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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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war von der Welt oben vollkommen abgeschnitten. Der Bunker war ein kleiner, in sich abgeschlossener Kosmos: alles, was ein Mensch brauchte, war hier - oder würde es bald sein. Nahrung, Wasser, Luft, Unterhaltung. Nichts sonst war nötig. Er brauchte nur die Hand auszustrecken und fand, was er haben wollte.
    Er konnte für immer hier unten bleiben, ewig, sicher, nichts entbehrend, ohne Angst, nur das Schnurren der Generatoren unter ihm zur Gesellschaft, die blanken, asketischen Wände um ihn, über ihm, leichte Wärme ausstrahlend, freundlich, behaglich wie ein lebender Behälter.
    Plötzlich schrie er, und es war ein lauter, freudiger Schrei, der von den Wänden widerhallte. Das Echo betäubte, berauschte ihn. Er schloß die Augen, ballte die Fäuste. Entzücken erfüllte ihn. Er schrie wieder - und ließ das Dröhnen des Widerhalls wie eine warme Welle über sich zusammenfluten, seine verwandelte, verstärkte mächtige Stimme.
    Seine Mitschüler wußten es, bevor er noch am nächsten Morgen in die Schule kam. Sie begrüßten ihn grinsend und einander anstoßend, aber freundlich. »Stimmt’s, daß ihr einen GEC 62 habt?« erkundigte sich Earl Peters.
    »Klar«, antwortete Mike. Ein nie gekanntes, ruhiges Selbstbewußtsein erfüllte ihn bis in die Zehenspitzen. »Komm doch mal vorbei«, sagte er so beiläufig, wie er es nur fertigbrachte. »Ich zeig ihn dir.«
    Er ging weiter, voll Genugtuung über all die neidigen Mienen.
    »Na, Mike«, sagte Mrs. Cummings, als er die Klasse nach Unterrichtsschluß verließ, »wie fühlt man sich denn damit?«
    Er blieb beim Pult stehen, schüchtern, stolz und zufrieden. »Es ist prima«, stellte er fest.
    »Trägt dein Vater jetzt auch zu den NATS bei?«
    »Ja.«
    »Und du hast eine Karte für unseren Schulbunker?«
    Glücklich zeigte er ihr das an seinem Handgelenk befestigte kleine Plastikschildchen. »Er hat heute für alles einen Scheck an die Stadtverwaltung geschickt. Er sagt: ›Wenn ich schon so weit gegangen bin, hat’s keinen Sinn, sich mit halben Sachen zu begnügen.‹«
    »Jetzt habt ihr endlich denselben Schutz wie alle anderen Leute.« Die ältere Frau lächelte ihm freundlich zu. »Ich bin froh darüber. Ihr seid nun pro-S, nur gibt es keinen solchen Ausdruck. Ihr seid - nun - eben genau wie alle anderen Bürger.«
    Am nächsten Tag schrien es die Nachrichtenautomaten den Menschen ins Gesicht: die erste Information über die sowjetischen Bohr-kapseln. Bob Foster stand mitten in seinem Wohnzimmer, die Bandzeitung in der Hand, und fluchte mit zorngerötetem Gesicht verzweifelt vor sich hin. »Gott verdammt noch mal, das ist eine Verschwörung! Das ist Betrug!« Seine Stimme hob sich in fassungsloser Wut. »Da haben wir gerade dieses Ding gekauft, und jetzt das! Was sagst du dazu?« Er drückte seiner Frau das Band in die Hand. »Da hast du’s. Hab’ ich das nicht die ganze Zeit vorausgesagt?«
    »Ich weiß«, entgegnete Ruth heftig. »Du denkst anscheinend, daß die ganze Welt nichts anderes zu tun hat, als dir einen Tort anzutun. Waffen werden doch andauernd verbessert, Bob. Vorige Woche waren es diese Getreidekrankheitssporen. In dieser Woche sind’s Bohr-kapseln. Du glaubst doch nicht, daß jeder Fortschritt aufhört, bloß weil du dich endlich entschlossen hast, einen Bunker anzuschaffen?«
    Der Mann und die Frau sahen einander an. »Was, zum Teufel, sollen wir tun?« fragte Bob Foster ratlos.
    Ruth kehrte in die Küche zurück. »Ich habe gehört, daß sie eine Zusatzvorrichtung entwickeln wollen.«
    »Eine Zusatzvorrichtung? Was soll das heißen?«
    »Damit die Leute keine neuen Bunker kaufen müssen. Das Video hat vorhin einen Werbespot gebracht. Sobald die Regierung es geprüft hat, soll eine Art Stahlgitter auf den Markt kommen. Das wird über dem Bunker ausgebreitet und hält die Bohrkapseln auf. Sie werden dadurch an der Oberfläche zur Explosion gebracht und können sich nicht mehr bis in den Bunker hinunterbohren.«
    »Was soll das kosten?« »Haben sie nicht gesagt.« Mike Foster saß zusammengekauert auf der Couch und hörte zu. Er hatte bereits in der Schule von der neuen Waffe erfahren. Sie hatten eben ihre Prüfung in Beerenidentifikation ablegen sollen, wobei sie plastikversiegelte Muster von wilden Beeren nach genießbar, ungefährlich und giftig trennen mußten, als das Signal für eine allgemeine Zusammenkunft ertönte. Der Direktor las der versammelten Schule die Meldung über die Bohrkapseln der Sowjets vor und benutzte die Gelegenheit,

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