzt beugt sich die Frau vor und greift nach etwas, was neben dem Bett auf dem Boden liegt. Marta brennt vor Neugier, ihre Kehle ist ganz trocken, und sie öffnet die Schranktür einige Millimeter weit, um mehr erkennen zu können. Als die Frau vorgebeugt in einer Tasche herumsucht, wie Marta vermutet, kann sie Jacob besser sehen. Er liegt immer noch auf dem Rücken und hat den Kopf zur Seite gedreht, in ihre Richtung. Seine Augen sind fest geschlossen, aber niemand würde annehmen, dass er schläft – sein Gesicht ist vor Anspannung verzerrt, wirkt fast versteinert. Marta sieht fasziniert dabei zu, wie die Frau wieder auf ihn steigt und mit der Peitsche knallt, die sie jetzt in der Hand hält. Jacobs Körper zuckt als Reaktion auf das Geräusch zusammen, aber sein Gesicht wird erneut verdeckt, sodass Marta weder seinen Gesichtsausdruck erkennen noch feststellen kann, ob er die Augen jetzt geöffnet hat.
    »… so unfassbar böse«, hört sie die Frau murmeln, und dann saust die Peitsche durch die Luft und trifft Jacob an der Schulter. Wie eine Marionette zappelt er, und schreit auf. Martas Herz rast. Sie würde so gern zu ihm gehen, aber sie fürchtet sich vor den Konsequenzen. Die Frau jagt ihr ebenfalls Angst ein. Wer weiß schon, was sie dann machen würde? Jetzt will Marta mit der ganzen Sache überhaupt nichts mehr zu tun haben und wäre am liebsten ganz woanders. Aber sie sitzt in der Falle.
    Sie will sich schon wieder in die hinterste Schrankecke zurückziehen und sich die Ohren zuhalten, bis alles vorüber ist, als die Frau Jacob befiehlt, sich umzudrehen. Er gehorcht, und Marta kann ihre Augen nicht von seinem gebräunten und athletischen Körper abwenden, der so kraftvoll und gleichzeitig so unterwürfig aussieht. Er präsentiert der Frau seinen Hintern und lässt den Kopf wie ein Hund hängen. Die Peitsche pfeift durch die Luft, und Marta kann selbst aus ihrem Versteck noch erkennen, wo sie auf seinen Schultern rote Striemen

Weitere Kostenlose Bücher