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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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gewundenen Asphaltstraße, die nach Bel Air führte. Ein schwarzer Polizeiwagen, auf dessen Dach ein rotes Licht monoton blinkte, war am Straßenrand geparkt. Eine Schar Neugieriger hatte sich angesammelt.
    Keith hielt einen Moment inne, ohne die Menge zu beachten. Sie befanden sich hoch oberhalb der Stadt, und die Straße wand sich den Hügel hinunter wie eine Kette weißer Christbaumlämpchen. Weit unten lag das Zentrum von Los Angeles, ein modernes Mosaik aus einer Milliarde funkelnder Lichter.
    »Ich fürchte, nun wird man bis zum Präsidenten gehen müssen«, sagte er resignierend.
    »Klar«, meinte der eine Polizist nicht einmal unfreundlich, »kommen Sie nur, wir wollen nachschauen, ob das Weiße Haus noch offen hat.«
    Sie stiegen in das schwarze Auto und fuhren durch die Nacht hinunter, an den Palästen der Oberen Zehntausend vorbei, die sich in Bel Air angesiedelt hatten. Die Luft war kühl und feucht, und die Fahrt dauerte ziemlich lange.
    Am nächsten Tag brachten die Zeitungen bereits die Meldung, und badeten sie gehörig aus.
    Vier Blätter machten einen Ulk daraus:
    BEL AIR: KAFFEE VERSCHÜTTET, ALS UNTERTASSE FIEL
    PROMINENTER MARSIANER ZU BESUCH
    RAUMINVASOREN SCHEITERN AN SMOG
    INTERPLANETARISCHE PATROUILLE AUF FALSCHEM KURS
    Eine Zeitung verkniff sich die Witzeleien und brachte die Fakten:
    FANTASTISCHES SCHIFF IN BEL AIR ABGESTÜRZT; WISSENSCHAFTLICHE UNTERSUCHUNG ANGELAUFEN
    Alle Zeitungen brachten das Foto des Wracks, das keineswegs wie eine Untertasse aussah, weder wie eine fliegende noch wie sonst eine. Alle Zeitungen brachten Fotos von dem Mann, der sich Keith nannte, und der überwiegende Eindruck, den diese Fotos hervorriefen, war Erstaunen über seine Jugend. Nach irdischen Maßstäben konnte er nicht mehr als etwa fünfundzwanzig sein, und es fiel jedermann schwer, in ihm eine ernsthafte Bedrohung von den Sternen zu sehen.
    Am zweiten Tag nach dem Absturz konnten die Zeitungen ihren Lesern mit zwei weiteren konkreten Informationen dienen. Die erste war, daß die Techniker das Schiff einer überraschend sorgfältigen, eingehenden Untersuchung unterzogen. Die zweite war, daß Keith begonnen hatte, in einer seltsamen Schrift alle Unterhaltungen aufzuzeichnen, die sich in seiner Hörweite abspielten. Inzwischen war natürlich die Story längst von den Titelseiten verdrängt worden.
    Interessant war eigentlich nur, was die Zeitungen nich t druckten. Die üblichen Abschlußartikel glänzten durch Abwesenheit. Niemand versuchte die sogenannte fliegende Untertasse als Werbungsgag für einen neuen George-Pal-Film abzutun. Kein unternehmungslustiger Reporter stieß auf mögliche Verbindungen zwischen Keith und der Pacific Rocket Society, der Los Angeles Science Fantasy Society, dem Raketenversuchsgelände White Sands, den Rosenkreuzern, den Novemberwahlen oder dem Weltuntergang.
    Und Keith rückte mit keinerlei Informationen heraus. Er gab sich jedoch größte Mühe, zuvorkommend zu sein, und notierte weiterhin in allen Einzelheiten, was die Leute zu ihm sagten. Nach dem dritten Tag gab es einfach keine Meldungen mehr. Soweit es die Zeitungsleser betraf, war Keith ein Drei-Tage-Wunder gewesen, das nicht mehr aktuell war, und außerdem gab es in Hollywood zwei interessante neue Scheidungen, mit denen sich Schlagzeilen machen ließen. Was die Zeitungen wußten, aber nicht veröffentlichen konnten, war die Tatsache, daß Keith heimlich, still und leise nach Washington gebracht worden war.
    Nachdem sich gewisse Behörden, so zum Beispiel die Bundespolizei FBI, der Geheimdienst CIA, das Komitee für Unamerikanische Aktivitäten UAAC, eingehend für Keith interessiert hatten, erreichte er endlich das State Department.
    Er machte sich immer noch ausführliche Notizen und bat oft Leute, ein Wort oder einen Ausdruck zu wiederholen, den er nicht deutlich verstanden hatte. Seine Schrift allerdings hätte genausogut aztekisch wie die Internationale Lautschrift sein können.
    John William Walls, Beamter des State Department, sah so sehr wie ein Diplomat aus, daß er nur schwerlich eine andere Anstellung finden hätte können, außer vielleicht für eine Whiskyannonce im New Yorker. Er war schlank, beinahe asketisch hager, untadelig angezogen, und sein makellos gebürstetes Haar war an den Schläfen leicht ergraut. Er trommelte mit den perfekt manikürten Fingernägeln auf seinen Edelholzschreibtisch und schürzte die dünnen Lippen.
    »Ihr Fall stellt uns vor zahllose höchst gewichtige Probleme, Keith«, sagte

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