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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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der transfiniten Zahlen kennengelernt – was sicher eine entscheidende Stufe in einer solchen Entwicklung ist. Und wir befinden uns ganz entschieden in einer Krise. Soweit würde alles passen. Aber… Nun, es gibt ziemlich viele Planeten in diesem Universum, Charles. Wir könnten die Kinder sein, von denen sie sprechen. Aber genauso gut können sie nicht einmal wissen, daß wir existieren!«
    Er stand auf; seine Miene war bedrückt. »Die Götter«, sagte er leise. »Sie sind dort draußen, in ihrem Reich jenseits der Unendlichkeit, und sie bereiten sich darauf vor, unser pseudosphärisches Ei aufzuspalten und uns in ein unvorstellbar größeres Universum ausschlüpfen zu lassen. Doch gilt das wirklich uns – oder einer anderen Rasse? Und wie werden wir feststellen können, wann es geschieht? Nach welchem Zeitmaßstab haben sie es geplant – für unser Morgen, für ihr Morgen, oder Milliarden Jahre zu spät für uns?«
    »Oder«, sagte ich, »die ganze Sache ist überhaupt nur ein Hirngespinst.«
    »Das ist möglich«, sagte er. Er wußte, glaube ich, daß ich das nur der Form halber gesagt hatte, aber er ließ sich nichts anmerken. »Nun, fürs nächste bist du von deinem Posten beurlaubt, Charles. Ich werde dich nicht länger aufhalten. Ich mußte es einfach jemandem erzählen, und das habe ich jetzt getan. Denk darüber nach.«
    Er ging, das Kinn nachdenklich gesenkt, so daß ihm die Zigarrenasche in die Weste bröselte.
    Ich dachte darüber nach. Es war natürlich purer Unsinn. Die hingekritzelte ›Botschaft‹ dieser Frau war Kauderwelsch; Lord Rogge hatte die mathematischen Ausdrücke herauszulesen geglaubt, mit denen er vertraut war, und jemand anderer würde vielleicht auf seinem eigenen Fachgebiet einen Sinn darin finden. Wie käme eine Putzfrau zur Sprache der Relativität, zu transfiniten Zahlen? Natürlich war es möglich, daß sie die Gedanken irgendeines Experten auf telepathischem Wege aufgefangen hatte – vielleicht sogar Rogges eigene –, aber mit dieser Erklärung ersetzte man nur ein Wunder durch ein anderes. Wenn ich an Telepathie glauben wollte, konnte ich genausogut zugeben, daß ich eben ein internes Memorandum direkt vom Olymp gelesen hatte.
    Das dritte Programm brachte nun wieder Musik, aber dann ertönte noch ein anderes Geräusch in der Bar. Es war nicht sehr laut, aber gleichmäßig und durchdringend. Man spürte es durch den Boden, trotz der dicken Teppiche, und es ließ die Luft leise vibrieren. Sir Leslies Blick hob sich von der Vase, die er die letzte halbe Stunde fixiert hatte, und hob sich langsam, langsam zu der dunklen Eichentäfelung der Decke. Die Lampen flackerten einmal kurz.
    Kinder der Götter…
    Wir würden es sehr bald wissen. Die Bomber kamen.

DAS GLÜCKLICHSTE GESCHÖPF
    (THE HAPPIEST CREATURE)
     
JACK WILLIAMSON
     
     
    Der Sammler kam erbost schnaufend in das Büro des Kommandanten der Quarantänestation Luna‐Erde gestürzt. Er war ein untersetzter, kahler Mann mit schlauen, eisgrünen Äuglein, die tief in fetten, gelben Fleischfalten lagen. Er konnte sehr freundlich lächeln, wenn er bekam, was er wollte. Im Moment war das nicht der Fall.
    »Wir sind gut hundert Lichtjahre weit angereist, und Sie sehen doch, wer ich bin.« Er hielt dem Kommandanten seine psionischen Identifikationsfilme unter die Nase. »Ich brauche mindestens einen von diesen sonderbaren Anthropoiden für mein Sortiment, trotz Ihrer dämlichen Vorschriften und Regeln.«
    Die schimmernden Filme bezeugten seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen. Er besaß die Genehmigung, für den größten Zoo der bewohnten Galaxis Exemplare zu sammeln, und der Quarantänedienst wurde offiziell ersucht, ihn bei seinem Unternehmen zu unterstützen.
    »Ich verstehe«, nickte der Kommandant respektvoll und bemühte sich, seine Verärgerung nicht erkennen zu lassen. Die diffizile Aufgabe, die aufkeimende Kultur der Erde zu behüten, hatte ihn gelehrt, solchen unerwarteten Ansinnen mit Vorsicht zu begegnen. »Ihre Referenzen sind gewiß eindrucksvoll, und wir werden Ihnen auch gerne behilflich sein, soweit es in unserer Macht steht. Möchten Sie sich nicht setzen?«
    Der Sammler wollte sich nicht setzen. Er war mit dem Kommandanten sehr unzufrieden.
    Er bezweifelte laut, daß die Quarantänebestimmungen jemals für einen so rückständigen Planeten wie die Erde gedacht waren, und er beabsichtigte, sein Musterexemplar ohne weiteres Getue einzusammeln.
    Der Kommandant, der aus einer Kultur stammte, in

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