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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Eingeborenen vom Schiff fernzuhalten, erfanden die Inspektoren eine Geschichte von einem Mann auf einem Pferd, der in wilder Panik in die entgegengesetzte Richtung geritten sei.
    Sie führten die eingeborenen Beamten zurück zu der Stelle, wo sie den imaginären Reiter gesehen haben wollten, und lenkten sie bis zum Morgengrauen ab. Inzwischen war die Expedition samt ihren Wagen und Sammlungen vom Schiff aufgenommen worden und befand sich bereits im Weltraum.
    Die Eingeborenen fingen den Flüchtling niemals wieder ein. Durch einen jener höchst unwahrscheinlichen Zufälle, die selbst mit gewissenhaftester Tarnarbeit nie ganz ausgeschlossen werden können, war er an Bord des Raumschiffs gelangt.
    Der flüchtige Anthropoide war ein junges, männliches Exemplar. Seinem Aussehen nach war er nahezu menschlich, fast als ansprechend zu bezeichnen. Der Gefängnisaufenthalt hatte ihn schlank und sehnig werden lassen, und er hielt sich fast trotzig aufrecht. Eine alte Verletzung hatte eine häßliche Narbe auf seiner Wange hinterlassen, und sein Mund wies einen irgendwie gehässigen Zug auf, aber er besaß die träge Geschmeidigkeit eines Raubtiers und natürliche Gewitztheit.
    Er war sogar soweit menschlich, daß er Kleidung trug und einen Namen besaß. Sein schmutzstarrendes Gewand war aus verflochtenen tierischen und pflanzlichen Fasern hergestellt, seine Fußbekleidung aus der Haut getöteter Tiere. Sein Name war Casey James. Er war jedoch wie irgendein Dschungelraubtier bewaffnet, mit einer scharfen Stahlklinge. Sein Körper war, wie der gesamte Planet, von parasitären Organismen verseucht. Er zitterte vor Furcht und Erschöpfung wie jedes gejagte Tier, als er in jener Nacht auf das Schiff stieß. Der bohrende Schmerz seines Hungers hatte sich gelegt, aber eine Schußwunde in seinem linken Arm bereitete ihm unverminderte Qualen.
    In der Dunkelheit entdeckte er das Schiff überhaupt nicht. Die Lastwagen hatten auf der Straße angehalten, und der Fahrer des letzten war nach vorn gegangen, um bei der Justierung der Laderampe zu helfen. Der Anthropoide kletterte auf den unbewachten Laster und verbarg sich unter einer Plane, bevor das Fahrzeug an Bord gebracht wurde.
    Obwohl er verwirrt und beunruhigt gewesen sein mußte, als er entdeckte, daß das Schiff kein irdisches Transportmittel war, blieb er mehrere Tage im Laderaum versteckt. Mit tierischer Schläue gelang es ihm sogar, sich Nahrung zu verschaffen – er melkte eines der Mustertiere. Er schlief in der Fahrerkabine eines leeren Lastwagens. In seiner Wunde vermehrten sich jedoch gefährliche Organismen, und die Schmerzen trieben ihn schließlich aus seinem Versteck.
    Er bedrohte die Wärter, die die Mustertiere versorgten, mit seinem Messer und verlangte einen Arzt. Sie entwaffneten ihn ohne Schwierigkeiten und brachten ihn auf die Veterinärstation. Dort wurde er, sobald er geschrubbt und desinfiziert war, vom Expeditionsleiter aufgesucht.
    »Wohin fliegen wir?« erkundigte er sich und setzte sich in seinem Bett auf.
    Er nickte ohne erkennbares Erstaunen, als der Sammler ihm die Aufgabe und das Ziel des Schiffs nannte und die übrigen Umstände erklärte.
    »Eure Tarnung ist gar nicht so super, wie ihr euch einbildet«, sagte er. »Ich hab schon selber solche fliegenden Untertassen gesehen.«
    »Fliegende Untertassen!« Der Sammler schnaufte verächtlich. »Die haben mit unseren Schiffen nicht das geringste zu tun. Die meisten sind nichts weiter als Brechungsbilder von Oberflächenlichtern, verursacht durch atmosphärische Inversionsschichten. Die Quarantäneleute bringen ein Buch heraus, um das Ihren Mitgeschöpfen zu erklären.«
    »Das wär was für die Bullen!« Der Anthropoide grinste. »Ich wette, die zerbrechen sich noch immer die Hohlköpfe, wie ich ihnen entwischt bin.« Er unterbrach sich, um den Verband an seinem Arm zu betasten, offenbar erstaunt über die gediegene medizinische Versorgung, die natürlich die auf seiner Welt übliche weit übertraf. »Und wann erreichen wir diesen tollen Zoo?«
    »Sie gar nicht«, erklärte ihm der Sammler. »Ich habe zwar ausdrücklich ein solches Exemplar wie Sie beantragt, aber diese pedantischen Beamten haben nicht gestattet, daß ich mir eins besorge.«
    »Ihr wollt mich also loswerden?«
    Der psionische Übersetzer verriet die gefährliche Panik des Anthropoiden, noch bevor sich sein muskulöser Körper anspannte.
    »Warten Sie!« Der Sammler trat hastig zurück. »Regen Sie sich nicht auf. Wir tun Ihnen nichts. Wir

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